Notwendig wäre es zu hören, was der Kunde eigentlich benötigt. „Hier ist die Antwort aber schon klar, er will Schiene“, redete der Verkehrsforscher Stephan Müller vom DLR seinen Gastgebern ins Gewissen. Auch Jürgen Tuscher vom Wagenhalterverband VPI verwies darauf, dass die Verladerschaft entscheide, was im Transport geschehe. „Das vermisse ich hier.“ Die Grünen-Verkehrsexpertin Valerie Wilms ermahnte indirekt vor allem die Anhänger der Schiene, nicht eine Frontstellung der Verkehrsträger herbeizudiskutieren.
Maßnahmenkatalog zur Bahnförderung
Anlass für das Fachgespräch war eine Studie von Prof. Uwe Höft von der TH Brandenburg, in der er die vorhandenen Ansätze und Vorschläge für eine Attraktivitätssteigerung des Schienengüterverkehrs nach den Handlungsfeldern zusammengetragen hat:
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Zugänge zum Schienengüterverkehr – Gleisanschlüsse, Railports und Industriebahnen
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Leistungsfähige Infrastruktur – Netzausbau, Betriebszeiten
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Wirtschaftlichere Produktionskonzepte, vor allem im Einzelwagenverkehr
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Innovation in den Bereich Bereich Traktion, Wagen und Kombinierter Verkehr
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Forschung und (Weiter-) Bildung
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Finanzierung und Förderung von Bahninfrastruktur
Die Studie soll demnächst auch im Internet veröffentlicht werden.
Schiene langfristig besser zukunftsfähig?
Gegen zuviel Schwarzmalerei wandte sich Peter Westenberger vom NE-Güterbahnverband NEE. Er verwies darauf, dass die Schiene ihre Verkehrsleistung im Güterverkehr seit 1997 um rund die Hälfte gesteigert habe und selbst im Streikjahr 2015 um 1,4 Prozent zugelegt habe. Richtig sei allerdings auch, dass Anteil am Modal Split seit Jahren in einer zwischen gut 15 und knapp 18 Prozent stagniere.
Stephan Müller sieht ebenfalls nicht schwarz für die Schiene und glaubt, dass der Lkw allmählich unter Druck gerät. Als Hauptpunkte nannte er:
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Fossile Kraftstoffe werden tendenziell knapper und teurer
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Klimaschutz und Schadstoffdiskussion
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Fachkräftemangel.
Seitens der Schiene sei es aber trotzdem nötig, sich stärker darauf zu konzentrieren, was der Kunde will.
Halbierung der Trassenpreise?
Am Rande gestreift wurden kolportierte Äußerungen von DB-Vorstand Ronald Pofalla, er könne sich eine Halbierung des Trassenpreises vorstelle. Westenberger sprach von einem Wahlkampfmanöver, solange nicht klar sei, wer für die dann ausfallenden Infrastruktureinnahmen aufkomme. Die Bundesnetzagentur schätze das Delta auf 700 Mio. EUR. (roe)