Speziell die Grünen widersprachen der Feststellung von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der BVWP 2030 sei „realistisch“. Sie verwiesen darauf, dass bis 2030 rund 38,5 Mrd. EUR in Neu- und Ausbau investiert werden sollen, danach in der „Schleppe“ aber noch ein Volumen von 42,8 Mrd. EUR vorgesehen sei. „Sie haben damit eigentlich schon den Bundesverkehrswegeplan 2045 vorgelegt“, sagte die Grünen-Verkehrsexpertin Valerie Wilms. Sie warf Dobrindt vor, mit der Kategorie „Weiterer Bedarf“ den Menschen aus Feigheit Sand in die Augen zu streuen, statt ehrlicherweise die Projekte zu streichen.
Der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Ulrich Lange, warf den Grünen Heuchelei vor, wenn sie sich gegen Straßenneubauprojekte wendeten. „Über 25 Prozent der Baufreigaben für Straßen gingen an grüne Landesverkehrsminister und die wollten diese Mittel haben.“
Linke fordert unabhängige NKV-Prüfung
Die Linken-Verkehrsexpertin Sabine Leidig forderte Lkw-Durchfahrtverbote auf Landstraßen dort, wo es parallel eine Autobahn gibt. „Damit würden die Anwohner an den belasteten Ortsdurchfahrten sofort entlastet, und Sie könnten sich viele von diesen teuren und unsinnigen Ortsumfahrungen sparen.“
Sie kritisierte, dass von den 50 ausgearbeiteten Alternativen der Verkehrsverbände keine einzige im Bewertungsverfahren geprüft worden sei. Die Linke verlange eine echte Bürgerbeteiligung, und zumindest für die größten und teuersten Projekte müsse es eine unabhängige Prüfung von Kosten und Nutzen geben.
Dobrindt: BVWP 2030 besteht Öko-Check
Dobrindt verteidigte den BVWP 2030 und und verglich ihn mit dem von Rot-Grün verantworteten BVWP 2015. „Er fällt doch im Öko-Check gnadenlos durch.“ Mehr als die Hälfte der Projekte sei auf die Straße entfallen, heute sei mehr als die Hälfte für Schiene und Wasserwege vorgesehen. Damals war ein Erhaltungsanteil von 56 Prozent geplant, heute seien es 70 Prozent. Darüber hinaus habe der BVWP 2003 gerade einmal sechs Seiten zur umweltfachlichen Beurteilung enthalten, diesmal habe es eine strategische Umweltprüfung gegeben und einen gesonderten Bericht.
SPD-Fraktionsvize Sören Bartol sagte, er halte die Kritik der Umweltverbände am BVWP in vielen Punkten für unberechtigt. „In einem Punkt teile ich jedoch die Unzufriedenheit. Es ist leider sehr ärgerlich, dass viele Schienenprojekte noch nicht berechnet sind.“ Das sei aber 2003 auch nicht anders gewesen.
Nicht-Thema Autobahngesellschaft?
Auffällig war, dass Dobrindt in seiner Rede nicht auf das Thema Autobahngesellschaft einging, sondern nur allgemein den Bedarf an mehr Planungskapazität erwähnte. „Da hat der Bund genauso Verantwortung wie die Länder.“ Es blieb an Ulrich Lange, die Länder aufzufordern, Planung zu liefern, wenn sie an der Auftragsverwaltung festhalten wollen. (roe)

