Lies will finanzielle Anreize für Kauf sicherer Lkw

Er forderte am Dienstag erneut höhere Mautsätze für ältere Lastwagen ohne Fahrassistenzsysteme. „Fahrassistenten wie Notbremssysteme können schlimme Unfälle verhindern“, ließ er mitteilen. „Meine Idee ist es, die Spediteure mit finanziellen Anreizen zu ermuntern, ihre Flotten zu erneuern.“ In Niedersachsen hatte es in den vergangenen Monaten auf der A2 wiederholt schwere Unfälle mit Lkw gegeben, die in Stauenden hingefahren waren. „Eine Entlastung bei der Maut schafft auch die notwendigen Anreize bei ausländischen Spediteuren.“

Allerdings teile Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt seine Auffassung nicht und führe europarechtliche Bedenken. „Diese Haltung ist für mich nicht nachvollziehbar“, hob Lies hervor. „Das Thema Sicherheit geht uns alle an.“ Die von Lies angesprochenen Assistenzsysteme sind seit 2016 für Neufahrzeuge über 7,5t vorgeschrieben. (roe)

BVWP-Überarbeitung bringt positive Nachricht für Hafen Rostock

Das BMVI hat sich anscheinend entschieden, die Zufahrt zum Hafen für Schiffe mit 15m Tiefgang und nicht nur 14,30m auszubauen. Statt 69,3 Mio. EUR Investitionskosten und einem NKV von 2,7 werden jetzt 111,6 Mio. EUR und ein NKV von 2,3 errechnet. Das deckt sich mit den Angaben in einem Disput zwischen Bund und Land Ende April (siehe hier).

Schleusenausbau wird billiger – manchmal wenigstens

Überraschendste Veränderung ist, dass die Verlängerung der Neckarschleusen 86 Mio. EUR günstiger werden und damit noch 1178 Mio. EUR kosten soll. Dadurch verbessert sich auch das Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) von 0,7 auf 0,8.

Dafür wird der Ausbau des Stichkanals Salzgitter knapp 35 Mio. EUR teurer und wird jetzt mit 220,6 Mio. EUR veranschlagt. Das NKV verschlechtert sich so von 2,0 auf 1,8.

Ohne erkennbaren Grund hingegen attestiert das BMVI dem Bau der Schleuse Scharnebeck jetzt ein NKV von 0,9 statt 0,7, dem Ausbau der Donau Straubing-Vilshofen ein NKV von 2,6 statt 2,2 und dem Bau der zweiten Schleusenkammern an der Mosel ein NKV von 0,3 statt 0,2. Es kann höchstens vermutet werden, dass sich die Nutzeneinschätzung verbessert hat. (roe)

Aufgefischt 19.7.2016

Die Ortsumfahrung Usingen, die Hessenmobil versehentlich nicht für den BVWP 2030 angemeldet hatte, ist in den vordringlichen Bedarf aufgenommen worden, berichtet der Usinger Anzeiger.

Schleswig-Holstein will nach Angaben des Landesverkehrsministerium die erwarteten zusätzlichen Regionalisierungsmittel von jährlich 30 Mio. EUR zu einem Drittel für Angebotsverbesserungen und neue Projekte wie die Reaktivierung der Bahnstrecken Kiel-Schönberger Strand und Geesthacht–Nettelnburg, die Bahn-Linie 21 (Hamburg-Kaltenkirchen) und die S4 Hamburg-Bad Oldesloe sowie den Ausbau der Strecke Wrist–Kellinghusen verwenden. Ein Drittel fließt in die Stärkung der Busverkehre, ein Drittel in Tarifverbesserungen.

Vertreter anderer Parteien werfen der CSU laut Merkur vor, beim Vor-Ort-Termin von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (siehe hier) an vier Bahnhöfen im Münchner Umland abgedrängt worden zu sein. (roe)

EBA geht gegen DB-Infrastruktursparte vor

Wie das BMVI auf eine Anfrage der Grünen hin erstmals offiziell bestätigte, hat das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ein Verwaltungsverfahren zu dem Thema eröffnet. Das das Verfahren nicht abgeschlossen ist, seien weitere Auskünfte nicht möglich. Angedeutet werden aber Zweifel, ob die DB-Infrastruktursparte sachgerecht ihre Verantwortung dafür wahrgenommen hat, die Eisenbahninfrastruktur gemäß Allgemeinen Eisenbahn-Gesetz in einem betriebssicheren Zustand zu halten.

Die DB hatte die Sperrung zwecks Schottersanierung erst drei Wochen im Voraus bekanntgegeben (siehe auch hier), aber wiederholt Berichte zurückgewiesen, sie sei erst nach Drohungen des EBA mit behördlich angeordneten Geschwindigkeitslimits tätig geworden. (roe)

Aufgefischt 18.07.2016

Das Nacharbeiten am BVWP 2030 geht dem Ende entgegen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks bemängelt aber laut Spiegel (nur Print) in einem Brief an die SPD-Fraktion, dass das BMVI sich der Abstimmung mit dem BMUB verweigert. Der Entwurf soll am 3. August vom Kabinett verabschiedet werden. Laut WAZ-Zeitungen, die sich auf Angaben von Landesverkehrsminister Michael Groschek berufen, werden in NRW drei Projekte höher eingestuft als ursprünglich vorgesehen.

Nach der Ratifikation der Novelle des Wiener Abkommens von 1968, das jetzt zeitlich beschränkt ein teilautomatisiertes Fahren erlaubt, will Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt diese Änderung in nationales Recht umsetzen, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf einen anscheinend gezielt durchgestochenen ersten Gesetzentwurf.

Zuguterletzt: Dobrindt erlebt bei einem Vor-Ort-Termin an vier Bahnhöfen im Münchner Umland Pendlerleid am eigenen Leib. Von der Tour berichtet die Süddeutsche Zeitung. (roe)

Wassertourismuskonzept ist Parlamentariern nicht konkret genug

Stefan Zierke, tourismuspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, mahnte vom BMVI konkretere Vorschläge zur Nutzerfinanzierung an als die bloße Auflistung der denkbaren Möglichkeiten.

Er sprach sich gegenüber dem Verkehrsbrief dafür aus, bei der Nutzerfinanzierung den Blick über die eigentliche Freizeitschifffahrt hinaus zu weiten. Es sei zu prüfen, ob auch mittelbare Nutznießer wie Liegeplatzbetreiber und Häfen einen Beitrag leisten könnten. Auf jeden Fall unzureichend sei die bisher von den Verbänden bezahlte jährliche Pauschale von 80.000 EUR.

Für anlagenbezogene Entgelte zeigte sich Zierke offen. Diese seien schon dann nötig, wenn der Bund Schleusen an die Kommunen abgebe und der Betrieb refinanziert werden müsse. Allerdings koste auch der Unterhalt der Uferbefestigungen Geld, warnte er.

Als härtere Nuss im Vergleich zur Nutzerfinanzierung sieht Zierke aber die Diskussion über eine Abgabe von Bundeswasserstraßen an Dritte an. Bisher sei weder bei den Ländern noch den Kommunen dafür Bereitschaft zu erkennen. Denkbar ist für ihn aber, Synergien zwischen Landes- und Bundeswasserstraßen zu schaffen, indem der Betrieb in eine Hand gelegt werde – im Falle Nordostbrandenburgs zum Beispiel beim Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde angesiedelt werde.

In Unionskreisen wurde betont, dass es sich um ein „Konzept“ für den Wassertourismus handele und nicht um ein „Gesetz“. Es sei in erster Linie als Ideensammlung zu verstehen. Der Ansatz einer verstärkten Nutzerfinanzierung sei richtig, auch wenn eine 100-Prozent-Kostendeckung nicht erreichbar ist. Nötig sei jetzt, dass sich die Länder positionieren.

Der Linken-Verkehrsexperte Herbert Behrens sprach gegenüber dem Verkehrsbrief von einer „kontraproduktiven Mogelpackung“ von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt. „Mit diesem sogenannten Konzept lässt er die Bundesverantwortung für den Wassertourismus fallen und gräbt damit tausenden Hobby- und Sportbootsführern buchstäblich das Wasser ab, welche dann auch noch im doppelten Wortsinn die Zeche dafür zahlen sollen“, sagte er. „Solch einen Angriff auf die öffentlichen Daseinsvorsorge lehne ich entschieden ab.“

Völlig entgegengesetzt sieht es die Grünen-Verkehrsexpertin Valerie Wilms. Sie begrüßte das Konzept zumindest im Grundsatz: „Der Bericht zeigt die richtigen Punkte auf, bleibt aber bei den wichtigen Punkten unkonkret“, kritisierte sie. Vor allem bei der Form einer Mitfinanzierung durch die Freizeitschiffer tue sich das Ministerium noch schwer. „Dass Dobrindt hier einen Schlingerkurs fährt, ist nicht nachvollziehbar. Die touristischen Wasserstraßen dürfen nicht weiter alleine aus Bundes- und damit aus Steuermitteln finanziert werden. Auch die Nutzer müssen da mit ran.“ Auch bei den Verhandlungen mit den Ländern seien noch sehr dicke Bretter zu bohren. „Hier verlange ich zügig brauchbare Ergebnisse.“ (roe)

Richter gegen Nachschlag des Bundes für Berlin

Das Bundesverwaltungsgericht verkündete am Freitag, dass vom Land Berlin geltend gemachte Ansprüche auf Kostenerstattung für die Entwässerung der Autobahnen und Bundesstraßen in den Jahren 1977 bis 2003 verjährt seien. Berlin hatte vorgebracht, dass die Verjährungsfrist 30 Jahre betrage.

Die Leipziger Richter erkannten aber im Grundsatz an, dass die Länder einen Anspruch auf Ersatz der Kosten für die Entwässerung der Bundesfernstraßen haben, die aus der Verwaltung dieser Straßen im Auftrag des Bundes entstanden sind. (roe)

Externer Link: Pressemitteilung zur Entscheidung in der Sache BVerwG 9 A 16:15

Aufgefischt 15.7.2016

Die EU-Kommission war bereits seit 2010 über auffällige Diesel-Abgaswerte informiert, berichtet Spiegel Online unter Berufung auf interne Kommissionsdokumente. Die Generaldirektion Industrie sei aber auch noch 2012 trotz Aufforderung durch die Generaldirektion Umwelt untätig geblieben.

Das Bundesverfassungsgericht hat es laut dem IT-Portal heise.de ohne nähere Begründung abgelehnt, sich mit einer Piraten-Verfassungsbeschwerde gegen das Scannen von Autokennzeichen bei der Kontrolle der geplanten Pkw-Maut zu befassen.

Laut Stuttgarter Zeitung sind die Finanzierungstöpfe für Stuttgart 21 im Jahr 2019 leer, ohne dass der Bahnhof fertig wäre. Das Land sieht keinen Rechtsanspruch der DB auf Erhöhung des Landesanteils, die DB beruft sich die vertragliche Verpflichtung aller Partner, das Projekt zu fördern.

Im CDU-Kreisverband Ostalb, dessen Vorsitzender bis September 2015 der heutige Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle war, ist es laut Angaben des neuen Vorsitzenden gegenüber der Südwestpresse in den Jahren 2006-2015 zu finanziellen „Unregelmäßigkeiten“ gekommen. Deswegen sei vorsorglich Selbstanzeige beim Bundestagspräsidenten eingereicht worden; außerdem habe die Staatsanwaltschaft einen Bericht von Wirtschaftsprüfern erhalten. (roe)

Bürger sollen Brandenburgs Mobilitätsstrategie verbessern

Das Infrastrukturministerium hat in der vergangenen Woche die Phase der Online-Beteiligung für die breite Öffentlichkeit gestartet, die noch bis zum 31. August dauert. Kommunen, Verbände und Experten sind bereits über vier Fachworkshops in der Entwurfsphase eingebunden worden. Der überarbeitete Entwurf soll bis zum Jahresende dem Kabinett und anschließend dem Landtag vorgelegt werden.

Straßenbau folgt landesinterner Netzkategorisierung

Für den Straßenbau sieht die Mobilitätsstrategie vor, die vorhandene Netzkategorisierung zum Ansatzpunkt für die jeweilige Ausbau- und Erhaltungsstrategie machen. Im „Leistungsnetz“ (Autobahnen und Bundesstraßen mit hoher verkehrlicher Bedeutung, rund 1500km) und im Grundnetz (übrige Bundesstraßen und verkehrswichtige Landesstraßen, rund 5000km) soll der Zustand von 2014 gehalten werden. Im „grünen Netz“ (übrige Landesstraßen, rund 2900km) soll der Zustand von 2011 gehalten werden. Aktuell befinden sich rund 39 Prozent des Grundnetzes und rund 46 Prozent des Grünen Netzes in einem schlechten bis sehr schlechten Zustand. In einer „Gesamtstrategie Straße“ soll dies weiter konkretisiert und durch eine Abstufungskonzept für rund 2000km Landesstraßen des „grünen Netzes ergänzt werden. ÖPP für die Landesstraßen lehnt das Land ab.

Im SPNV Stärken stärken

Auch im öffentlichen Verkehr erteilt das Land einer „Gießkannenstrategie“ eine Absage. Erwartet wird nämlich, dass sich die Entvölkerung weiter Teile des ländlichen Raumes fortsetzt und nur im Berliner „Speckgürtel“ die Bevölkerung zunimmt oder zumindest stagniert. Daher soll sich die Siedlungsentwicklung auf Standorte mit SPNV-Erschließung konzentrieren. Für die Hauptstadtregion selbst strebt das Land eine Taktverdichtung im SPNV an:

  • 60-Minuten-Takt als Grundtakt
  • 20-/30-Minuten-Takt als Grundtakt im SPNV zwischen Berlin und dem Berliner Umland, 10-/15-Minuten-Takt auf den wichtigsten Pendlerverbindungen in der Hauptverkehrszeit
Experimente willkommen

Ausdrücklich bekennt sich das Land zum Experimentieren. Mit deutlicher Anspielung auf Uber und andere heißt es, dass „verkehrsfremde“ Akteure in den klassischen Mobilitätsmarkt drängen, was einerseits oft mit dem bestehenden Rechtsrahmen kollidiere; andererseits dokumentiere dies kreatives Potential, das für zukunftsträchtige Lösungen unverzichtbar sei. Bei „smarten“ Lösungen spielt dem Land in die Hände, dass selbst seine älteren Bürger überdurchschnittlich internetaffin sind: Von den jetzt 55- bis 64-Jährigen nutzen 46 Prozent ein Smartphone – im Bundesdurchschnitt sind es nur 27 Prozent.

Externer Link: Webseite des Infrastrukturministeriums zur Mobilitätsstrategie