Viele Rollstuhlfahrer bleiben auf Kosten für Anschnallpflicht sitzen

Wie Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann auf eine Anfrage des Grünen-Verkehrsexperten Matthias Gastel mitteilte, sind die gesetzlichen Krankenkassen nur verpflichtet, die Erschließung des „Nahbereichs“ der Wohnung zu ermöglichen. Als Ausnahmefälle seien nur der Transport von Schülern zur Erfüllung der Schulpflicht und der Besuch von medizinischen Versorgungseinrichtungen anerkannt, sofern diese im Nahbereich der Wohnung nicht verfügbar ist. Nur bei Erwerbstätigen springt die Rentenversicherung ein.

Gastel zeigte sich empört. „Die Ansage der Bundesregierung, dass durch die neuen Regeln zum Transport von Rollstühlen in Pkw keine Mehrkosten für die Menschen entstehen, ist nicht haltbar“, sagte er gegenüber dem Verkehrsbrief. „Die bußgeldbewährte Anschnallpflicht führt dazu, dass der Großteil der Rollstuhlfahrer ihre Rollstühle bis Februar 2017 nachrüsten müssen. Für die Kosten müssen die Rollstuhlfahrer in aller Regel selbst aufkommen. Um Menschen mit Mobilitätseinschränkung nicht noch weitere Steine in ihre Wege zu legen, sollte die Bundesregierung sicherstellen, dass die Krankenversicherung die Kosten für die notwendige Umrüstung übernimmt.“ (roe)

Michael Garvens wird neuer ADV-Präsident

Er folgt auf den Münchner Flughafenchef Michael Kerkloh, der nach zwei je zweijährigen Amtsperioden nach einem ungeschriebenen Gesetz nicht mehr antrat. Er werde aber stellvertretender Präsident, teilte der Verband mit.

Weitere Mitglieder des ADV-Präsidiums werden zum 1. Januar 2017 Jürgen Bula (Flughafen Bremen), Johannes Jähn (Flughafen Leipzig/Halle), Karsten Mühlenfeld (Flughäfen Berlin) und Stefan Schulte (Flughafen Frankfurt). (roe)

BMUB lehnt Planungsvorteile für die Schiene ab

„Ich glaube nicht, dass wir von Biodiversitätsanforderungen herunterkommen“, sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth bei der Auftaktveranstaltung des vom Umweltbundesamt geförderten Projekts „Mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr“ in der vergangenen Woche. „Die Biodiversitätsanforderungen müssen alle Verkehrsträger erfüllen.“ Zuvor hatte er gefordert, die vorhandene Schieneninfrastruktur nicht nur zu optimieren, sondern auch neue Infrastruktur zu bauen. Konkret sprach er von Entlastungsstrecken für den Güterverkehr.

Bahnen sollten sich nicht auf E-Vorteil ausruhen

An den Bahnsektor appellierte er, sich nicht als „umweltfreundlicher Verkehrsträger“ in Sicherheit zu wiegen und als automatischer Gewinner der Verkehrswende zu sehen. „Unter Freunden: Wenn sich der Lkw dekarbonisiert, kommt die Schiene ganz schön unter Druck.“

EEG-Umlage umverteilen

Laut Flasbarth sollte in der nächsten Legislaturperiode überlegt werden, die EEG-Umlage auf alle Energieträger umzulegen. Er reagierte damit auf die Kritik von DB-Vorstand Ronald Pofalla, dass allein der elektrische Zugbetrieb bei der DB mit rund 160 Mio. EUR EEG-Umlage im Jahr belastet werde. (roe)

Aufgefischt 12.7.2016

Unter anderem Spiegel Online berichtet über den aktuellen Stand der Debatte über die Einführung einer „Blauen Plakette“ für stickoxid-saubere Pkw.

In Niedersachsen gibt es Koalitionskrach wegen des Baus der Autobahnen A20 und A39: Laut einem Gutachten im Auftrag der Grünen sind Kosten und Nutzen schöngerechnet worden. SPD-Verkehrsminister Olaf Lies hält mit ungewöhnlich deutlichen Worten in einer Pressemitteilung an den Vorhaben fest.

Im Saarland wird laut Saarländischem Rundfunk über einen Beitritt zur Deges debattiert. Die Grünen halten die Landesstraßenbauverwaltung für überfordert, CDU und SPD können durch einen Deges-Beitritt keine Vorteile erkennen.

Das BMVI hat am Montag die Förderrichtlinie für das „Forschungsprogramm Automatisiertes und vernetztes Fahren“ bekannt gegeben. Gefördert werden Projekte auf allen digitalen Testfeldern der öffentlichen Hand, also nicht nur auf dem digitalen Testfeld Autobahn (A9).

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hat nach eigenen Angaben in den ersten zehn Tagen 718 Anträge auf Kaufprämie für Elektroautos erhalten. In der nach Modellen aufgeschlüsselten Aufstellung liegt der BMW i3 mit 173 Stück vorne. (roe)

Storjohann leitet Infrastrukturbeirat

Wie die Regulierungsbehörde mitteilte, wählte ihn das paritätisch von je neun Bundestagsabgeordneten und Ländervertretern besetzte Gremium einstimmig zum Nachfolger der brandenburgischen Infrastrukturministerin Kathrin Schneider. Schneider wurde zur Stellvertreterin gewählt. Storjohann war bisher stellvertretender Vorsitzender und hat bereits von 2012 bis 2014 das Gremium geleitet.

Der gelernte Kaufmann und studierte Diplom-Betriebswirt (FH) Storjohann ist seit 2002 Abgeordneter des Deutschen Bundestages und seither ununterbrochen Mitglied im Verkehrs- und im Petitionsausschuss.

Als eines seiner Anliegen bezeichnete Storjohann eine leistungsfähige Infrastruktur, um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. „Dabei muss dem Anliegen vieler Anwohner, den Verkehrslärm zu vermindern, Rechnung getragen werden, indem verstärkt Anreize für „Flüsterbremsen“ gesetzt werden“, sagte er nach seiner Wahl.

Der Vorsitz des Eisenbahninfrastrukturbeirates wechselt im Turnus von zwei Jahren zwischen Bundestags- und Ländervertretern. Aufgabe des Gremiums ist es, die Netzagentur bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu beraten und Vorschläge für Schwerpunkte ihrer Tätigkeit zu machen. (roe)

Länder stoppen Novelle der Fahrerlaubnis-Verordnung

Stein des Anstoßes ist die beabsichtigte Neuregelung, wonach zur Personenbeförderung hergestellte und ausgelegte Fahrzeuge über 3,5t, auch wenn nur über maximal acht Passagierplätze verfügen, nur mit Busführerschein (Klasse D1/D) gefahren werden dürfen. Bisher reichte dafür ein Lkw-Führerschein (Klasse C1/C). Wie aus Länderkreisen zu hören ist, gibt es Sorgen, dass davon auch Polizei-Mannschaftswagen, bestimmte Feuerwehrfahrzeuge und Gefangenentransporter betroffen sein könnten. Unklar sei auch, ob größere Wohnmobile von der Regelung betroffen sind. Bund und Länder wollten die offenen Fragen bis September klären, ist zu hören. (roe)

ISETEC III wird zu IHATEC

Künftig soll auch Innovationen in Binnenhäfen und nicht nur in Seehäfen gefördert werden. Das sieht die Förderrichtlinie Innovative Hafentechnologien („IHATEC“) vor, die am Freitag im Bundesanzeiger verkündet wurde und sofort in Kraft getreten ist.

Anders als bei den rein auf die Seehäfen ausgelegten Vorgängerprogrammen ISETEC I und II ist nicht mehr das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) zuständig, sondern das BMVI. Hintergrund dürfte sein, dass auch schon die Absicht für ein neues Förderprogramm in dem vom BMVI federführend verantworteten Nationalen Hafenkonzept verortet ist.

Gefördert werden:

  • Technische Innovationen zur Optimierung des Güterumschlags und für die Abfertigung von Passagieren
  • Optimierung der Lagerhaltung
  • Innovative und informationstechnische Konzepte und Systeme zur Steuerung und Abwicklung der Waren- und Fahrgastströme im Hafen
  • Informationstechnische horizontale Integration über Wertschöpfungsnetzwerke sowie vertikale Integration und vernetzte Produktionssysteme (Industrie 4.0)
  • Verbesserung der IT-Sicherheit
  • Automatisierungsprozesse und Mensch-Technik-Interaktion
  • Technische Innovationen zur Steigerung der Energieeffizienz im Hafen und Verringerung der Umweltbelastung.

Das Programm läuft bis Ende 2020. (roe)

Länder wollen keine Fernbusmaut

Der Bund solle prüfen, Maut auf Straßen unterhalb der Bundesfernstraßen zu erheben, „wenn dies zur Vermeidung von Mautausweichverkehren, aus Gründen der Sicherheit des Verkehrs oder wegen ihrer Funktion zur Verknüpfung von Schwerpunkten des weiträumigen Güterkraftverkehrsaufkommens mit dem Bundesfernstraßennetz gerechtfertigt ist“.

Keine Mehrheit gefunden hat der Vorschlag des Umweltausschusses, nachgeordnete Straßen auch wegen Luftverschmutzung mautpflichtig (siehe hier) – ebenso ein Prüfauftrag für Fernbusmaut und Lkw zwischen 3,5 und 7,5t. Ebenfalls keine Mehrheit fand sein Vorschlag, die externen Kosten des Lärms anzulasten.

Von der Maut befreit werden sollen hingegen landwirtschaftliche Fahrzeuge im geschäftsmäßigen Güterverkehr bis 40km/h. (roe)

Aufgefischt 11.7.2016

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hätte die Tesla-Autopilot-Funktion nicht zugelassen, berichtet die Welt am Sonntag unter Berufung auf Angaben der Behörde. Für die EU wurde sie in den Niederlanden zugelassen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte unterdessen in der Bild am Sonntag an, im BMVI eine Ethikkommission unter dem früheren Verfassungsrichter Udo di Fabio einzusetzen.

Nach einem Bericht der SHZ-Zeitungen prüft das KBA, eine Teststrecke für Diesel-Abgastests auf dem ehemaligen Militärflugplatz Leck in Nordfriesland einzurichten.

Der Binnenschifffahrtsverband BDB kritisiert in einer Pressemitteilung die vom EU-Parlament verabschiedeten neuen Abgasgrenzwerte für Binnenschiffe und die Ungleichbehandlung mit dem Eisenbahnsektor (siehe auch hier).

Der Streit um den Brandschutz an der ausgebauten (Güter-) Magistrale Emmerich-Oberhausen ist beigelegt, berichtet die Rheinische Post. (roe)

Länder winken Bahnregulierung mit Vorbehalt durch

So soll die Trassen- und Stationspreisbremse bei Infrastrukturbetreibern, die nur SPNV bedienen und daher keine Überwälzungsmöglichkeiten haben, nur im Einvernehmen mit den betroffenen Ländern und Aufgabenträgern ausgesetzt werden (§2 Absatz 9).

Außerdem soll die Bundesregierung sicherstellen, dass sich die Überwälzung von Unterdeckung im SPNV nicht negativ auf Schienengüter- und den Schienenpersonenfernverkehr auswirkt. Die Wachstumsstrategie der DB AG zur Wiederanbindung der Fläche an den IC- und ICE-Verkehr dürfe nicht in Frage gestellt werden. (roe)