Weg für 4. Eisenbahnpaket frei

Laut EU-Kommission wurden folgende Eckpunkte vereinbart:

  • In ganz Europa dürfen ab 2020 eigenwirtschaftliche Personenverkehre uneingeschränkt angeboten werden
  • Ab 2023 müssen alle bestellten Verkehre von den Aufgabenträgern europaweit ausgeschrieben werden
  • Neue detaillierte Regeln für die diskriminierungsfreie Nutzung der Infrastruktur
  • Transparenzregeln gegen die heimliche Quersubventionierung der Verkehrssparten von vertikal integrierten Bahnunternehmen über die Infrastruktur

Die „technische Säule“ umfasst:

  • Einheitliche Fahrzeug- und Unternehmenszulassungen durch die Europäische Eisenbahn-Agentur (ERA)
  • Ein „one-stop shop“ für Anträge auf solche Zulassungen
  • Durchkämmen und Entrümpeln der nationalen Vorschriften
  • Stärkere Rolle der ERA bei der Erteilung von Sicherheitsbescheinigungen
  • Aufbau eines System für schnellen Austausch über Sicherheitsrisiken
  • Stärkere Rolle der ERA bei der Zulassung von ERTMS/ETCS-Modifikationen

(roe)

Aufgefischt 21.4.2016

Beim Gipfeltreffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten am Donnerstagabend soll es laut Tagesspiegel auch um die Bundesautobahngesellschaft gehen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble könnte bei diesem Thema kompromissbereit sein, spekuliert das Blatt.

2015 erhielten weniger Handy-Sünder im Auto Punkte als noch 2011, berichtet das Oberbayrische Volksblatt unter Berufung auf Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes. Gründe für den Rückgang nennt das Blatt nicht. Das BMVI will die Kampagne gegen Handy-Ablenkung intensivieren. (roe)

Grüne im Saarland für Fernstraßengesellschaft

Anlass für den Antrag sei die Sperrung Brücke im Zuge der A6, die die Defizite im Substanzerhalt an den Tag gebracht habe, teilten die Grünen mit. „Alleine im Saarland sind 8,5 Prozent der Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen marode, was einem Viertel der Brückenfläche des Landes entspricht“, erläuterte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Hubert Ulrich. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass das bisherige System, wonach die Länder für die Planung, den Bau und Erhalt der Verkehrswege im Bundesbesitz zuständig sind und der Bund lediglich die Finanzierung übernimmt, gescheitert ist. Gerade Haushaltsnotlageländer wie das Saarland verfügen nicht über ausreichende personelle Ressourcen, um zeitnah wichtige Bauprojekte auf den Weg zu bringen.“

Die Landesregierung solle sich dafür einsetzen, die Zuständigkeiten in einer Verkehrsinfrastrukturgesellschaft zu bündeln, die sich in rein öffentlich-rechtlicher Trägerschaft befindet. Ihr Kernauftrag soll im Betrieb, dem Erhalt und der Sanierung der vorhandenen Infrastruktur liegen. Neubauprojekte sollen ausschließlich auf Grundlage eines parlamentarisch beschlossenen Bundesnetzplans erfolgen.

In Niedersachsen, NRW, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern hatten sich die Grünen-Fraktionen dafür ausgesprochen, die Auftragsverwaltung beizubehalten. In Brandenburg hat die Landtagsfraktion Skepsis durchblicken lassen, in Schleswig-Holstein sogar für eine Bundesfernstraßengesellschaft plädiert.

Für die Talbrücke Fechingen fordern sie eine Aufnahme in die „Turboliste“ des Bundesfernstraßengesetzes, sofern sie nicht kurzfristig wenigstens wieder vierspurig für Pkw und Motorräder freigegeben werden kann. Verkehrsministerin Anke Rehlinger berichtete, dass der Bund dies bereits prüfe.

In der Landtagsdebatte widersprach Elke Eder-Hippler von der SPD den Grünen, dass mit Bündelung der Zuständigkeiten in der Hand des Bundes alles besser werde, und verwies auf die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Der CDU-Abgeordnete Peter Strobel sprach sich zumindest für eine differenziertere Sicht auf eine zentrale Gesellschaft aus und verwies auf das Beispiel der österreichischen Asfinag. Darüber hinaus plädierte er dafür, auf Planfeststellungsverfahren bei reinen Ersatzneubauten zu verzichten, und dies auch auf Bundesebene vorzuschlagen. Der Grünen-Antrag wurde mit Stimmen aller anderen Fraktionen abgelehnt. (roe)

Rechnungshof I: BMVI und DB rechnen sich neue Fehmarnsund-Brücke schön

Der Bundesrechnungshof verdächtigt das BMVI und die DB, in der Frage des Ausbaus der Fehmarnsundquerung die Varianten mit Erhalt der Bestandsbrücke absichtlich schlechtzurechnen. Das geht aus einem Bericht an den Rechnungsprüfungsausschuss hervor, der dem Verkehrsbrief vorliegt.

Kern des Streits ist, wie der zusätzliche Verkehr nach der Inbetriebnahme der festen Fehmarnbeltquerung aufgenommen werden kann. Das BMVI hat sich im September 2015 dafür ausgesprochen, zwei neue Querungen für Straße und Schiene zu bauen. Die Variante, die 1963 in Betrieb genommene kombinierte Bahn-Straßenbrücke als reine Straßenbrücke weiter zu nutzen, hat das Ministerium verworfen. Es begründet seine Entscheidung mit wirtschaftlichen Erwägungen und praktischen Überlegungen.

Widersprüche in der Bewertung von BMVI und DB

Der BRH hingegen zweifelt an den Berechnungsmethoden des BMVI und der DB, in deren Baulast die Bestandsbrücke fällt. Die angeblich zu hohen Aufwendungen für den Weiterbetrieb der Brücke seien nicht transparent aufgeschlüsselt worden; zudem sei das K.O.-Argument, während der Ertüchtigung der Brücke sei die Insel nicht erreichbar, nicht belegt worden. Die DB selbst erwäge, während des Ausbaus der Hinterlandstrecke auf dem Festland den Zugverkehr nach Fehmarn vier Jahre lang einzustellen. „Das ist – freundlich ausgedrückt – widersprüchlich“, sagte Bettina Hagedorn, Vorsitzende des Bundestags-Rechnungsprüfungsausschusses, im Gespräch mit dem Verkehrsbrief.

Rechnungshof: Bei Nichtstun droht Sperrung der Brücke

Weiter kritisiert der Rechnungshof, Instandhaltungskosten – namentlich für den Rostschutz und den Ersatz von Tragseilen im Umfang von mindestens 21 Mio. EUR – seien nur bei den Varianten eingerechnet worden, die eine langfristige Weiternutzung der Brücke vorsehen. Tatsächlich müsste diese Summe selbst dann, wenn bis 2028 eine Ersatzquerung gebaut wird, investiert werden, „um die Brücke bis dahin betriebs-, verkehrs- und standsicher zu halten und betriebliche Einschränkungen zu vermeiden“, schreibt der DRH. „Anderenfalls ist – auch nach Aussage der Bahn – nicht auszuschließen, dass die Fehmarnsundbrücke gesperrt werden muss.“

Hagedorn rief BMVI und DB dazu, die Verzögerungen auf dänischer Seite zu nutzen, um alle Varianten wirklich ergebnisoffen zu prüfen und dabei auch das jetzt wesentlich größere Zeitfenster für den Ausbau der Fehmarnsundquerung in die Überlegungen einzubeziehen.

Fehlanreize zulasten von Instandhaltung

Der Rechnungshof kritisiert überdies, es sei seit dem Jahr 2000 bekannt, dass der Rostschutz der Brücke erneuert werden müsse; unternommen habe die DB aber nichts. Der BRH vermutet einen Zusammenhang damit, dass die DB derartige Instandhaltungsmaßnahmen aus Eigenmitteln bestreiten muss, ein Neubau aber vom Bund finanziert werde. (roe)

Rechnungshof II: BMVI geht zu zögerlich gegen überladene Lkw vor

Wie es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des BRH heißt, gehe die beabsichtigte Einrichtung eines Achslast-Meßstellennetzes viel zu langsam voran. 2011 hatte die Regierung in Aussicht gestellt, rund 20 von einst 80 geplanten Meßstellen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zur Vorselektion für Überladungskontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr nutzen zu lassen. Tatsächlich wurden lediglich 41 Meßstellen überhaupt eingerichtet, die allerdings auch nur unzuverlässig funktionierten. Hinzu kommt, dass es hinter den Meßstellen Ende 2014 nur drei brauchbare Kontrollplätze gab. So wurden 2013 bei 85.000 erfassten Lkw knapp 1800 als „überladen“ zur Nachverwiegung selektiert – darunter offenbar auch Lkw im Kombinierten Verkehr mit einem zulässigen Gewicht bis zu 44t – , tatsächlich waren aber nur 261 Fahrzeuge überladen. Statistisch gesehen müsse ein Lkw-Fahrer nur alle 140 Jahre damit rechnen, auf Überladung kontrolliert zu werden. Der BRH halte es zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, wegen möglicher jährlicher Einsparungen beim Straßenerhalt in dreistelliger Millionenhöhe und zur Stärkung des Wettbewerbs für geboten, dass das BMVI seine Anstrengungen erhöht.

Brandenburg lastet Bund unzulässig Verwaltungskosten an

Wie der Rechnungshof weiter kritisiert, berechnet die Straßenbauverwaltung des Landes Brandenburg dem Bund seit Jahren Verwaltungskosten für den Betriebsdienst, obwohl diese vom Land zu tragen wären. 2012 habe das Land zwar einen Teil der zuviel erhaltenen Zahlungen erstattet; bis heute würden aber weiterer Verwaltungsaufwand dem Bund angelastet, ohne dass das BMVI wirksam eine Rückforderung durchsetze. Der BRH beziffert die zuviel gezahlten Beträge auf 4,8 Mio. EUR. (roe)

Aufgefischt 20.4.2016

Nach einem Bericht der Rheinischen Post laufen derzeit im Zuständigkeitsbereich des BMVI elf EU-Vertragsverletzungsverfahren, die Pkw-Maut noch nicht eingerechnet.

Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR untermauern einen Bericht des „Spiegel“, wonach offenbar viele Autohersteller das sogenannte „Thermofenster“ nutzen, um mit der Begründung „Motorschutz“ die Abgasreinigung bei ihren Dieselfahrzeugen zu drosseln. Die Regierung sei über das Ausmaß überrascht.

Laut MDR wird Thomas Webel (CDU) auch weiterhin das Verkehrsministerium in Sachsen-Anhalt führen.

Kuriosität am Rande: Die 13 Jahre alte Rheintalbahn-Bürgerinitiative „IG Bohr“ macht sich laut Badischer Zeitung über einen Generationswechsel an ihrer Spitze Gedanken, weil der Ausbau der Strecke noch 20 Jahre dauern könne (in bahnnahen Kreisen wird laut Verkehrsbrief-Informationen allerdings gemunkelt, bis zum Abschluss aller Arbeiten könne es auch 2041 werden). (roe)

Bulc gegen Protektionismus per Mindestlohn

Laut Redetext hob sie vor der „Road Transport Conference 2016“ als eine der Prioritäten der EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker hervor, mit niedrigen Transportkosten die europäische Wirtschaft zu stärken. Die EU müssen in gleichem Maße auf die Bedürfnisse von Bürgern, Arbeitnehmern und der Wirtschaft eingehen.

Es sei zwar klar, dass ein Lkw-Fahrer, der für eine längere Zeit oder regelmäßig in einem Land arbeite, den dortigen Mindestlohn erhalten müsse. Nationale Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten dürfen aber nicht den Binnenmarkt beeinträchtigen, um zum Beispiel nationale Interessen zu schützen. Hier müsse der richtige Ausgleich gefunden werden.

Kabotagerecht klarstellen

Bulc beklagte weiter die auseinanderdriftenden Auslegungen des EU-Straßengüterverkehrsrechts in den Mitgliedstaaten. Das verursache bei den Unternehmen zusätzliche Kosten. Grund sei, dass die EU-Regeln unklar und damit nicht durchsetzbar seien, namentlich im Fall der Kabotage. Statt nun aber die Regeln im nationalen Rahmen – und damit unterschiedlich – zu interpretieren, sollten sie auf EU-Ebene klargestellt werden. Nur so lasse sich ein fairer Wettbewerb sichern.

Mautsystem-Flickenteppich im Visier

Eine härtere Gangart ließ Bulc in Sachen Mautsystem-Flickenteppich durchblicken. Die Technik für eine interoperable Mautabwicklung stehe bereit, sagte sie. „Das größte Hindernis, dem wir gegenüberstehen, ist der Schutz nationaler Märkte, auf denen es traditionell keinen Wettbewerb gegeben hat.“ Als Beispiel, von dem man lernen könne, nannte sie die Mobiltelefonie und den dortigen Umgang mit Roaming. „Daraus kann man einige Lehren ziehen, was Standards und starke unabhängige Regulierer bedeuten.“ Mit der Abschaffung des jetzigen Flickenteppichs werde es den Mautsystembetreibern auch erleichtert, Mehrwertdienste anzubieten. (roe)

Privatgüterbahnen kritisieren Fokus auf DB und Lkw

Wie der Verband am Dienstag mitteilte, stieg der Marktanteil der Wettbewerbsbahnen 2015 gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Prozentpunkte auf jetzt 37,9 Prozent. Nur so habe der Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr bei 17 Prozent wenigstens gehalten werden können. Der NEE-Vorstandsvorsitzende Ludolf Kerkeling bezeichnete es als „bitter“, dass ungeachtet der schwierigen Wettbewerbsbedingungen und – im Gegensatz zum Marktführer DB – Dutzende von Güterbahnen wettbewerbsfähig Züge fahren und ihre Leistung steigern, „was aber von der Politik praktisch nicht wahrgenommen wird“.

Kerkeling kritisierte, dass die Bundesregierung offenbar entgegen anderslautenden Bekundungen den Lkw favorisiere: „Senkung der Lkw-Maut, längere und im Konvoi automatisiert fahrende Lkw, Ausbau der Rastflächen, Milliardeninvestitionen für den Autobahnausbau, niedriger Dieselsteuersatz und die anhaltende Passivität gegenüber ungleichen Sozialstandards bei den Fahrpersonalen sprechen eine deutliche Sprache, wo die Regierung ihre Prioritäten im Güterverkehr sieht.“ (roe)

Instandsetzungsstau an westdeutschen Wasserstraßen

Wie aus der Antwort des BMVI auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht, haben zwar alle Schleusenanlagen im westdeutschen Kanalgebiet einschließlich der Ruhr die Zustandsnote 3 oder 4. An den 15 betrachteten Anlagen genügten jedoch in acht Fällen Reparaturen. In sechs Fällen seien allerdings Generalinstandsetzungen notwendig, in einem Fall ein Ersatzneubau. Aus der Aufstellung geht nicht hervor, ob jeweils die gesamte Anlage marode ist oder nur einzelne Schleusenkammern. Auch bei den zwei Wehren an der Ruhr sollen Reparaturen genügen.

Umgekehrt sieht es an der Mosel aus: Von den zwölf Schleusen hat nur eine die Zustandsnote 3 bzw. 4, dafür aber alle zwölf Wehre. In zehn Fällen stehen Generalinstandsetzungen oder zumindest Reparaturen an.

Details zum Sanierungsbedarf könnte der Infrastrukturbericht für die Bundesverkehrswege liefern, den das BMVI „in zeitlicher Nähe“ zur Veröffentlichung des BVWP-Entwurfs vorlegen wollte. (roe)

Aufgefischt 19.4.2016

Bei den Koalitionsgesprächen in Baden-Württemberg haben sich Grüne und CDU nach einem Bericht der Südwestpresse im Bereich Verkehr weitgehend geeinigt: So trägt die CDU die Bemühungen um eine „blaue Plakette“ mit, und vom Landesstraßenetat fließen 30 Prozent in Neu- und Ausbau. Keine Einigung gab es beim Kostendeckel für die Landesbeteiligung bei Stuttgart 21.

Der Trierische Volksfreund berichtet, dass sich SPD, Grüne und FDP bei der Koalitionsverhandlungen in Rheinland-Pfalz darauf geeinigt haben, erneut eine Brücke über den Mittelrhein zwischen Koblenz und Mainz in Angriff zu nehmen. Das Verkehrsressort solle dem Vernehmen nach vom Innen- ins Wirtschaftsministerium (zurück-) wechseln.

Sachsens Landesrechnungshof kritisiert laut Sächsischer Zeitung, dass die Erhaltungsinvestitionen in die Landesstraßen nicht mit Verfall Schritt halten. Zudem sei die Erhaltungsstrategie zu kurzfristig angelegt.

Greenpeace porträtiert in dem schon länger angekündigten und jetzt veröffentlichten Schwarzbuch Autolobby 33 Politiker, Lobbyisten und Industrievertretern, die nach Ansicht des Verbandes exemplarisch für die Nähe zwischen Automobilwirtschaft und Politik stehen. (roe)