In dem am Freitag vorgelegten „Grünbuch Energieeffizienz“, das ausdrücklich als Diskussionspapier bezeichnet wird, ordnet das BMWi der Energieeffizienz bei der Dekarbonisierung die höchste Priorität zu: „Energie, die wir einsparen, müssen wir nicht erzeugen, speichern und transportieren“, lässt sich Ressortchef Sigmar Gabriel zitieren. „So können wir durch Energieeffizienz die Kosten der Dekarbonisierung unserer Wirtschaft senken.“ Die Öffentlichkeit wird aufgerufen, bis Ende Oktober zu dem 36seitigen Papier Stellung zu nehmen.
Um den Bedarf an erneuerbarem Strom und die damit verbundenen Kosten so gering wie möglich zu halten, sollten grundsätzlich die Technologien verwendet werden, die Strom möglichst effizient in Antrieb umwandeln, fordert das BMWi. Das seien zum Beispiel Elektrofahrzeuge. „Andere Technologien wie Elektrolyseure (Power-to-Gas) kommen wegen ihres sehr viel höheren Strombedarfs nur zum Einsatz, wo (noch) keine effizienteren Technologien zur Verfügung stehen.“
Synthetische flüssige und gasförmige Kraftstoffe nur 2. Wahl
Im Verkehr sollten derartige synthetische Kraftstoffe wegen des um ein Vielfaches höheren Stromverbrauchs bei der Herstellung vor allem dort zum Einsatz kommen, wo die Verwendung von direktelektrischen Antrieben technisch oder ökonomisch nicht sinnvoll ist. „Gleichwohl sollte der Einsatz dieser innovativen Kraftstoffe in dem notwendigen umfassenden Ansatz zur Emissionsminderung im Verkehr sorgfältig mitbedacht werden.“ Als direktelektrische Verkehrsmittel nennt das BMWi Elektro-Pkw, Elektro-Zweiräder, elektrische leichte Nfz und Busse, Schienenverkehr sowie Oberleitungs-Lkw und -Busse.
Damit sich die Marktakteure für energieeffiziente Dekarbonisierungsoptionen entscheiden, schlägt das Ministerium vor, dass die staatlich induzierte Preisbestandteilen (Steuern, Umlagen) aller Energieträger die relevanten Kosten widerspiegeln „und energiewendetaugliche Entscheidungen begünstigen“.
Mehr Energieeffizienz soll Verbrauch nicht verbilligen
Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit der Gefahr von „Rebound“-Effekten von mehr Energieeffizienz: Damit wird das Phänomen beschrieben, dass mehr Energieeffizienz zunächst die Nutzung verbilligt und damit zu einem Mehrverbrauch an Energie führt. Ein bekanntes Beispiel sind die immer effizienter gewordenen Pkw-Dieselmotoren, die zum einen schwere SUVs überhaupt erst für breitere Käuferschichten finanzierbar gemacht haben, zum anderen zu höheren Fahrleistungen verleiten.
Um Rebound-Effekte einzudämmen, stellt das BMWi verbrauchsspezifische Steuern und Abgaben und mengensteuernde Systeme handelbarer Zertifikate zur Diskussion. Konkret für den Straßengüterverkehr sieht das Ministerium in der von der EU geplanten Berechnung und Ausweisung des spezifischen Kraftstoffverbrauchs relevanter Komponenten einen richtigen Ansatz. (roe)
Externer Link: Homepage Grünbuch Energieeffizienz