EU legt Strategie zu emissionsarmer Mobilität vor

Das geht aus der am Mittwoch in Brüssel vorgestellten „Strategie für eine emissionsarme Mobilität“ hervor. Danach sollen „einige Grundsätze“ der Wegekostenrichtlinie auch auf Stadt- und Fernbusse sowie auf Pkw und leichte Nutzfahrzeuge ausgeweitet werden. Auch für Pkw will sie ergänzend zur Kraftstoffsteuer eine entfernungsabhängige Maut. Um die nationalen Mautsysteme interoperabel zu machen und den Wettbewerb zwischen den Systemanbietern zu beflügeln, will sie einheitliche Normen schaffen.

Mit der Strategie will die Kommission erreichen, dass die verkehrsbedingten verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen bis 2050 um mindestens 60 Prozent niedriger sind als im Jahr 1990 „und eine klare Tendenz Richtung null aufweisen“. Der Straßenverkehr mit seinem Anteil von 70 Prozent an der Verkehrsleistung müsse zwar den Hauptbeitrag leisten, die anderen Verkehrsträger würden aber auch in die Pflicht genommen.

Mehr Effizienz an erster Stelle

Den Hauptansatzpunkt sieht die Kommission in einem effizienteren Verkehrssystem, damit nicht – wie in der Vergangenheit – Fortschritte beim spezifischen Energieverbrauch durch die steigende Verkehrsnachfrage wieder aufgezehrt werden. Instrumente sind Digitalisierung, klarere Preissignale – siehe Maut – und ein multimodales Verkehrssystem.

Für die Multimodalität stellt die Kommission in Aussicht, die Richtlinie über den kombinierten Verkehr zu vereinfachen und die wirtschaftlichen Anreize für den intermodalen Verkehr zu überprüfen. Außerdem soll die Schienengüterverkehrskorridore höhere Kapazität bringen und effizienter genutzt werden. Binnenschifffahrt und auch Küstenschifffahrt werden beim Thema Multimodalität nur am Rande erwähnt.

Aus Sicht der Schiene problematisch sein dürfte hingegen die Ankündigung, zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs den Stadt- und Fernbusverkehr zu erleichtern.

EU nimmt Dieselsubventionierung ins Visier

Erst an zweiter Stelle sieht die EU-Kommission die Antriebstechnik und die Loslösung vom Erdöl als Energieträger Nr. 1. Hier denkt sie nicht nur über Elektrifizierung und mit Strom erzeugte Flüssig-/Gaskraftstoffe (Power to Gas) nach, sondern auch über eine Pflicht-Beimischungsquote für synthetische und „fortschrittliche Biokraftstoffe“, die nicht aus Nahrungsmittelpflanzen erzeugt werden. Speziell für Schiffe, Lkw und Busse plädiert sie für eine Hinwendung zum Erdgas, weil es durch Biomethan und synthetisches Methan ersetzt werden kann.

Ein klarer Seitenhieb gegen Deutschland ist Kritik an der „Subventionierung fossiler Brennstoffe, indem für bestimmte Kraftstoffe niedrige Steuersätze gelten und Steuererleichterungen für Firmenwagen gewährt werden“. Bei den Firmenfahrzeugen werden Anreize für den Kauf für emissionsarmer/-freier Fahrzeuge angeregt, „da es sich um einen beträchtlichen Fahrzeugbestand mit rascher Erneuerungsrate handelt“.

Verbrauchsnormen auch für Lkw und Busse geplant

Ausführlich geht das Papier auf die laufenden Verfahren zu strengeren Abgas- und Verbrauchsvorschriften ein. Für den CO2-Ausstoß wird ein Fahrplan für die Zeit von 2020 bis 2030 erarbeitet, das eventuell auch ein Zwischenziel enthält. Anders als bisher sollen davon nicht nur Pkw und leichte Nutzfahrzeuge erfasst werden, sondern – wie schon früher angedeutet – auch Busse und Lkw. Den Einwand des Automobilindustrieverbandes VDA vorwegnehmend, dass aufgrund der Variantenvielfalt beim Lkw kaum vergleichbare CO2-Werte zu ermitteln sein werden, schlägt die Kommission vor, eventuell auch nur genormte Werte für die Motoren alleine zu ermitteln. Eine Anhörung zu diesem Thema soll noch 2016 stattfinden. Busse und Lkw sind aktuell für ein Viertel der straßenverkehrsbedingten CO2-Emissionen in der EU verantwortlich. (roe)

Externer Link: Europäische Strategie für emissionsarme Mobilität

Aufgefischt 21.7.2016

Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing will bei der Behandlung der BVWP-Ausbaugesetze noch weitere Hochstufungen von Straßenbauprojekten erreichen, teilte das Ministerium mit.

Schleswig-Holstein will laut SHZ-Zeitungen einen ÖPNV-Einheitstarif bis ins nördliche Niedersachsen schaffen und hat dabei die Unterstützung des DGB – obwohl niedrigere Fahrpreise dabei nicht auf der Agenda stehen. Skeptisch sieht Verkehrsminister Reinhard Meyer Wünsche von Landkreisen, dem Hamburger Verkehrsverbund beizutreten.

Zuguterletzt: Der Landesbetrieb Mobilität in Rheinland-Pfalz verteidigt gegenüber dem Nachrichtenportal Metropolnews eine Fahrbahnmarkierung, die die meisten Bürger wohl als „SUB“ lesen würden, obwohl „BUS“ gemeint ist. (roe)

„Weiterer Bedarf“ im BVWP entpuppt sich als Ladenhüter

Das ergibt sich aus dem Vergleich mit dem ersten Entwurf. NRW kann zusätzliches Projektvolumen von 723 Mio. EUR verbuchen, Baden-Württemberg 709 Mio. EUR und Bayern 649 Mio. EUR. Einbußen gab es in Sachsen, wo 63 Mio. EUR Volumen gestrichen wurden (siehe Länderaufstellung unten), und in Thüringen, wo 7 Mio. EUR weniger eingeplant sind.

Kaskadeneffekte zwischen Dringlichkeitskategorien

Deutlich ist ein Kaskadeneffekt vielen Ländern zu erkennen: Es wurden Projekte aus dem Weiteren Bedarf (WB) in den Weiteren Bedarf mit Planungsrecht hochgestuft, ebenso gab es Hochstufungen in den Vordringlichen Bedarf. Daher ist der „normale“ WB in den meisten Ländern geschrumpft. Ausnahmen sind Niedersachsen, Sachsen und Thüringen.

Es wurden aber auch zusätzliche Projekte aufgenommen, am meisten in Bayern (über alle Kategorien hinweg 1,3 Mrd. EUR) und in NRW (plus 954 Mio. EUR). „Leer ausgegangen“ sind die Stadtstaaten, Brandenburg und das Saarland.

Über alle Bundesländer legte der VB/VB-E gut 2,6 Mrd. EUR zu, der WB* sogar um 5,5 Mrd. EUR. Der „normale“ WB“ verlor knapp 4,4 Mrd. EUR. Unter dem Strich wuchs das Volumen aller kategorisierten Projekte um 3,8 Mrd. EUR.

BVWP-Kaskadeneffekt
Einige Auffälligkeiten nach Ländern (ohne annähernden Anspruch auf Vollständigkeit):

Baden-Württemberg

  • Das Volumen der laufenden und fest disponierten Projekte wurde um 564 Mio. EUR gesenkt. Verursacher sind die beiden ÖPP-Projekte A5 Offenburg-Baden-Baden und A6 Wiesloch/Rauenberg-Weinsberg, wo die Gesamtkosten um 105 bzw. 460 Mio. EUR nach unten korrigiert wurden. Bisher war in Expertenkreisen dafür keine plausible Erklärung zu hören.

Bayern

  • Das Heimatland des Bundesverkehrsministers verzeichnet über alle Kategorien mit 1,3 Mrd. EUR den größten Volumenzuwachs. Zugelegt hat nicht nur der VB/VB-E (plus 649 Mio. EUR), sondern vor allem der WB* (plus 1,05 Mrd. EUR).

Hessen

  • Hier ist der Kaskadeneffekt besonders ausgeprägt: Der WB* legt knapp 1,1 Mrd. EUR zu, der WB schrumpft um fast 1,2 Mrd. EUR.

Mecklenburg-Vorpommern

  • Der offenbar im ersten Entwurf vergessene A14-Abschnitt Grabow-Landesgrenze zu Brandenburg mit einem Volumen von 81 Mio. EUR wurde in die laufenden Projekte eingeordnet.
  • Das BMVI ist dem Wunsch nachgekommen, die B96-Ortsumfahrung Usadel in den VB hochzustufen und die als weniger wichtig erachtete B104-Ortsumfahrung Lützow in den WB* abzustufen.

Nordrhein-Westfalen

  • Mit gut 723 Mio. EUR Zuwachs im VB/VB-E und gut 1,1 Mrd. EUR Zuwachs im WB* liegt NRW jeweils auf Platz 1 unter allen Ländern.

Sachsen

  • Als einziges Land verzeichnet Sachsen einen Verringerung des VB/VB-E: Vom Gesamtprojekt Ausbau der B95 von Chemnitz nach Annaberg-Buchholz (77,8 Mio. EUR) wurde nur die Ortsumfahrung Wiesa/Schönfeld mit 17,5 Mio. EUR übernommen, die beiden anderen Teilprojekte kommen in den WB*.

Thüringen:

  • Der hohe prozentuale Zuwachs des WB* resultiert ausschließlich aus Ortsumfahrungen. (roe)

Aufgefischt 20.7.2016

Bundesrechnungshof-Präsident Kay Scheller wirft dem BMVI in der Heilbronner Stimme erneut vor, die Kostenschätzungen für die Straßenbauprojekte im BVWP 2030 nicht ausreichend plausibilisiert zu haben.

Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann spricht sich laut Rheinischer Post bei einem Treffen mit Vertretern der IHK Niederrhein für die Variante der Bahnstrecke „Eiserner Rhein“ über Venlo und Kaldenkirchen-Dülken aus.

Die Welt fasst aus Anlass des Attentats in Würzburg den Konflikt um mehr Sicherheit und Videoüberwachung in Zügen zusammen. Bahnunternehmen, SPNV-Besteller und Gewerkschaften geben sich zum Teil gegenseitig die Schuld, dass es zu wenig Sicherheit gibt, die Datenschützer lehnen anlasslose Videoüberwachung im Grundsatz ab.

Lies will finanzielle Anreize für Kauf sicherer Lkw

Er forderte am Dienstag erneut höhere Mautsätze für ältere Lastwagen ohne Fahrassistenzsysteme. „Fahrassistenten wie Notbremssysteme können schlimme Unfälle verhindern“, ließ er mitteilen. „Meine Idee ist es, die Spediteure mit finanziellen Anreizen zu ermuntern, ihre Flotten zu erneuern.“ In Niedersachsen hatte es in den vergangenen Monaten auf der A2 wiederholt schwere Unfälle mit Lkw gegeben, die in Stauenden hingefahren waren. „Eine Entlastung bei der Maut schafft auch die notwendigen Anreize bei ausländischen Spediteuren.“

Allerdings teile Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt seine Auffassung nicht und führe europarechtliche Bedenken. „Diese Haltung ist für mich nicht nachvollziehbar“, hob Lies hervor. „Das Thema Sicherheit geht uns alle an.“ Die von Lies angesprochenen Assistenzsysteme sind seit 2016 für Neufahrzeuge über 7,5t vorgeschrieben. (roe)

BVWP-Überarbeitung bringt positive Nachricht für Hafen Rostock

Das BMVI hat sich anscheinend entschieden, die Zufahrt zum Hafen für Schiffe mit 15m Tiefgang und nicht nur 14,30m auszubauen. Statt 69,3 Mio. EUR Investitionskosten und einem NKV von 2,7 werden jetzt 111,6 Mio. EUR und ein NKV von 2,3 errechnet. Das deckt sich mit den Angaben in einem Disput zwischen Bund und Land Ende April (siehe hier).

Schleusenausbau wird billiger – manchmal wenigstens

Überraschendste Veränderung ist, dass die Verlängerung der Neckarschleusen 86 Mio. EUR günstiger werden und damit noch 1178 Mio. EUR kosten soll. Dadurch verbessert sich auch das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) von 0,7 auf 0,8.

Dafür wird der Ausbau des Stichkanals Salzgitter knapp 35 Mio. EUR teurer und wird jetzt mit 220,6 Mio. EUR veranschlagt. Das NKV verschlechtert sich so von 2,0 auf 1,8.

Ohne erkennbaren Grund hingegen attestiert das BMVI dem Bau der Schleuse Scharnebeck jetzt ein NKV von 0,9 statt 0,7, dem Ausbau der Donau Straubing-Vilshofen ein NKV von 2,6 statt 2,2 und dem Bau der zweiten Schleusenkammern an der Mosel ein NKV von 0,3 statt 0,2. Es kann höchstens vermutet werden, dass sich die Nutzeneinschätzung verbessert hat. (roe)

Aufgefischt 19.7.2016

Die Ortsumfahrung Usingen, die Hessenmobil versehentlich nicht für den BVWP 2030 angemeldet hatte, ist in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden, berichtet der Usinger Anzeiger.

Schleswig-Holstein will nach Angaben des Landesverkehrsministerium die erwarteten zusätzlichen Regionalisierungsmittel von jährlich 30 Mio. EUR zu einem Drittel für Angebotsverbesserungen und neue Projekte wie die Reaktivierung der Bahnstrecken Kiel-Schönberger Strand und Geesthacht–Nettelnburg, die Bahn-Linie 21 (Hamburg-Kaltenkirchen) und die S4 Hamburg-Bad Oldesloe sowie den Ausbau der Strecke Wrist–Kellinghusen verwenden. Ein Drittel fließt in die Stärkung der Busverkehre, ein Drittel in Tarifverbesserungen.

Vertreter anderer Parteien werfen der CSU laut Merkur vor, beim Vor-Ort-Termin von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (siehe hier) an vier Bahnhöfen im Münchner Umland abgedrängt worden zu sein. (roe)

EBA geht gegen DB-Infrastruktursparte vor

Wie das BMVI auf eine Anfrage der Grünen hin erstmals offiziell bestätigte, hat das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ein Verwaltungsverfahren zu dem Thema eröffnet. Das das Verfahren nicht abgeschlossen ist, seien weitere Auskünfte nicht möglich. Angedeutet werden aber Zweifel, ob die DB-Infrastruktursparte sachgerecht ihre Verantwortung dafür wahrgenommen hat, die Eisenbahninfrastruktur gemäß Allgemeinen Eisenbahn-Gesetz in einem betriebssicheren Zustand zu halten.

Die DB hatte die Sperrung zwecks Schottersanierung erst drei Wochen im Voraus bekanntgegeben (siehe auch hier), aber wiederholt Berichte zurückgewiesen, sie sei erst nach Drohungen des EBA mit behördlich angeordneten Geschwindigkeitslimits tätig geworden. (roe)

Aufgefischt 18.07.2016

Das Nacharbeiten am BVWP 2030 geht dem Ende entgegen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bemängelt aber laut Spiegel (nur Print) in einem Brief an die SPD-Fraktion, dass das BMVI sich der Abstimmung mit dem BMUB verweigert. Der Entwurf soll am 3. August vom Kabinett verabschiedet werden. Laut WAZ-Zeitungen, die sich auf Angaben von Landesverkehrsminister Michael Groschek berufen, werden in NRW drei Projekte höher eingestuft als ursprünglich vorgesehen.

Nach der Ratifikation der Novelle des Wiener Abkommens von 1968, das jetzt zeitlich beschränkt ein teilautomatisiertes Fahren erlaubt, will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt diese Änderung in nationales Recht umsetzen, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf einen anscheinend gezielt durchgestochenen ersten Gesetzentwurf.

Zuguterletzt: Dobrindt erlebt bei einem Vor-Ort-Termin an vier Bahnhöfen im Münchner Umland Pendlerleid am eigenen Leib. Von der Tour berichtet die Süddeutsche Zeitung. (roe)