Das machte Martin Altrock von der Kanzlei BBH am Freitag im BMVI bei der Vorstellung der Studie „Wasserstoff-Infrastruktur für die Schiene“ deutlich.
EEG-Belastung unklar
Größte potenzielle Kostenlast für den Wasserstoffeinsatz auf der Schiene – und wirtschaftlich betrachtet eventuell KO-Kriterium – sei die EEG-Umlage, die sich auf 7 Ct/kWh zubewegt. Es sei unklar, ob der verminderte Umlagesatz für elektrisch angetriebene Schienenbahnen auch auf Wasserstoff angewendet werden könne, der für den Antrieb von Brennstoffzellen-Triebwagen hergestellt werde. Für die elektrolytische Wasserstofferzeugung sei außerdem denkbar, die Begünstigung für stromkostenintensive Unternehmen anzuwenden. In beiden Fällen sei zumindest eine Klarstellung notwendig, idealerweise aber eine Begünstigung.
Stromsteuer und Netznutzungsentgelte
Als vergleichsweise kleinere Baustellen sieht er Netznutzungsentgelte und Stromsteuer an. Werde der Wasserstoff erst an der „Tankstelle“ durch Elektrolyse gewonnen, stelle sich die Frage, ob die Entgeltbefreiung für Speicheranlagen anwendbar ist. (Energiewirtschaftsgesetz §118 Absatz 6). Auch hier sei eine Klarstellung nötig.
Bei der Stromsteuer sei zu klären, ob die elektrolytische Erzeugung von Wasserstoff zu demjenigen produzierenden Gewerbe zähle, das freigestellt ist.
Tankstelle fällt unter AEG
Aus heutiger Sicht unüberwindliche Hindernisse bei Technik, technischen Vorschriften und anderen regulatorischen Rahmenbedingungen konnten die Autoren der Studie nicht ausmachen. Dem Versuch kommt zu Gute, dass ein Teil der denkbaren Fragen schon bei Einführung von Brennstoffzellen-Bussen geklärt werden konnten. Leichte Besorgnis war nur zu erkennen, als deutlich wurde, dass für die Tankstelle ein Planfeststellungsverfahren gemäß Allgemeinem Eisenbahngesetz (AEG) notwendig wird.
Übereinstimmender Tenor auf der Veranstaltung war, dass einem Start des regulären Testbetriebs mit zwei umgebauten Fahrzeugen des Herstellers Alstom auf der Strecke Bremervörde-Bremerhaven-Stade zum Fahrplanwechsel 2017/18 nichts entgegensteht. Dort soll Wasserstoff verwendet werden, der als Nebenprodukt bei der Chemieproduktion in Stade anfällt. Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg wollen mit eigenen Pilotstrecken ab 2020/21 folgen (siehe auch hier).
Bomba tadelt Autoindustrie und Forscher
In seinem ungewöhnlich emotionalen Eingangsstatement las Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba sowohl der deutschen Autoindustrie als auch der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) die Leviten: „Auch wenn ich mir jetzt keine Freunde bei der NOW mache: Die Brennstoffzelle ist serienreif“, sagte er und fügte hinzu: „Es hat keinen Sinn, noch weitere Milliarden in die Forschung zu stecken. Auch wenn das letzte Gramm noch nicht erforscht ist – wir müssen die Brennstoffzelle jetzt einsetzen.“ Korea und Japan seien bei der Serienfertigung vorne.“ (roe)
Externer Link: Studie Wasserstoff-Infrastruktur für die Schiene