Die SPD-Haushaltspolitikerin Bettina Hagedorn sagte am Freitag in der Bundestagsdebatte über den Verkehrsetat, wenn es zu einer solchen Gesellschaft kommen sollte, müsse auf jeden Fall gelten: „Null Privatisierung in diesem Bereich. Das bleibt in öffentlich-rechtlicher Hand. Vor allen Dingen wollen wir in hervorragender Weise Herstellung von Transparenz, Steuerung und Kontrolle durch das Parlament, und das geht nur, wenn es in öffentlicher Hand bleibt.“
Hagedorn kritisierte, dass die Länder überhaupt keine Änderungen an der Auftragsverwaltung wollen. „Das finde ich ein bisschen schade, weil wir schon dringenden Optimierungsbedarf in diesem Bereich haben.“
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hatte zuvor kritisiert, dass sich die Planungen zum entscheidenden Engpass für den Infrastrukturausbau entwickeln. Im Straßenbau gebe unter den Bundesländern „ein paar echte infrastrukturpolitische Sorgenkinder“. Ein Lösungsansatz sei die Autobahngesellschaft, um Planung, Bau und Finanzierung in einer Hand zu bündeln.
Allerdings ständen nicht nur die Länder, sondern auch der Bund in der Verantwortung, wenn es um Planungen gehe. Deswegen habe er eine Kommission eingesetzt, die eine Strategie zur Planungsbeschleunigung erarbeiten soll. „Dabei gibt es übrigens keine Denkverbote. Alle Vorschläge kommen auf den Tisch. Es kann schlichtweg nicht sein, dass wir Rekordmittel bereitstellen, eine Infrastrukturoffensive beschließen, dann aber wichtige Vorhaben im Paragrafendschungel gebremst werden. Das darf nicht so bleiben.“
Förderung von Elektrobussen?
Der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Kühn kritisierte, dass die Bundesregierung im kommenden Jahr zwar 200 Mio. EUR für die Pkw-Kaufprämie bereitstellen will, aber nur 10 Mio. EUR für CO2-arme Nutzfahrzeuge. „Das ist nicht mehr als ein Feigenblatt.“ Er forderte unter anderem ein Marktanreizprogramm für Elektrobusse. Der SPD-Verkehrspolitiker Andreas Rimkus stimmte ihm verklausuliert zu. Er verwies auf das EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen Verstößen gegen die NOx-Grenzwerte in vielen Städten. „Daher müssen wir sehen, dass wir eine Marktintegration emissionsarmer Busse – trotz der höheren Anschaffungskosten – erreichen“, sagte er. „Busse gehören zu den Vielfahrern in unseren Großstädten, und der hohe Schadstoffausstoß von Dieselbussen ist vor allem in Ballungsräumen ein Problem.“
Bartol warnt vor Verteufelung des Autos
Indirekte Kritik an Umweltministerin Barbara Hendricks und ihren Vorstellungen zur Umstellung der Kfz-Flotte übte SPD-Fraktionsvize Sören Bartol. Er sprach zwar von den Grünen, die „unrealistische Ziele“ ausgäben „und davon träumen, dass bereits in 14 Jahren kein einziges Auto mit konventionellem Antrieb mehr zugelassen wird“; aber genau dieses Ziel hat Hendricks in ihrem Umweltprogramm 2030 ausgegeben (siehe hier). „Das wird dann aber dazu führen, dass sich nur noch Reiche teure Autos aus der Wüste von Nevada leisten können“, sagte er unter Anspielung auf Elektroauto-Pionier Tesla. Für bezahlbare Mobilität speziell im strukturschwachen Regionen gehöre das Auto aber dazu.
Bartol mahnte daher einen „Mobilitätskonsens 2030“ an in dem Verbrauchern, Mobilitätsanbieter, Industrie, Umweltvertreter und Politik gemeinsam einen realistischen und verbindlichen Fahrplan für die Verkehrswende vereinbaren. Die Verkehrswende funktioniere nicht, „wenn die Politik voranprescht und am Ende für den Verbraucher die Kosten explodieren und die Industrie auch einfach nicht liefern kann.“ (roe)