Handynutzung am Steuer ist keine Folge von Aufklärungsmangel mehr

Das ergibt sich aus Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage für die Unfallforschung der Versicherer (UDV), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. So halten zum Beispiel 90 Prozent der Autofahrer das Lesen von SMS oder E-Mails während des Fahrens für risikoreich oder sehr risikoreich, 27 Prozent tun es aber trotzdem. Das Schreiben von SMS oder E-Mail halten sogar 96 Prozent für mindestens risikoreich, was aber 14 Prozent nicht vom gegenteiligen Handeln abhält.„Weitere Aufklärung ist hier schwierig, weil die Leute überzeugt sind, dass sie es nicht sind“, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der UDV.

Aufklärungsbedarf sieht er noch beim Telefonieren mit Freisprechanlage, das nur 20 Prozent der Befragten für mindestens risikoreich halten. „Bedauerlicherweise sagt die Unfallforschung etwas anderes“, betonte Brockmann und verwies auf unvermeidliche kognitive Ablenkung vom Verkehrsgeschehen.

Risikogruppe Senioren

Die Umfrage bestätigt außerdem, dass Senioren ab 75 Jahre eine eigene Risikogruppe darstellen. Die Einschätzung, dass die Teilnahme am Straßenverkehr die Einhaltung von Regeln erfordert, teilen nur rund 86 Prozent, ähnlich wenig in der Altersgruppe von 25-34 Jahren. In der Gesamtbevölkerung sind es 91 Prozent. Auch das Aufmerksamkeit erforderlich ist, erkennen nur 88 Prozent der Altersgruppe 75+ an. In der Gesamtbevölkerung sind es 94 Prozent. Die Bürger haben das Problem offenbar auch erkannt und befürworten deutlich mit 68 Prozent eine sogenannte „Rückmeldefahrt“ (Fahrt in Begleitung eines Fahrlehrers ohne zwingende rechtliche Konsequenzen) für Fahrer ab 75 Jahre. Noch höher fällt mit 72 Prozent die Zustimmung zu einem verpflichtenden Sehtest alle 15 Jahre aus. Brockmann bedauerte, dass die Bundesregierung bei der Einführung des EU-Kartenführerscheins nicht die Gelegenheit genutzt habe, zur alle 15 Jahre anstehenden Neuausstellung einen Sehtest vorzuschreiben.

Gegenüber einer analogen Umfrage von von 2010 gesunken ist die Zustimmung zu einem Tempolimit von 130km/h auf Autobahnen: Lag sie damals noch bei 56 Prozent, ist sie jetzt unter die 50-Prozent-Schwelle gesunken und liegt bei 47 Prozent. Unverändert nicht mehrheitsfähig ist mit 35 Prozent ein allgemeines Tempolimit von 30km/h innerorts.

Teilautomatisiertes Fahren: Rückholen des Fahrers ist hochproblematisch

Skepsis ließ Brockmann gegenüber dem teilautomatisierten Fahren durchblicken, wie es mit der Änderung des Wiener Abkommens angestrebt wird (siehe hier). Tests im Simulator hätten gezeigt, dass allein 7 bis 8 Sekunden vergingen, bis ein Fahrer auf Aufforderung wieder das Steuer übernommen habe. Insgesamt 12-15 Sekunden vergingen, bis er sich wieder vollständig im Verkehrsgeschehen orientiere. Sinnvoll hingegen seien Fahrerassistenzsysteme wie Abstandsradar oder Spurhalteassistent, die Fehler des Fahrers korrigierten. (roe)

Externe Links:

Studie „Verkehrsklima in Deutschland 2016“

Präsentation zur Pressekonferenz

Noch kein Start für Tempokontrolle per Section Control absehbar

Wie das niedersächsische Innenministerium auf Anfrage des Verkehrsbriefs mitteilte, könne der nichtöffentliche Testbetrieb voraussichtlich im Herbst beginnen, wenn die Physikalisch-Technische-Bundesanstalt (PTB) die Anlage zugelassen hat. Sie war schon 2015 auf einem Abschnitt der B6 südlich von Hannover eingerichtet worden.

Bisher war der Beginn des Testbetriebs für den Sommer avisiert worden. Der auf 18 Monate angelegte Echtbetrieb könne starten, wenn die PTB das System abschließend zertifiziert habe. Ein Termin dafür sei derzeit nicht absehbar.

Ausgeräumt werden konnten die Bedenken der niedersächsischen Landesdatenschutzbeauftragten (siehe hier). Dem Pilotversuch über 18 Monate stehe aus ihrer Sicht nichts entgegen.

Für eine Weiterführung über den Pilotversuch hinaus ist nach Ansicht des Landesinnenministeriums eine spezielle gesetzlich normierte Eingriffsbefugnis erforderlich. (roe)

Aufgefischt 10.8.2016

Die „blaue Plakette“ wird auf laut Aussage von Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth gegenüber den WAZ-Zeitungen auf Eis gelegt. Grund sei die teilweise unsachliche Debatte und die Emotionalisierung des Thema. Stattdessen warte man auf Alternativvorschläge für geringere Stickoxidbelastung in den Städten, unter anderem von der Verkehrsministerkonferenz.

Der Aufbau eines Sperr- und Ausleitsystems für Lkw vor der Leverkusener Brücke steht kurz vor dem Start, berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger. Die Anlage soll 600.000 EUR kosten. Derartige Systeme waren an der Schiersteiner Brücke bzw. sind an der Fechinger Brücke im Einsatz. An diesem Wochenende wird die Brücke wegen sensibler Schweißarbeiten erneut komplett gesperrt. (roe)

BMVI will Ladeinfrastruktur künftig gezielter fördern

Geplant sei eine Förderrichtlinie, der einzelne Förderaufrufe folgen sollen, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen. Nur zu Beginn soll es keine Standortvorgaben geben. „In weiteren zu veröffentlichenden Förderaufrufen kann dann eine Standortvorgabe erfolgen, um das Ziel eines flächenhaft ausgewogenen Ausbaus bis 2020 zu erreichen.“ Rund ein Drittel der Mittel ist laut BMVI für normale Ladepunkte (50kW) vorgesehen, zwei Drittel für die wesentlich teureren Schnellladepunkte (150kW, perspektivisch 350kW).

Das Mengengerüst für die drei Leistungsstufen leite sich aus den verkehrswissenschaftlichen Bedarfsplanungen ab und integriere Indikatoren wie zum Beispiel Wegeketten, Siedlungsstrukturen und E-Fahrzeugdichte. Dafür will der Bund ein Planungstool entwickeln lassen.

Über die Förderrichtlinie sollen auch Netzanschlüsse gefördert werden, die den weiteren Zubau von Ladepunkten oder höhere Ladeleistungen an den jeweiligen Standorten ermöglichen. Alternativ soll der Bau von Pufferspeichern förderungsfähig sein, die Details lässt das BMVI aber noch offen.

Die Förderrichtlinie und der erste Förderaufruf sollen möglichst noch 2016 veröffentlicht werden, damit Anfang 2017 die ersten Anträge bewilligt werden können. (roe)

Externer Link: Antwort auf Kleine Anfrage zu Kaufprämie und Ladeinfrastruktur

BMVI will Verhalten der Reeder regelmäßig beobachten

Das Ministerium werden „gemeinsam mit den Partnern des Maritimen Bündnisses die Zielerreichung der neuen SchBesV regelmäßig beobachten und den Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur des Deutschen Bundestages jährlich über den Stand der Evaluierung unterrichten“, heißt in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion. Eine erste Zwischenbilanz solle auf der Maritimen Konferenz 2017 vorgestellt werden.

Als „harte Kriterien“ für die Evaluierung nach vier Jahren nennt das BMVI die von der Knappschaft Bahn See ermittelten Veränderung der Beschäftigung in der deutschen Seeschifffahrt gegen über Ende 2015 sowie Angaben der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt. In die Betrachtung einbezogen würden darüber hinaus die Zahl der Handelsschiffe unter deutscher Flagge und die Situation auf dem deutschen seemännischen Arbeitsmarkt in Zusammenarbeit mit der Zentralen Heuerstelle.

Außerdem erwartet die Bundesregierung von den Reedern, dass sie gemäß der Vereinbarung zwischen BMVI und dem Reederverband VDR vom 10. Dezember 2015 (siehe hier) „zum Erhalt der Ausbildung zum Schiffsmechaniker auf hohem Niveau beitragen“.

Offen lässt das BMVI, welche Schritte drohen, falls die Ziele verfehlt werden.

BMVI bedauert Ausscheiden von Verdi aus dem Maritimen Bündnis

Ebenfalls ausweichend beantwortet das Ministerium die Frage, ob mit dem Aussscheiden von Verdi das Maritime Bündnis gescheitert sei. „Die Bundesregierung steht fest zum Maritimen Bündnis. Es hat Tradition, ist eine –Marke– und wird im maritimen Cluster wahrgenommen. Die mit dem Ausscheiden von Verdi verbundenen möglichen Folgen und Auswirkungen in der deutschen Seeschifffahrt sollen mit den übrigen Bündnispartnern (norddeutsche Länder, VDR) erörtert werden.“ Die Regierung werde zudem selbst das Gespräch mit Verdi suchen. (roe)

Aufgefischt 9.8.2016

In Berlin tritt das Fahrdienst-Startup Door2Door in der rechtlichen Grauzone zwischen Taxi und ÖPNV an, berichtet die Berliner Zeitung. Das Unternehmen ist zuversichtlich, anders als Uber Pop keine Angriffsflächen für Genehmigungsbehörden zu bieten.

Das niedersächsische Verkehrsministerium berichtet, dass bei der Zustandserfassung 2015 gegenüber der letzten Erhebung der Anteil der Landesstraßen in schlechtem Zustand von gut 22 auf jetzt gut 16 Prozent gesunken sei.

In Baden-Württemberg ist das erste vom Land geförderte Fahrschul-Elektroauto in Betrieb genommen worden, meldet das Verkehrsministerium. Um Fahrschüler für Elektromobilität zu gewinnen, fördert das Ministerium die Mehrkosten zu 75 Prozent bis zu einem Maximalbetrag von 10.000 EUR.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat nach eigenen Angaben gegen das hessische Verkehrsministerium Zwangsvollstreckung beantragt, damit es – wie vom Verwaltungsgericht Wiesbaden 2015 gefordert – den Luftreinhalteplan für Limburg nachbessert. (roe)

Bezahlen von Auto-Ladestrom soll einfacher werden

Laut Entwurf für die LSV-Novelle, die jetzt den Ländern und Verbänden zur Anhörung vorliegt, müssen Betreiber von (öffentlich zugänglichen) Ladepunkten allen Interessenten auch ohne Vertragsbindung Zugang gewährleisten. Eckpunkte sind:

  • Es darf keine Authentifizierung verlangt werden, wenn die Leistung kostenlos gewährt wird oder oder mittels Bargeld in unmittelbarer Nähe zum Ladepunkt bezahlt wird
  • Authentifizierung darf verlangt werden bei Bezahlung „mittels eines gängigen kartenbasierten Bezahlsystems“ oder bei kostenloser Leistung über eine Weboberfläche, dann mindestens auf Deutsch und Englisch. (roe)

E-Auto-Kaufprämie läuft zäh an

Wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) Ende vergangener Woche mitteilte, wurden im Juli 1791 Förderanträge gestellt, davon rund ein Drittel für Plug-In-Hybride.

In dieser Zahl sind auch Förderanträge für Käufe ab dem 18. Mai enthalten. Die am 1. Juli verkündete Förderrichtlinie ist rückwirkend zum Datum des Kabinettsbeschlusses in Kraft getreten.

Die Fördermittel reichen für rund 300.000 bis 400.000 Fahrzeuge. Um sie bis zum Ende der Förderfrist Mitte 2019 auszuschöpfen, müssten monatlich im Durchschnitt über 11.000 Anträge gestellt werden.

Rund zwei Drittel aller Anträge entfallen auf private Käufer, ein Drittel auf Unternehmen. Die öffentliche Hand und andere Körperschaften spielen praktisch keine Rolle.

Nach Bundesländern betrachtet liegt Bayern mit gut einem Viertel aller Anträge an der Spitze, gefolgt von Baden-Württemberg und NRW. Die selbsternannten E-Auto-Metropolen Berlin und Hamburg sind mit jeweils deutlich weniger als 2 Prozent Anteil unterproportional vertreten.

Spitzenreiter nach Herstellern ist wie schon bei der ersten vorläufigen Zwischenbilanz von Anfang Juli (siehe hier) BMW, gefolgt von Renault und mit deutlichem Abstand VW. (roe)

Externer Link: Bafa-Zwischenbilanz zur Kaufprämie

Aufgefischt 8.8.2016

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt will die kalkulatorischen Zinsen für die Lkw-Maut-Wegekostenberechnung aus einem langfristigen Mittel ableiten und hat jetzt offenbar gemeinsam mit Frankreich den schon länger angekündigten Vorstoß bei der EU-Kommission eingeleitet, berichtet die Frankfurter Rundschau. Damit will er ein erneutes Durchschlagen der aktuellen Niedrigzinsphase auf die Mauteinnahmen verhindern.

Für die Trassenfestlegung des viergleisigen Ausbaus der Bahnstrecke Ruhrgebiet-Berlin im Nadelöhr bei Wunstorf (westlich von Hannover) soll es ein Dialogverfahren analog zur Y-Trasse geben, berichtet die Hannoversche Allgemeine.

Schleswig-Holstein kommt mit der Sanierung der Landesstraßen nicht recht voran, berichten die SHZ-Zeitungen. (roe)

UIRR-Präsident beklagt Benachteiligung des Güterverkehrs

Während der Güterverkehr in Skandinavien und Großbritannien Pünktlichkeitsquoten um 90 Prozent erreiche, lägen diese in Kontinentaleuropa näher bei 60 Prozent, erklärte Schultze in einem Gastbeitrag für das Magazin „InnoTrans2016 Report“ (Seite 4), das im Vorfeld der gleichnamigen Ausstellung in Berlin erschienen ist.

Der Kombinierte Verkehr könne schneller wachsen als derzeit, wenn drei Herausforderungen geringer würden: die krisenhafte Situation zwischen Europa und Russland, die den eurasischen Transit erschwere, das billige Erdöl und „die Unzulänglichkeit des Netzes bezüglich technischer Parameter und Interoperabilität“. Dazu komme die Bevorzugung des Personenverkehrs auf der Schiene.

Für Schultze ist die Belegung der rechten Spur der Autobahnen durch einen „Lastwagen-Zug“ eine direkte Folge zu vieler Personenzüge auf den Schienen. „Wenn stündlich statt sechs nur vier Personenzüge führen, würde dies zwei Trassen für 750 Meter lange Güterzüge ermöglichen, die damit die Straße um über 100 Lastwagen entlasten könnten“, rechnete er vor.

Im übrigen habe die Bevorzugung des Personenverkehrs zur Folge, dass dieser Pünktlichkeitsquoten von 90 Prozent „auf den gleichen Strecken (erreicht), wo Güterzüge einen Pünktlichkeitsgrad von 60 Prozent erreichen. Es sei „interessant festzustellen, dass in den nordischen Ländern und in Großbritannien, wo der pünktliche Zug Vorrang hat, sowohl Personen- als auch Güterzüge bessere Resultate als das restliche Europa liefern“, erklärte der UIRR-Präsident.