Pkw-Neuzulassungen auf Rekordniveau

Das schreibt der europäische Dachverband der Autohersteller Acea als Kommentar zu seiner Septemberstatistik über die Neuzulassungen von Pkw in der EU. Die genau 1,455,180 Pkw bedeuten ein Plus von 7,2 Prozent im Vergleich zum September 2015. In Deutschland wurden  9,4 Prozent mehr Pkw neu zugelassenen, als noch vor Jahresfrist. Überflügelt wird Deutschland nur von Italien (17,4 Prozent) und Spanien (13,9 Prozent).

Auch bezogen auf die ersten neun Monate des Jahres stieg die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahr, und zwar um acht Prozent. Laut Acea sind das genau 11,243,263 Pkw. In dieser Statistik liegen ebenfalls Italien (plus 17,4 Prozent), Spanien (plus 11,5 Prozent) und Deutschland (plus 6,1 Prozent) auf den ersten Plätzen.

Deutsche Hersteller profitieren vom Trend

Die deutschen Autobauer profitieren von dieser Entwicklung. Im September stieg der Absatz bei Daimler um 18 Prozent, bei der BMW-Gruppe um 12,3 Prozent, bei der VW-Gruppe um 5,2 Prozent, bei Opel um 3,7 Prozent. In den ersten neun Monaten des Jahres legte Daimler um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu, BMW um 12,3 Prozent, VW um 3,2 und Opel um 6,7 Prozent. (kw)

Aufgefischt 14.10.2016

Das KBA will mit den von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt als „Doping-Test“ bezeichneten, unangekündigten Abgaskontrollen beginnen. Das Verfahren erntet bereits im Vorfeld Kritik, wie zum Beispiel das Flensburger Tageblatt oder das Nachrichtenportal Heise online berichten.

Viel Lob für den Bundesverkehrswegeplan hat Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie. Aber obwohl jetzt genug Geld für Bauvorhaben vorhanden sei, mangele es an baureifen Projekten, wie Knipper im Gespräch mit der Allgemeinen Bauzeitung sagt. Deshalb müssten jetzt Planungskapazitäten aufgestockt werden. 

Bei der Planung für die zweite Rheinbrücke zwischen Wörth und Karlsruhe gibt es Fortschritte: Der Bund gab grünes Licht für ein beschleunigtes Planfeststellungsverfahren, ist bei Metropolnews zu lesen.

Die Bahn plant weiter damit, Stuttgart 21 bis 2021 fertig zu haben. Ein Gutachten hatte zwar eher Ende 2022 in Aussicht gestellt. Die Bahn meint aber, wie unter anderem die Rheinische Post berichtet, dass sie die Verzögerungen beim bisherigen Bau wieder aufholen kann.

Die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich sind schädlich für die Transportwirtschaft. Darauf weist IHK-Kreisvorsitzende im Berchtesgardener Land, Irene Wagner, in der Passauer Neuen Presse hin – und fordert deshalb die erneute Abschaffung der Grenzkontrollen. (kw)

Brexit: EU wartet, GB handelt

Der neue Deal hebt alle bisherigen Beschränkungen für Frachtflüge zwischen Großbritannien und China auf. Für Personenflüge wird die Zahl der maximal erlaubten Flüge von bisher 80 auf 200 angehoben. 

„Das ist der Startschuss zu mehr Tourismus- und Handelsmöglichkeiten für Großbritannien: lebenswichtige Verbindungen, um ein zuversichtliches, globales Großbritannien nach dem Brexit zu gestalten“, zitiert die Financial Times aus dem britischen Verkehrsministerium. „Das ist ein großer Augenblick für Großbritannien“, teilte seinerseits Verkehrsstaatssekretär Chris Grayling mit. 

Künftige Verkehrsbeziehungen bleiben unklar

Kein Kommentar hingegen von der EU-Kommission zu dem neuen Abkommen. Auf Anfrage hieß es lediglich, bilaterale Flugabkommen zwischen EU-Mitgliedstaaten und nicht EU-Mitgliedstaaten seien erlaubt. Die EU-Kommission selbst verhandele mit anderen Staaten nur dann im Namen aller EU-Länder, wenn dazu ein Auftrag vorliege. Für China sei das nicht der Fall. 

Das Nicht-Kommentieren liegt auf der von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk ausgegebenen Linie: keine Vorverhandlungen zum Brexit, bevor nicht der Antrag auf Austritt in Brüssel gestellt ist. 

Auch der Generaldirektor von DG Move, Henrik Hololei, gab zu Beginn der Woche auf die Fragen des Verkehrsausschusses zum Brexit keine Antworten. „Ich habe keine Kompetenzen, dazu etwas zu sagen“, so Hololei. (kw)

Übernachten in Lkw-Fahrerkabine: EU-Kommission sammelt Meinungen

Hintergrund sind neue Gesetzesvorhaben zu den Sozialvorschriften im Straßengüterverkehr. Hier liegt einiges im Argen. Klagen besonders aus den alten EU-Mitgliedstaaten über „Sozialdumping“ in der Branche reißen seit Jahren nicht ab. Unterschiedliche Auslegungen von EU-Gesetzen sind oft ein Grund dafür. 

Strafen in Frankreich und Belgien

2014 zogen Frankreich und Belgien unabhängig voneinander die Reißleine bei einer Praxis, die weit verbreitet ist: Das Verbringen der vorgeschriebenen Ruhezeit im Lkw – also zumeist in der Fahrerkabine – wurde verboten. Wer erwischt wird, muss in Belgien 1800 Euro zahlen. In Frankreich drohen dem Unternehmer des erwischten Fahrers sogar Gefängnis und eine Strafe von bis zu 30.000 Euro.

Frankreich und Belgien stützen sich bei ihren Regelungen auf geltendes EU-Recht aus Artikel 8, Absatz 8 der EU Verordung 561/2006. Doch die Passage ist vage formuliert und lässt sich unterschiedlich interpretieren. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hatte die EU-Kommission Ende 2015 deshalb dazu aufgefordert, das Verbot klar zu formulieren, bekam aber eine Absage.

Protest aus Osteueropa

Denn gegen eine Änderung protestierten vor allem osteuropäische Länder. Ihre Unternehmen profitieren davon, wenn sie ihren Fahrern keine teuren Hotels in westeuropäischen Städten bezahlen müssen. Und auch sie sehen sich im Recht mit Bezug auf die genannte Verordnungspassage.

Die EU-Kommission ist sich bewusst, dass sie gefordert ist. Zu genaueren Aussagen lassen sich die Kommissionsmitarbeiter aber nicht bewegen. Sie verweisen auf die geplanten Gesetzesänderungen, die bereits seit langem geplant sind und immer wieder verschoben wurden. 

Jetzt sollen die Vorschläge im Frühjahr 2017 kommen. Zusammen mit einer ganzen Reihe von weiteren Vorschlägen, um den europischen Straßengüterverkehr besser und eindeutiger als bisher zu regeln. Das Datum kündigte Henrik Hololei, Generaldirektor der zuständigen DG Move der EU-Kommission, am Dienstag im Verkehrsausschuss des Europaparlaments an. (kw)

Externer Link: Öffentliche Befragung der EU-Kommission zur Verbesserung der Sozialvorschriften im Straßengüterverkehr (in englischer Sprache)

Aufgefischt 13.10.2016

Der Amtschef von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann ist vor den Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Abgasaffäre geladen worden, berichtet die Stuttgarter Zeitung.

Von einem Jobwunder am Flughafen Leipzig/Halle schreibt die Bildzeitung anlässlich der Eröffnung eines Erweiterungsbaus von DHL.

Die Parkplatznot an Autobahnen nimmt auch auf der A38 zu, verdeutlicht die Mitteldeutsche Zeitung.

Die Osnabrücker Zeitung fasst die Ergebnisse einer groß angelegten Polizeikontrolle auf der A30 bei Melle zusammen. Bei jedem zweiten Lkw gab es etwas zu bemängeln. Verstöße gegen das Waffengesetz gab es auch. (kw)

Bund will Autobahngesellschaft wohl durchdrücken

Sogar ganz oben auf dem Entwurf einer 15 Punkte umfassenden Liste zu „Maßnahmen für die Verbesserung der Aufgabenerledigung im Bundesstaat“ des Bundesfinanzministeriums steht die Schaffung einer „unter staatlicher Regelung stehenden privatrechtlich organisierten Verkehrsinfrastrukturgesellschaft“. Sie soll zentral alle Aufgaben an Autobahnen und „optional“ an allen übrigen Bundesfernstraßen übernehmen, die bislang in die Zuständigkeit der Bundesländer fielen.

Verkehrsminister der Länder dagegen

Schon im Februar hatten sich die Verkehrsminister der Länder einstimmig gegen diese Pläne gestemmt. Dieses Votum gilt noch immer. „Am einstimmigen Beschluss der VMK gegen eine zentrale Bundesgesellschaft hat sich bisher nichts geändert“, teilt Juliane Schultz vom Infrastrukturministerium in Mecklenburg-Vorpommern mit. Gleiches Echo aus den Verkehrsministerien in Baden-Württemberg und Niedersachsen. Begründung: „Weil wir es selbst einfach besser können“, sagt Ministeriumssprecherin Sabine Schlemmer-Kaune in Hannover.

Befürchtungen, dass die Ministerpräsidenten bei den Gesprächen im Bundeskanzleramt doch einlenken könnten, sprich: sich durch Anreize zur Einwilligung in die Bundespläne überreden lassen, sind zwar denkbar. Aber erwartet wird das nicht.

Warnung vor Umfallen

Vor einem Umfallen warnt auch die „Plattform gegen die Bundesfernstraßengesellschaft“ in Berlin. Denn zu der Gesellschaft gebe es „nach Auskunft der Bundesregierung von gestern (11.10.2016) auf eine schriftliche Frage der Abgeordneten Sabine Leidig (Linke) keinen abgestimmten Entwurf der Bundesregierung“, heißt es in einer Mitteilung der Plattform. Daraus schlussfolgert das Bündnis aus Gewerkschaften, Umweltverbänden und Bürgerinitiativen, dass von den Ländern offenbar erwartet werde, „dass sie einen Blankoscheck unterschreiben“.

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske appellierte an alle Ministerpräsidenten: „Wehren Sie sich gegen Forderungen nach einer privatrechtlichen Verkehrsinfrastrukturgesellschaft, die niemals eine politische Mehrheit finden würden, wenn sie jetzt nicht Teil des Verhandlungspakets zu den Bund-Länder-Finanzen wären.“

Das Bundesfinanzministerium zeigte sich wie schon in der Vergangenheit bei diesem Thema wenig kommunikativ. Eine Anfrage des Verkehrsbriefs blieb ohne Antwort. (kw)

CO2 in der Luftfahrt: Was nun, Europa?

Und zwar vornehmlich die, wie es mit dem europäischen Programm zur Verringerung des CO2-Ausstoßes in der Luftfahrt weitergehen soll. Zur Erinnerung: 2012 hatte die EU ihr seit 2005 bestehendes ETS-System auf die Flugfahrt ausgedehnt. Es hagelte Kritik aus der ganzen Welt, die EU schränkte ETS auf innereuropäische Flüge ein unter dem Vorbehalt, dass ICAO bis spätestens 2016 ein weltweit gültiges Programm zur CO2-Reduzierung im Flugverkehr auf den Weg bringt.

Das ist jetzt geschehen. Eine Wiederausweitung von ETS auch auf alle interkontinentale Flüge ist damit vom Tisch. Auf innereuropäischen Flügen gilt ETS noch bis 2017. Was danach mit ETS passiert, muss die EU in den kommenden Monaten entscheiden. Dabei bahnt sich Streit an.

Kommission bleibt erstmal förmlich

Seitens der EU-Kommission bleibt man zunächst förmlich. Gegenüber dem Verkehrsbrief teilt sie mit: „Wie in den Verträgen vorgesehen, wird die Kommission über die Ergebnisse der ICAO-Versammlung dem Rat und Parlament Berichterstatten. Die Kommission wird die Beschlüsse genau prüfen und über eine eventuelle Anpassung der Zielrichtung von ETS nachdenken.“

Kritiker des auf der ICAO-Versammlung beschlossenen Systems fürchten, dass die Pläne der EU-Kommission dahin laufen könnten, ETS auch innereuropäisch abzuschaffen. „Die Argumentation der Kommission wird vermutlich in die Richtung laufen, dass keine zwei verschiedenen Systeme parallel bestehen sollen – ETS und Offsetting“, heißt es von einem Experten im Europaparlament.

Kritiker im Parlament

Das Parlament ist die EU-Institution, in der es die meisten Unzufriedenen mit dem ICAO-Deal gibt. Widerstand von ihrer Seite scheint vorprogrammiert, sollte die EU-Kommission vorschlagen, ETS auch innereuropäisch abzuschaffen. Dabei kommen diese Kritiker nicht nur von den per se als Umweltschützer einzustufenden Vertretern wie beispielsweise den Grünen. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese hatte als Berichterstatter im Umweltausschuss das Dossiers ETS im Flugverkehr betreut und sich dabei als glühender Verfechter einer strengen Linie gegeben. Den ICAO-Beschluss bezeichnete er jetzt als „unambitioniert“.

Liese ist deshalb auch einer derjenigen, der ETS über 2017 hinaus für den innereuropäischen Flugverkehr fordert. Dazu hätte sich auch die Mehrheit der anderen Abgeordneten in einer Resolution bekannt. Dort heißt es in Paragraph 28: „In jedem Fall werden innereuropäische Flüge weiterhin im EU Emissionshandel einbezogen bleiben.“ (kw)

Aufgefischt 12.10.2016

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) will das Personal im Straßenbau aufstocken und erhält dafür mehrere Millionen Euro, berichtet das Flensburger Tageblatt.

Das Verwaltungsgericht Stuttgart ruft laut eines Berichts der Stuttgarter Nachrichten die Landesregierung von Baden-Württemberg dazu auf, ihm schon jetzt die Pläne für Fahrverbote vorzulegen, durch die das Land die Grenzwerte für Stickoxid und Feinstaub einhalten möchte.

Im Kampf gegen die durch Baustellen verursachten Staus in Hamburg bis hin nach Hannover fordert der niedersächsische CDU-Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke einen Verkehrskoordinator für die betroffene Region. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, bekommt der Politiker dafür Unterstützung von Verkehrsclubs.

NRW Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hat laut Rheinischer Post den Mitgliedern der „Leverkusener Initiativen für Verkehrsplanung“ jetzt doch zugesagt, sie zu einem Gespräch über die Verkehrsplanung der A1 treffen zu wollen.

Logistik soll zentrales EU-Thema werden

Dafür hat die spanische Europaabgeordnete Ines Ayala Sender einen „Bericht über die Logistik in der EU und den multimodalen Verkehr in den neuen TEN-V-Korridoren“ verfasst. Der erste Entwurf dieses Berichts wurde am Dienstag im Verkehrsausschuss des Europaparlaments diskutiert.

Bislang denkt die EU nur in Ausnahmefällen in den Kategorien der Logistik. Zwar tauchte der Begriff schon 2007 in dem bislang letzten Aktionsplan Güterverkehrslogistik der EU-Kommission auf. Doch immer noch dominieren die Kategorien Schiene, Straße, Luft und Wasser die Diskussionen der europäischen Verkehrspolitik. Multimodale Konzepte werden zwar oft genannt, aber bestimmen nicht die Debatten.

 Logistik-Koordinator

„Vor diesem Hintergrund muss der Logistikbereich dringend zu einem Schwerpunkt der politischen Agenda gemacht werden“, schreibt Ayala Sender in ihrem Bericht. Sie fordert unter anderem die Schaffung eines „europäischen TEN-V-Koordinators für Logistik“, Vereinfachungen bei digitalen Verwaltungs- und Zollverfahren, Finanzinstrumente für Logistik und bessere Fortbildungs- und Arbeitsbedingungen „zur Gewinnung von qualifiziertem Personal“. 

Die übrigen Mitglieder des Verkehrsausschusses begrüßten den Bericht grundsätzlich. Die Österreicherin Claudia Schmidt wies ergänzend darauf hin, dass Drohnen als neuer Verkehrsträger unbedingt mitberücksichtigt werden müssten, wenn es um Logistikkonzepte der Zukunft gehe. 

Sozialdumping als Protektionismus

Der Tscheche Evzen Tosenkosvsky lobte die Berücksichtigung des europäischen Satellitensystems Galileo, das künftig eine starke Rolle in der EU-Verkehrspolitik spielen soll. Den Kampf gegen Sozialdumping im Logistikbereich sah er ebenfalls als Aufgabe an. „Dahinter versteckt sich oft Protektionismus“, sagte er.

Der Ausschussvorsitzende Michael Cramer (Grüne) mahnte an, dass EU-Zuschüsse viel stärker als bisher gezielt für den Bau grenzüberschreitender Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden sollte. „Da muss die EU-Kommission selbst anfangen, Prioritäten bei der Finanzierung zu setzen“, so Cramer.

Auftrag an die Kommission

Ein Vertreter der EU-Kommission sagte, dass Sicherheit, multimodale Knotenpunkte, die Digitalisierung des Verkehrs und seine Finanzierung wichtige Punkte seien, die bereits im Fokus der Kommission stünden. Von Logistik an sich sprach er nicht.    

Die Verkehrspolitiker können in den kommenden Wochen Verbesserungsvorschläge für den Bericht machen. Am 5. Dezember soll der Ausschuss, im Januar das Plenum des Europaparlaments über den Bericht abstimmen. Er hat keinen gesetzgebenden Charakter, sondern ist ein Auftrag an die EU-Kommission, sich mit den Forderungen zu befassen. (kw)

EU-Abgeordnete beißen weiter auf Stein

Die Befragung von KBA-Präsident Ekhard Zinke und Leif-Erik Schulte, Sektionsleiter von TÜV Nord, im Untersuchungsausschuss des Europaparlaments am Dienstagvormittag zeigte dies erneut. Empört über Zinkes Antworten schrieb der verkehrspolitische Sprecher der europäischen Sozialdemokraten, Ismail Ertug (SPD), in seiner Pressemitteilung wenige Minuten nach der Anhörung: „Der Mann, der sich nicht erinnern kann, jemals etwas gewusst zu haben.“

„Eklatante Wissensmängel“ warf Ertug Zinke vor und legte nahe, dass Zinke diese mit Absicht vorgebe. Als Beispiel zitierte er das Konzept des Umweltbundesamtes zur Feldüberwachung aus dem Jahr 2008. Im KBA sei das Konzept bekannt gewesen. „In dem Papier zur Feldüberwachung wird ausdrücklich als Ziel genannt, –Einrichtungen zur Zykluserkennung– zu identifizieren. Gemeint ist damit eine Betrugssoftware, wie sie bei VW zum Einsatz kam. Dass das Kraftfahrtbundesamt davon nichts gewusst haben will, glaube ich nicht“, teilte Ertug mit.

Kaum jemand sagt wirklich etwas

Zinke und Schulte reihen sich damit ein in eine bereits lange Liste von Personen, die vom Untersuchungsausschuss zur Befragung eingeladen wurden und letztlich wenig dazu beitrugen, Licht in den VW-Abgasskandal zu bringen. Ob Autobauer, Zulieferer, Politiker oder Behördenmitarbeiter: Den Europaabgeordneten gelingt es bislang nicht, Licht in den konkreten Fall zu bringen.

Oft dreht sich die Diskussion nur um technische Details. Die Europapolitiker versuchen dann zu verstehen, was in Automotoren passiert, wie sie beschaffen sind, wer welche Verantwortung ganz allgemein für welche Teile und Abläufe besitzt. Wie es konkret bei VW aussah, bekommen sie dabei nicht zu hören. Erst im September verwiesen die beiden geladenen Vertreter von Bosch immer wieder auf das laufende Verfahren, um sich in Schweigen zu konkreten Fragen zu VW zu hüllen.

„Schwierig, vernünftig zu arbeiten“

„Unter solchen Umständen ist es schwierig, vernünftig zu arbeiten“, sagte damals die Ausschussvorsitzende Kathleen Van Brempt. Gleiches hatte die belgische Sozialdemokratin auch bei der Anhörung des ehemaligen EU-Industriekommissars Günter Verheugen (SPD) gedacht. Verheugen wollte zunächst überhaupt nicht in den Ausschuss kommen, weil er dort nichts zu sagen habe. Nach hartnäckigem Drängeln kam er schließlich doch – und wies jede Verantwortung von sich. Bei VW handele es sich um einen klassischen Fall von Betrug, sagte er damals. 

Die VW-Vertreter selbst, die schon vor der Sommerpause im Ausschuss waren, sagten ebenfalls aus Rücksicht aus die laufenden Ermittlungen nichts konkretes. Entwicklungschef Ulrich Eichhorn sprach damals von einem riesigen Fehler, der der Konzern gemacht habe, und von den „guten Lösungen“, die man jetzt den Kunden bieten wolle. Mehr war aus ihm nicht herauszubekommen.

Dobrindt kommt am 20. Oktober

Die Mitglieder des Untersuchungsausschusses ziehen daraus ihre eigenen Schlussfolgerungen. Wie Ertug im Fall Zinke. „Wenn das Kraftfahrtbundesamt ein wirkliches Interesse gehabt hätte, die Diskrepanzen bei den Emissionen aufzuklären, dann hätte es auch handeln können“, schrieb Ertug. Denn: „Man sitzt auf einem Berg von Hinweisen von NGOs und Instituten und behauptet, man brauche Indizien, um auf unzulässige Abschalteinrichtungen hin zu testen. Das passt einfach nicht zusammen“, so Ertug. 

Der den Blick schon nach vorne richtet. „Am Donnerstag, 20. Oktober, befragen wir dazu den zuständigen Bundesminister Alexander Dobrindt, vielleicht bekommen wir Antworten.“ (kw)