Aufgefischt 11.5.2016

Am heutigen Mittwoch wird das Bundeskabinett den Gesetzentwurf für die Bundesstraßenmaut verabschieden. SPD-Fraktionsvize Sören Bartol meldet laut Süddeutscher Zeitung schon einmal Bedenken gegen den Prüfauftrag für eine Mautausweitung auf Lkw zwischen 3,5t und 7,5t an.

Laut Tegernseer Stimme sind im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung zum BVWP 2030 16.000 Online-Stellungnahmen im BMVI eingegangen. Die Verbände waren aufgefordert worden, ihre Stellungnahmen zwecks besserer Authentifizierung schriftlich abzugeben.

Die Bestandsaufnahme für die durch einen Schiffsaufprall zerstörte „Friesenbrücke“ über die Ems wird noch bis September dauern, teilte die DB am Dienstag mit. Erst danach könne über Reparatur oder Ersatz entschieden werden. (roe)

E-Lkw nimmt Fahrt auf

Getragen wird diese Entwicklung allerdings von Speditionen und Verladern, nicht von den Lkw-Großserienherstellern. Drei Beispiele machen das deutlich:

  • Die Spedition DSV erhält 81.000 EUR für die Umrüstung eines Lkw auf Elektroantrieb, mit dem DM-Drogeriemärkte in Köln beliefert werden sollen. Das Vorhaben wird auch von der auf Nachhaltigkeit orientierten Drogeriemarktkette unterstützt.
  • Die Billigmarkt-Kette TEDi will ihre E-Lkw-Flotte von aktuell einem 12-Tonner auf vier Fahrzeuge aufstocken. Nach Unternehmensangaben handelt es bei den bisher genutzten Fahrzeugen um Lkw, die vom niederländischen Hersteller Emoss umgerüstet wurden. Die maximale Reichweite pro Tag betrage dank Zwischenladung am Warenlager rund 370km
  • Der Lebensmittellogistiker Transgourmet erhält 100.000 EUR für die Anschaffung eines elektrischen 18t-Lkw. In der Schweiz setzt das Unternehmen bereits einem vom Spezialisten E-Force auf Elektroantrieb umgerüsteten Iveco Stralis ein.
  • Ebenfalls auf einen umgerüsteten 18t-Lkw Iveco Stralis setzt die Spedition Max Müller.

Das BMVI hat das Förderprogramm zur batterieelektrischen Elektromobilität im März 2015 aufgelegt. Die 96 am Dienstag übergebenen Förderbescheide haben nach Angaben des Ministeriums ein Volumen von 7,1 Mio. EUR und lösen Gesamtinvestitionen von 17 Mio. EUR aus. Gefördert werden die Anschaffung von Elektrofahrzeugen, der Aufbau von Ladeinfrastruktur und die Entwicklung von Elektromobilitätskonzepten auf kommunaler und regionaler Ebene. (roe)

Externer Link: Liste der Fördermittelempfänger des BMVI

Hermann bleibt Verkehrsminister

Das gab Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag bekannt.

Hermann wurde 1952 in Rottenburg am Neckar geboren und war von 1979 bis 1984 als Gymnasiallehrer für Deutsch, Politik und Sport tätig. 1984-1988 war er Mitglied des Landtages, von 1989 bis 1998 Bereichsleiter an der Volkshochschule Stuttgart. Von 1998 bis Mai 2011 gehörte er dem Bundestag an. 2005 bis 2009 war er verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, ab 2009 Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Hermann wird dem linken Parteiflügel zugerechnet.

In seiner ersten Amtszeit als Minister musste Hermann gegen seine Überzeugung den Bau von Stuttgart 21 ermöglichen. Kretschmann setzte an ihm vorbei außerdem die Teilnahme des Landes am Lang-Lkw-Feldversuch durch. (roe)

Aufgefischt 10.5.2016

Neue Nahrung für die Theorie über eine Nord-Süd-Ungleichbehandlung durch das BMVI: Die SPD im Kreisausschuss von Wesel will laut WAZ-Zeitungen erneut einen Versuch unternehmen, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt zu einem Besuch an der Betuwe-Linie einzuladen, damit er sich ein Bild von dem notwendigen Lärmschutz machen kann. Dagegen war er laut Oberbayrischem Volksblatt am Montag bei einem Ortstermin am Brennerzulauf im Inntal und gab der DB Hausaufgaben für den Lärmschutz beim Ausbau der Strecke mit.

In Sachsen-Anhalt ist das Anhörungsverfahren zum Weiterbau der A143 (Westumfahrung Halle) angelaufen. Die Mitteldeutsche Zeitung berichtet über die Änderungen gegenüber früheren Plänen.

Die Neuß-Grevenbroicher Zeitung berichtet über das Anlaufen der Bürgerbeteiligung zur Erhöhung der Zahl der Flüge am Flughafen Düsseldorf. Während Landesverkehrsminister Michael Groschek das Vorhaben zumindest nicht ablehnt, haben sich die Landtags-Grünen bereits dagegen positioniert, wie unter anderem das Property Magazine berichtet.

Der Linken-Verkehrspolitiker Thomas Lutze schlägt in einer Pressemitteilung seines Landesverbandes Saar vor, die Anlieger an der Umleitungsstrecke der gesperrten Fechinger Talbrücke vom Lkw-Durchgangsverkehr zu entlasten. Dieser solle großräumig umgeleitet und entsprechend bei der Lkw-Maut entlastet werden. (roe)

ANALYSE: Klimaschutzplan 2050 dokumentiert Ratlosigkeit

Von einer „Blaupause für die Deindustrialisierung Deutschlands“ wird in Wirtschaftsverbänden gesprochen, wenn die Sprache auf Entwurf für den Klimaschutzplan 2050 kommt, der in der vergangenen Woche aus dem Bundesumweltministerium (BMUB) durchgestochen wurde. Tatsächlich dokumentiert das Papier zumindest für den Bereich Verkehr, dass auch das BMUB im Grunde ratlos ist, wie die in Paris vereinbarte Klimawende in diesem Sektor umgesetzt werden kann.

Wirklich konkret wird es nur dann, wenn die Tonnenziele für die Meilensteinjahr 2020, 2030 und 2050 beziffert werden: Das sind 137 Mio. t CO2-Äquivalente für 2020, 90-100 Mio. t für 2030 und für 2050 eine fast vollständige Unabhängigkeit von fossilen Kraftstoffen. Aktuell ist der Verkehr für rund 160 Mio. t verantwortlich.

Zwischenziel 2020: Hausaufgaben werden als „erledigt“ unterstellt

Um den Meilenstein 2020 zu erreichen, setzt das BMUB auf eine „zügige und sehr ambitionierte Umsetzung der bisher beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen – einschließlich der des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 und des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz“. Tatsächlich lässt die Umsetzung des im Dezember 2014 verabschiedeten Aktionsprogramms Klimaschutz auf sich warten:

  • Von der für 2016 versprochenen Förderung von Hybrid-Lkw ist nichts zu sehen
  • Die Lkw-Mautsätze sollen laut Gesetzentwurf des BMVI auch ab 2018 nicht nach dem Verbrauch gestaffelt werden
  • Das Carsharing-Gesetz ist noch weit von der Verabschiedung entfernt
  • Die Landstromversorgung von Schiffen wird bis heute durch die EEG-Umlage konterkariert
  • Dass ein Ausbau der Schiene für den Güterverkehr angesichts der heutigen Planungsvorläufe schon 2020 CO2-Einsparungen bringt, sollte schon damals niemand wirklich erwartet haben.

Zusätzliche Erschwernis für die Verlagerung von der CO2-lastigen Straße auf andere Verkehrsträger bedeuten die damals nicht erwarteten niedrigen Rohölpreise.

Zwischenziel 2030: Hauptlast trägt die Straße

Bis spätestens Sommer 2017 soll die Regierung ein Konzept zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen des Straßenverkehrs bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber 2005 vorlegen.

Für dieses Zwischenziel müssen nach Einschätzung des BMUB die Emissionen des Pkw je Fahrzeugkilometer um 45 Prozent gegenüber 2010 sinken, beim Lkw um 53 Prozent. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit einer Verbrauchssenkung: „Die notwendige THG-Minderung des Straßenverkehrs wird dabei durch die Kombination aus der Effizienzsteigerung der Fahrzeuge und dem verstärkten Einsatz THG-neutraler Energie erreicht.“ – also zum Beispiel aus Grünstrom. Verwiesen wird auf die Plug-In-Hybride. Anekdotische Evidenz aus Kreisen von Firmenwagennutzern lässt allerdings vermuten, dass die Plug-in-Hybrid-Pkw aus Bequemlichkeitsgründen derzeit überwiegend im Verbrennermodus betrieben werden.

Dieselprivilegien im Visier

Bei Einschluss der Plug-In-Hybride gehe die Bundesregierung davon aus, dass das Ziel von sechs Millionen Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 „deutlich übertroffen“ werde – sechs Millionen sind aber nur rund ein Siebtel des deutschen Pkw-Bestandes. Um den Umstieg auf Elektroantrieb haushaltsneutral stützen zu können, will das BMUB die Steuerprivilegien für Diesel schrittweise abschaffen.

EEG-Umlage für Bahnen vor dem Aus?

Ebenfalls bis Sommer 2017 soll die Regierung ein Konzept zur Umgestaltung aller Abgaben und Umlagen im Verkehr vorlegen. Ziel sind Anreize für die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel und Strom aus erneuerbaren Energien. Die ausdrückliche Erwähnung des Wortes „Umlagen“ dürfte im Bahnsektor Hoffnung keimen lassen, dass die EEG-Umlage für elektrische Schienenbahnen fällt.

Bringt das BMUB den Lang-Lkw auf die Tagesordnung?

Für schwere Lkw auf konventioneller Basis – allerdings schon unter Einschluss von Hybridisierung – sieht das BMUB noch ein Potenzial von 30 Prozent Effizienzsteigerung bis 2030. Unter den aufgeführten Optionen wird auch eine „Anpassung der Fahrzeuglänge“ genannt – ob damit der Lang-Lkw gemeint ist, bleibt offen. Langfristig benötige aber auch der schwere Lkw elektrische Antriebe. „Diese werden derzeit schon bei schweren Nutzfahrzeugen im regionalen Lieferverkehr erprobt.“ Dass ausgerechnet die großen Lkw-Hersteller bei diesem Thema kein Engagement zeigen, wird nicht erwähnt.

Bundesmobilitätsplan statt BVWP

Als Prüfauftrag formuliert das BMUB einen verkehrsträgerübergreifenden „Bundesmobilitätsplan“, der dann auch Luftverkehrskonzept, Nationales Hafenkonzept und Aktionsplan Güterverkehr integriert. Die Bürger sollten „angemessen informiert und beteiligt werden“ – eine eindeutige Spitze des BMUB gegen die Öffentlichkeitsbeteiligung beim BVWP. Der „Bundesmobilitätsplan“ trägt eindeutig die Züge des von den Grünen propagierten „Bundesnetzplans“.

„Leitbild 2050“: Ein Baustein ist Verkehrsverminderung

Das Ziel der annähernden Treibhausgasneutralität 2050 soll nach Vorstellungen des BMUB zu einem Teil durch Verkehrsverminderung erreicht werden. Dazu sollen zum Beispiel Wohnen und Arbeiten näher zusammenrücken, es wird mehr von zu Hause aus gearbeitet, und kürzere Wege in verdichteten Städten erleichtern das Umsteigen auf Rad- und Fußverkehr. Dann heißt es jedoch : „Im Bereich der Logistik sind Prozesse weiter optimiert und somit die Zahl der notwendigen Transporte verringert worden.“ Wie das angesichts von E-Commerce und der sonstigen Atomisierung der Sendungsgrößen funktionieren soll, wird nicht weiter ausgeführt.

Vollständige Elektrifizierung angestrebt

Einen weiteren Beitrag zur Emissionsminderung erhofft sich das BMUB von einer Umstellung der Energiebasis. „Die Energieversorgung des Straßen- und Schienenverkehrs sowie Teile des Luft- und Schiffverkehrs sind weitgehend auf Strom aus erneuerbaren Energien umgestellt. So ist es möglich, auch lange Strecken, die weiterhin motorisierte Verkehrsmittel erfordern, ohne energiebedingte Treibhausgasemissionen zurückzulegen.“ Dort, wo Strom nicht direkt im Verkehrsmittel verwendet kann, wird er zur Herstellung von Wasserstoff für Brennstoffzellen oder zur Herstellung von Flüssigkraftstoffen („Power to Liquid“) verwendet. 

Ausgeklammert wird offenbar die Frage, wie mit dem zum Teil wesentlich höheren Energieaufwand für die Herstellung „klimafreundlicher“ Verkehrsmittel umgegangen werden soll. Für einen Tesla S werden laut einer Modellrechnung (Welt vom 4.5.2016) bei Herstellung und Außerbetriebnahme 21t CO2 veranschlagt, für einen vergleichbaren Verbrenner 7t. (roe)

(roe)

Mehr Strecken für Lang-Lkw zugelassen

Das BMVI hat am Montag die schon länger erwartete sechste Änderung der Positiv-Streckenliste für den Lang-Lkw-Feldversuch im Bundesanzeiger verkündet. Sie tritt anderslautenden Agenturberichten zum Trotz erst an Dienstag in Kraft.

Neues am Feldversuch beteiligt sich jetzt Brandenburg. Niedersachsen hat entgegen dem rot-grünen Koalitionsvertrag neue Strecken gemeldet (siehe auch hier). Aktuell beteiligen sich nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) 56 Unternehmen mit 145 Lang-Lkw an dem Versuch. (roe)

Verwirrung um barrierefreien Ausbau kleiner Bahnhöfe

Das BMVI teilte auf Anfrage des Verkehrsbriefs noch am Mittwoch mit, dass die Projektauswahl und die Finanzierungsvereinbarungen zwischen DB und Bund, sowie zwischen DB und den jeweiligen Ländern noch nicht abgeschlossen seien. Am gleichen Tag jedoch hat der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir bekanntgegeben, welche 24 von 25 angemeldeten Projekten den Zuschlag bekommen haben.

Darüber hinaus hat das Ministerium eine nach Bundesländern gegliederte Liste mit der Zahl der beantragten und bewilligten Projekte veröffentlicht.

Bundesland vorgeschlagen Ins Programm aufgenommen
Baden-Württemberg 33 9
Bayern 24 13
Brandenburg 20 10
Hessen 25 24
Mecklenburg-Vorpommern 5 3
Niedersachsen 20 19
Nordrhein-Westfalen 21 16
Rheinland-Pfalz 16 15
Saarland 4 2
Sachsen 45 23
Sachsen-Anhalt 6 5
Schleswig-Holstein 4 3
Thüringen 9 4
Summe 235 146
Quelle: Landesverkehrsministerium Hessen
Widersprüchliche Zahlen aus den Ländern

Unklar ist, warum das niedersächsische Verkehrsministerium bereits Mitte April 16 bewilligte Projekte verkündet hat, in der von Hessen veröffentlichten Liste nun aber mit 19 Projekten auftaucht. Das BMVI hatte auch schon damals auf nicht abgeschlossene Verhandlungen mit DB und Ländern verwiesen.

Fördervolumen aufgestockt?

Wie das Landesverkehrsministerium ganz nebenbei mitteilte, betrage das Gesamtfördervolumen des Bundes 80 Mio. EUR. Auf eine Nachfrage, ob das laut BMVI mit 50 Mio. EUR dotierte Programm also aufgestockt worden sei, reagierte das Wiesbadener Ministerium mit dem Hinweis, diese Frage sei an das BMVI zu richten. (roe)

Peter Hübner soll neuer HDB-Präsident werden

Wie der Verband in der vergangenen Woche bekannt gab, hat das Präsidium beschlossen, eine entsprechende Empfehlung für die Mitgliederversammlung am 2. Juni auszusprechen. Der bisherige Amtsinhaber Thomas Baur stehe nach fünfjähriger Amtszeit für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung.

Dipl.-Ing. Peter Hübner ist seit April 2013 Mitglied des Vorstands der Strabag AG, Köln. Seine berufliche Karriere begann 1986 bei Bilfinger Berger. 1990 wechselte Hübner zur Hermann Kirchner Bauunternehmung, wo er zuletzt als Geschäftsführer tätig war. 2012 wechselte er zur Strabag AG, wo unter anderem geschäftsführend für die Tochtergesellschaften in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark verantwortlich war, bevor er in den Vorstand wechselte. (roe)

Aufgefischt 9.5.2016

Nach einem Bericht der Welt sollen sich Verkehrs-, Wirtschafts- und Finanzministerium darauf geeinigt haben, dass eine künftige Bundesfernstraßengesellschaft nur für die Autobahnen zuständig sein soll.

Die Fechinger Talbrücke soll nach der Verstärkung der Pfeiler Mitte Mai wieder freigegeben werden – zumindest für den Pkw-Verkehr. Zum Jahresende sollen auch wieder Lkw fahren dürfen. Das berichtet unter anderem die Saarbrücker Zeitung.

Hessen Mobil lässt laut Hessisch-Niedersächsischer Allgemeine die Kostenschätzung für den Abschnitt der A44 östlich Kassel aktualisieren und auch noch einmal Varianten prüfen. Ein Gutachten im Auftrag einer Bürgerinitiative zweifelt die bisherigen Kalkulationen an und wirbt für eine „Südumgehung“ Kassels.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek wirbt in einem großen Interview mit der Welt für eine Rheinvertiefung auch südlich von Dormagen, Brückenanhebung für zweilagige Containerschifffahrt im westdeutschen Kanalgebiet und einen sechsgleisigen Ausbau des RRX-Korridors vom Ruhrgebiet über Düsseldorf nach Köln.

Einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge (unter anderem bei der Neuen Osnabrücker Zeitung) soll am Montag die sechste Erweiterung der Positiv-Streckenliste für den Lang-Lkw in Kraft getreten sein (siehe auch hier). Sie ist jedoch noch nicht im Bundesanzeiger veröffentlicht worden. (roe)

DB verfehlt LuFV-Ziel – jetzt droht Strafe

Wie aus dem jüngsten Infrastrukturzustandsbericht der DB hervorgeht, betrug der theoretische Fahrzeitverlust im vergangenen Jahr 420 Minuten. Zulässig sind aber nur 356 Minuten. Laut LuFV muss die DB für jede Minute zuviel 3 Mio. EUR Vertragstrafe zahlen, im konkreten Fall also 192 Mio. EUR. Allerdings sieht § 17.4 vor, dass bei Verfehlung einer Qualitätskennziffer die Strafzahlung auf 15 Mio. EUR gedeckelt ist.

Die Überschreitung wird laut DB maßgeblich durch den südlichen Berliner Innenring verursacht, der mit 104 Minuten zu Buche schlage. Die Strecke wurde jahrzehntelang nur für die „letzte Meile“ genutzt, soll jetzt aber wieder durchgehende Güterzüge aufnehmen. Der Zielwert für die Regionalnetze von 144 Minuten wurde mit 106 Minuten klar erreicht.

Theoretischer Fahrzeitverlust im Vergleich

2015 Soll 2015 Ist 2014 Ist
Fern- und Ballungsraumnetz (nicht festgelegt) 314 389
Regionalnetze 144 106 116
Gesamt 356 420 495

Hinweis: Wegen einer neuen Methodik sind die Daten zum Fahrzeitverlust zwischen LuFV I und LuFV II nicht uneingeschränkt vergleichbar.

Weitere fünf sanktionsbewehrte Qualitätskennziffern zur Anlagen- und Bahnsteigqualität sowie zur Energieversorgung hat die DB erfüllt. Ein Vergleich mit 2014 ist allerdings wegen einer neuen Methodik kaum möglich. Die neu eingeführte Qualitätskennziffer zum Brückenzustand wird erst zum Ende der LuFV-Laufzeit ausgewertet.

Störungsbeseitigung dauert länger

Ein zwiespältiges Bild ergibt sich bei den weiteren – nicht sanktionsbewehrten – Qualitätskennziffern. So hat die Zahl der Störungen zwar stagniert, die Dauer bis zur Beseitigung von Störungen der beiden höchsten Prioritätsstufen ist aber von 9,2 Mio Minuten/Jahr auf den 9,7 gestiegen, den höchsten Wert seit Einführung der LuFV 2009. Die DB nennt als Grund die Zunahme von Störungen durch extremes Wetter, was auch die Anfahrtzeiten verlängert habe.

Deutlich angestiegen sind auch die netzbedingten Verspätungen, und zwar von 12,5 auf 13,88 Minuten je 1000 Zugkilometer. Sie machen aber nur 8 Prozent aller Verspätungsminuten aus, der Rest entfiel auf die Eisenbahnverkehrsunternehmen oder externe Einflüsse. Hauptursachen für netzbedingte Verspätungen waren Baustellen (6,22 Minuten); Leit- und Sicherungstechnik einschließlich Weichen (2,69 Minuten) und schließlich Fahrbahnstörungen, zum Beispiel Gleislagefehler (0,93 Minuten).

Brücken altern weiter

Unübersehbar ist der Erneuerungsstau bei den Brücken. Das Durchschnittsalter ist 2015 auf 57,4 Jahre gestiegen. 2008 waren es 54 Jahre. Um das Durchschnittsalter zu halten, müssten also jedes Jahr fast doppelt so viele Brücken ersetzt werden wie es heute geschieht.

Die durchschnittliche Zustandsnote 2,05 stagniert trotzdem seit 2009 bei 2,05; ebensowenig hat sich die Notenverteilung verändert. Unterschiede gibt aber bei den Bauarten: Die überdurchschnittlich alten Bauarten Gewölbebrücke, Walzträger in Beton und Stahlbrücke haben sich im Gesamtzeitraum um 0,05 bis 0,09 Punkte verschlechtert.

Kontinuierlich verbessert hat sich der Zustand der Tunnel, wo die Zustandsnote jetzt 1,72 beträgt. 2009 war es 1,89.

Noch im 2. Quartal 2016 sollen laut Bericht weitere Qualitätskennziffern zwischen Bund und DB vereinbart werden.

Finanzziele erfüllt

Wie schon in den Vorjahren hat die DB auch 2015 mehr Eigenmittel für den Erhalt des Netzes ausgegeben als die LuFV vorsieht.

Finanzkennziffern

Soll Ist Ist 2014
Ersatzinvestitionen 3350 3450 3310
Eigenbeitrag Erhaltungsinvestitionen 100 288 560
DB-eigener Instandhaltungsbeitrag 1500 1720 1650

(roe)

Externer Link: Infrastrukturzustandsbericht der DB