Aufgefischt 21.6.2016

Der gleich nach seiner feierlichen Eröffnung gesperrte Branichtunnel (Baden-Württemberg) wird voraussichtlich am Mittwoch für den Verkehr freigegebven, berichtet unter anderem der SWR.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek plädiert im Interview mit der Neuen Westfälischen für längere Betriebszeiten an den deutschen Flughäfen und mehr Mut der Politik in dieser Frage gegenüber den Bürgern.

Zuguterletzt: Der ehemalige Bundesverkehrsminister Günther Krause steckt finanziell in der Bredouille, berichtet die Märkische Allgemeine. (roe)

Schiene sollte erst Verladerwünsche erfragen

Notwendig wäre es zu hören, was der Kunde eigentlich benötigt. „Hier ist die Antwort aber schon klar, er will Schiene“, redete der Verkehrsforscher Stephan Müller vom DLR seinen Gastgebern ins Gewissen. Auch Jürgen Tuscher vom Wagenhalterverband VPI verwies darauf, dass die Verladerschaft entscheide, was im Transport geschehe. „Das vermisse ich hier.“ Die Grünen-Verkehrsexpertin Valerie Wilms ermahnte indirekt vor allem die Anhänger der Schiene, nicht eine Frontstellung der Verkehrsträger herbeizudiskutieren.

Maßnahmenkatalog zur Bahnförderung

Anlass für das Fachgespräch war eine Studie von Prof. Uwe Höft von der TH Brandenburg, in der er die vorhandenen Ansätze und Vorschläge für eine Attraktivitätssteigerung des Schienengüterverkehrs nach den Handlungsfeldern zusammengetragen hat:

  • Zugänge zum Schienengüterverkehr – Gleisanschlüsse, Railports und Industriebahnen

  • Leistungsfähige Infrastruktur – Netzausbau, Betriebszeiten

  • Wirtschaftlichere Produktionskonzepte, vor allem im Einzelwagenverkehr

  • Innovation in den Bereich Bereich Traktion, Wagen und Kombinierter Verkehr

  • Forschung und (Weiter-) Bildung

  • Finanzierung und Förderung von Bahninfrastruktur

Die Studie soll demnächst auch im Internet veröffentlicht werden.

Schiene langfristig besser zukunftsfähig?

Gegen zuviel Schwarzmalerei wandte sich Peter Westenberger vom NE-Güterbahnverband NEE. Er verwies darauf, dass die Schiene ihre Verkehrsleistung im Güterverkehr seit 1997 um rund die Hälfte gesteigert habe und selbst im Streikjahr 2015 um 1,4 Prozent zugelegt habe. Richtig sei allerdings auch, dass Anteil am Modal Split seit Jahren in einer zwischen gut 15 und knapp 18 Prozent stagniere.

Stephan Müller sieht ebenfalls nicht schwarz für die Schiene und glaubt, dass der Lkw allmählich unter Druck gerät. Als Hauptpunkte nannte er:

  • Fossile Kraftstoffe werden tendenziell knapper und teurer

  • Klimaschutz und Schadstoffdiskussion

  • Fachkräftemangel.

Seitens der Schiene sei es aber trotzdem nötig, sich stärker darauf zu konzentrieren, was der Kunde will.

Halbierung der Trassenpreise?

Am Rande gestreift wurden kolportierte Äußerungen von DB-Vorstand Ronald Pofalla, er könne sich eine Halbierung des Trassenpreises vorstelle. Westenberger sprach von einem Wahlkampfmanöver, solange nicht klar sei, wer für die dann ausfallenden Infrastruktureinnahmen aufkomme. Die Bundesnetzagentur schätze das Delta auf 700 Mio. EUR. (roe)

Bund will Anlagevermögen für Fernstraßengesellschaft erfassen

Es vorgesehen, im Zusammenhang mit der zu gründenden Bundesfernstraßengesellschaft – oder Autobahngesellschaft – „das relevante Infrastrukturvermögen in einem Anlagenverzeichnis zu erfassen und zu bewerten, um Informationen über den Zustand, die Verfügbarkeit und die Leistungsfähigkeit der Strecken sowie zu deren kurz-, mittel- und langfristigem Erhaltungs- und Ausbaubedarf zu erhalten“. Das geht aus der Antwort der Regierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor.

Klare Absage an Bodewig II

In deutlicher Form bestätigt wird die Absage der Bundesregierung an den Beschluss der Länderverkehrsminister auf Basis der Bodewig-II-Kommission. „Die Vorschläge der vorgenannten Kommission entsprechen nicht dem Ziel einer Zusammenführung von Aufgaben und Ausgabenverantwortung, die die Bundesregierung mit der Gründung einer Gesellschaft anstrebt“, heißt es. Aus Sicht der Bundesregierung bestehe auch keine Veranlassung, „Sondervermögen nachholende Sanierung“ zu schaffen.

Zu den anderen Fragen der Grünen verweist die Bundesregierung überwiegend auf den Bericht des BMVI von Mitte Dezember 2015 (siehe hier) oder auf das noch anstehende Gesetzgebungsverfahren. (roe)

Externer Link: Antwort auf Anfrage zu Bundesfernstraßengesellschaft

Aufgefischt 20.6.2016

Wie die Volksstimme berichtet, wundert sich das Verkehrsministerium in Sachsen-Anhalt, dass der sechsspurige Ausbau der A14 südlich von Magdeburg trotz hoher Verkehrsbelastung nicht in den BVWP 2030 aufgenommen wurde.

Der erst am Samstag eröffnet Branichtunnel im Zuge der L526-Ortsumfahrung von Schriesheim (aus der Rheinebene in den Odenwald) musste schon am Sonntag wegen technischer Mängel in der Computertechnik auf unbestimmte Zeit gesperrt werden, berichtet unter anderem das lokale Nachrichtenportal Heidelberg24.de.

Das Magdeburger Stadtparlament zögert laut Volksstimme, ob es das Angebot des Bundes für ein Besucherzentrum am Schiffshebewerk und der Schleuse Rothensee annehmen soll, wenn die Stadt sich an laufenden Kosten beteiligen muss. (roe)

Neues Gebührenrecht kommt drei Jahre später

Der Bundesrat hat am Freitag eine entsprechende Änderung der Gesetzes über die Strukturreform des Bundesgebührenrechts abschließend gebilligt. Hintergrund ist, dass das Erarbeiten der als Vorlage für die anderen Ressorts gedachten Gebührenverordnungen im Bereich des Innenministeriums länger dauert als erwartet. Sie sollten eigentlich Mitte August 2016 in Kraft treten, nun wird der Termin um gut drei Jahre auf den 1. Oktober 2019 verschoben.

Entsprechend verschiebt sich der Termin, zu dem die neuen Gebührenregelungen der anderen Ressorts in Kraft treten sollen, von Mitte August 2018 auf den 1. Oktober 2021. Für die Schifffahrtsgebühren will das BMVI ein Spezialgesetz schaffen. Für eine Verordnung wäre nämlich der Grundsatz der Vollkostendeckung des Bundesgebührengesetzes anzuwenden. Das aber würde für die Schifffahrt auf den gebührenpflichtigen Wasserstraßen das Aus bedeuten.

Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, soll das BMVI die Unternehmensberatung Planco mit dem Grundlagengutachten für das Spezialgesetz beauftragt haben. (roe)

Neue WSV-Ämterstruktur steht

Wie das Ministerium am Freitag mitteilte, werden die derzeit 39 Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter (WSÄ) zu 17 revierbezogenen Ämtern zusammengeführt. Es bleiben aber alle Standorte der bisherigen Ämter erhalten. „Die Einteilung der Reviere wurde in enger Abstimmung mit den Beschäftigten erarbeitet“, betonte das BMVI unter Anspielung auf den Konflikt um die WSV-Reform unter Schwarz-Gelb.

Folgende Reviere wird es geben:

  1. Ems-Nordsee
  2. Weser-Jade-Nordsee
  3. Elbe-Nordsee
  4. Nord-Ostsee-Kanal
  5. Ostsee
  6. Mittelrhein-Niederrhein
  7. Oberrhein
  8. Mosel-Saar
  9. Neckar
  10. Main
  11. Main-Donau-Kanal/Donau
  12. Westdeutsche Kanäle
  13. Mittellandkanal/Elbe-Seitenkanal
  14. Weser
  15. Elbe
  16. Spree-Havel
  17. Havel-Oder

Externer Link: Karte der Bundeswasserstraßen mit Revierzuständigkeiten

(roe)

EU macht Weg frei für E-Auto-Kaufprämie

Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, habe die Kommission bestätigt, dass die Kaufprämie beihilferechtlich unbedenklich ist und ohne Einschränkung umgesetzt werden kann. „Jetzt kann die Förderrichtlinie dem Haushalts- und Wirtschaftsausschuss des Bundestages vorgelegt werden und danach in Kraft treten“, erklärte Ressortchef Sigmar Gabriel.

Förderung auch rückwirkend

Die Kaufprämie tritt am Tag nach der Veröffentlichung im Bundesanzeiger in Kraft und gilt rückwirkend ab dem 18. Mai 2016. Sie wird in Höhe von 4000 Euro für rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge und von 3000 Euro für Plug-In Hybride jeweils zur Hälfte von der Bundesregierung und von der Industrie finanziert. Das zu fördernde Elektroauto muss einen Netto-Listenpreis für das Basismodell von unter 60.000 EUR aufweisen. Die Förderung erfolgt nach dem Windhundprinzip bis zur Ausschöpfung der Bundesmittel von 600 Mio. EUR, höchstens jedoch bis 2019. Antragsberechtigt sind Unternehmen, Privatpersonen, Stiftungen, Körperschaften und Vereine, auf die ein Neufahrzeug zugelassen wird.

Anträge können mit Veröffentlichung der Förderrichtlinie im Bundesanzeiger beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden. (roe)

Bund und Länder einigen sich auf mehr Regionalisierungsmittel

Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Bremer Bürgermeister Carsten Sieling und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff gaben am Donnerstagabend bekannt, dass der Bund die Mittel um 200 Mio. EUR auf 8,2 Mrd. EUR aufstockt. „Durch die Aufstockung seitens des Bundes auf 8,2 Mrd. EUR Euro ist es möglich, dass es in den neuen Bundesländern zu keiner Reduzierung der Verkehre kommt, sondern dass ungefähr der Status quo erhalten werden kann, das heißt also, geplant werden kann und Abmeldungen des öffentlichen Personennahverkehrs vermieden werden“, sagte Haseloff. „Dafür, dass wir das jetzt auch glattgestrichen haben, danken wir ausdrücklich.“ Eine Sprecherin des Bundesfinanzministerium ergänzte am Freitagmittag auf Nachfrage des Verkehrsbriefs, dass die Gesamtsumme von 8,2 Mrd. EUR in den Folgejahren mit 1,8 Prozent dynamisiert wird.

Thema Autobahngesellschaft vertagt

Erneut vertagt wurde die grundsätzliche Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen einschließlich der Frage einer Bundesfernstraßengesellschaft. Zunächst soll in einem „Kamingespräch“ in drei Wochen darüber gesprochen werden. Haseloff stellte klar, dass dabei noch nicht mit einem Ergebnis zu rechnen sei. Sieling ergänzte aber, dass es bis zum Herbst zu einer Einigung kommen muss. „Das passt dann auch, denke ich, in den Rhythmus der Haushaltsberatungen des Deutschen Bundestages.“ Merkel zeigte sich enttäuscht. „Mein Verständnis des Termins im Zusammenhang mit dem Bund-Länder-Finanzausgleich ist ein anderes“, sagte sie.

Sieling machte allerdings deutlich, dass die Länder auch bei dem von ihm so genannten Thema „Bundesfernstraßenfinanzierung“ gesprächsbereit seien „und wir uns auch verständigen wollen, weil das in den Zusammenhang gehört“. Keine Erwähnung fanden die Entflechtungsmittel. (roe)

Aufgefischt 17.6.2016

Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) empfiehlt dem BMVI, den geplanten neuen Anflugrouten über Südbaden zum Flughafen Zürich zuzustimmen, berichtet der Südkurier. Landesverkehrsminister Winfried Hermann lehnt das wegen der zusätzlichen Lärmbelastung ab.

Die FDP aus der A45-Nachbarschaft bei Sechshelden (Hessen) fordert laut Dill-Post, die der marode Talbrücke wegen des Verkehrslärms nicht 1:1 zu ersetzen, sondern durch einen Tunnel. Die örtliche Bürgerinitiative verweist – wenn auch mit weit übertriebenen Zahlen – als Präzedenzfall auf die B2-Ortsumgehung Oberau im Wahlkreis von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt.

NEE und Mofair wollen Kartellsenate im ERegG verankern

Wie die beiden Verbände mitteilten, sollten die Kartellsenate des am Sitz des Regulierers zuständigen Oberlandesgerichtes in erster Instanz und der Kartellsenat des Bundesgerichtshofs in zweiter und letzter Instanz zuständig sein. Diese Gerichte seien mit Regulierungsfragen vertraut. Damit werde bei Rechtsstreitigkeiten auch schneller Rechtssicherheit geschaffen, als wenn – wie jetzt vorgesehen – drei Instanzen Verwaltungsgerichtsbarkeit durchlaufen werden können.

Die zivilgerichtliche Überpüfbarkeit von Entscheidungen der Bundesnetzagentur ist einer der größeren strittigen Punkte im Entwurf für das Eisenbahnregulierungsgesetz (siehe hier). (roe)