Rechnungshof II: BMVI geht zu zögerlich gegen überladene Lkw vor

Wie es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des BRH heißt, gehe die beabsichtigte Einrichtung eines Achslast-Meßstellennetzes viel zu langsam voran. 2011 hatte die Regierung in Aussicht gestellt, rund 20 von einst 80 geplanten Meßstellen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zur Vorselektion für Überladungskontrollen durch das Bundesamt für Güterverkehr nutzen zu lassen. Tatsächlich wurden lediglich 41 Meßstellen überhaupt eingerichtet, die allerdings auch nur unzuverlässig funktionierten. Hinzu kommt, dass es hinter den Meßstellen Ende 2014 nur drei brauchbare Kontrollplätze gab. So wurden 2013 bei 85.000 erfassten Lkw knapp 1800 als „überladen“ zur Nachverwiegung selektiert – darunter offenbar auch Lkw im Kombinierten Verkehr mit einem zulässigen Gewicht bis zu 44t – , tatsächlich waren aber nur 261 Fahrzeuge überladen. Statistisch gesehen müsse ein Lkw-Fahrer nur alle 140 Jahre damit rechnen, auf Überladung kontrolliert zu werden. Der BRH halte es zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, wegen möglicher jährlicher Einsparungen beim Straßenerhalt in dreistelliger Millionenhöhe und zur Stärkung des Wettbewerbs für geboten, dass das BMVI seine Anstrengungen erhöht.

Brandenburg lastet Bund unzulässig Verwaltungskosten an

Wie der Rechnungshof weiter kritisiert, berechnet die Straßenbauverwaltung des Landes Brandenburg dem Bund seit Jahren Verwaltungskosten für den Betriebsdienst, obwohl diese vom Land zu tragen wären. 2012 habe das Land zwar einen Teil der zuviel erhaltenen Zahlungen erstattet; bis heute würden aber weiterer Verwaltungsaufwand dem Bund angelastet, ohne dass das BMVI wirksam eine Rückforderung durchsetze. Der BRH beziffert die zuviel gezahlten Beträge auf 4,8 Mio. EUR. (roe)

Aufgefischt 20.4.2016

Nach einem Bericht der Rheinischen Post laufen derzeit im Zuständigkeitsbereich des BMVI elf EU-Vertragsverletzungsverfahren, die Pkw-Maut noch nicht eingerechnet.

Recherchen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR untermauern einen Bericht des „Spiegel“, wonach offenbar viele Autohersteller das sogenannte „Thermofenster“ nutzen, um mit der Begründung „Motorschutz“ die Abgasreinigung bei ihren Dieselfahrzeugen zu drosseln. Die Regierung sei über das Ausmaß überrascht.

Laut MDR wird Thomas Webel (CDU) auch weiterhin das Verkehrsministerium in Sachsen-Anhalt führen.

Kuriosität am Rande: Die 13 Jahre alte Rheintalbahn-Bürgerinitiative „IG Bohr“ macht sich laut Badischer Zeitung über einen Generationswechsel an ihrer Spitze Gedanken, weil der Ausbau der Strecke noch 20 Jahre dauern könne (in bahnnahen Kreisen wird laut Verkehrsbrief-Informationen allerdings gemunkelt, bis zum Abschluss aller Arbeiten könne es auch 2041 werden). (roe)

Bulc gegen Protektionismus per Mindestlohn

Laut Redetext hob sie vor der „Road Transport Conference 2016“ als eine der Prioritäten der EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker hervor, mit niedrigen Transportkosten die europäische Wirtschaft zu stärken. Die EU müssen in gleichem Maße auf die Bedürfnisse von Bürgern, Arbeitnehmern und der Wirtschaft eingehen.

Es sei zwar klar, dass ein Lkw-Fahrer, der für eine längere Zeit oder regelmäßig in einem Land arbeite, den dortigen Mindestlohn erhalten müsse. Nationale Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten dürfen aber nicht den Binnenmarkt beeinträchtigen, um zum Beispiel nationale Interessen zu schützen. Hier müsse der richtige Ausgleich gefunden werden.

Kabotagerecht klarstellen

Bulc beklagte weiter die auseinanderdriftenden Auslegungen des EU-Straßengüterverkehrsrechts in den Mitgliedstaaten. Das verursache bei den Unternehmen zusätzliche Kosten. Grund sei, dass die EU-Regeln unklar und damit nicht durchsetzbar seien, namentlich im Fall der Kabotage. Statt nun aber die Regeln im nationalen Rahmen – und damit unterschiedlich – zu interpretieren, sollten sie auf EU-Ebene klargestellt werden. Nur so lasse sich ein fairer Wettbewerb sichern.

Mautsystem-Flickenteppich im Visier

Eine härtere Gangart ließ Bulc in Sachen Mautsystem-Flickenteppich durchblicken. Die Technik für eine interoperable Mautabwicklung stehe bereit, sagte sie. „Das größte Hindernis, dem wir gegenüberstehen, ist der Schutz nationaler Märkte, auf denen es traditionell keinen Wettbewerb gegeben hat.“ Als Beispiel, von dem man lernen könne, nannte sie die Mobiltelefonie und den dortigen Umgang mit Roaming. „Daraus kann man einige Lehren ziehen, was Standards und starke unabhängige Regulierer bedeuten.“ Mit der Abschaffung des jetzigen Flickenteppichs werde es den Mautsystembetreibern auch erleichtert, Mehrwertdienste anzubieten. (roe)

Privatgüterbahnen kritisieren Fokus auf DB und Lkw

Wie der Verband am Dienstag mitteilte, stieg der Marktanteil der Wettbewerbsbahnen 2015 gegenüber dem Vorjahr um 4,3 Prozentpunkte auf jetzt 37,9 Prozent. Nur so habe der Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr bei 17 Prozent wenigstens gehalten werden können. Der NEE-Vorstandsvorsitzende Ludolf Kerkeling bezeichnete es als „bitter“, dass ungeachtet der schwierigen Wettbewerbsbedingungen und – im Gegensatz zum Marktführer DB – Dutzende von Güterbahnen wettbewerbsfähig Züge fahren und ihre Leistung steigern, „was aber von der Politik praktisch nicht wahrgenommen wird“.

Kerkeling kritisierte, dass die Bundesregierung offenbar entgegen anderslautenden Bekundungen den Lkw favorisiere: „Senkung der Lkw-Maut, längere und im Konvoi automatisiert fahrende Lkw, Ausbau der Rastflächen, Milliardeninvestitionen für den Autobahnausbau, niedriger Dieselsteuersatz und die anhaltende Passivität gegenüber ungleichen Sozialstandards bei den Fahrpersonalen sprechen eine deutliche Sprache, wo die Regierung ihre Prioritäten im Güterverkehr sieht.“ (roe)

Instandsetzungsstau an westdeutschen Wasserstraßen

Wie aus der Antwort des BMVI auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht, haben zwar alle Schleusenanlagen im westdeutschen Kanalgebiet einschließlich der Ruhr die Zustandsnote 3 oder 4. An den 15 betrachteten Anlagen genügten jedoch in acht Fällen Reparaturen. In sechs Fällen seien allerdings Generalinstandsetzungen notwendig, in einem Fall ein Ersatzneubau. Aus der Aufstellung geht nicht hervor, ob jeweils die gesamte Anlage marode ist oder nur einzelne Schleusenkammern. Auch bei den zwei Wehren an der Ruhr sollen Reparaturen genügen.

Umgekehrt sieht es an der Mosel aus: Von den zwölf Schleusen hat nur eine die Zustandsnote 3 bzw. 4, dafür aber alle zwölf Wehre. In zehn Fällen stehen Generalinstandsetzungen oder zumindest Reparaturen an.

Details zum Sanierungsbedarf könnte der Infrastrukturbericht für die Bundesverkehrswege liefern, den das BMVI „in zeitlicher Nähe“ zur Veröffentlichung des BVWP-Entwurfs vorlegen wollte. (roe)

Aufgefischt 19.4.2016

Bei den Koalitionsgesprächen in Baden-Württemberg haben sich Grüne und CDU nach einem Bericht der Südwestpresse im Bereich Verkehr weitgehend geeinigt: So trägt die CDU die Bemühungen um eine „blaue Plakette“ mit, und vom Landesstraßenetat fließen 30 Prozent in Neu- und Ausbau. Keine Einigung gab es beim Kostendeckel für die Landesbeteiligung bei Stuttgart 21.

Der Trierische Volksfreund berichtet, dass sich SPD, Grüne und FDP bei der Koalitionsverhandlungen in Rheinland-Pfalz darauf geeinigt haben, erneut eine Brücke über den Mittelrhein zwischen Koblenz und Mainz in Angriff zu nehmen. Das Verkehrsressort solle dem Vernehmen nach vom Innen- ins Wirtschaftsministerium (zurück-) wechseln.

Sachsens Landesrechnungshof kritisiert laut Sächsischer Zeitung, dass die Erhaltungsinvestitionen in die Landesstraßen nicht mit Verfall Schritt halten. Zudem sei die Erhaltungsstrategie zu kurzfristig angelegt.

Greenpeace porträtiert in dem schon länger angekündigten und jetzt veröffentlichten Schwarzbuch Autolobby 33 Politiker, Lobbyisten und Industrievertretern, die nach Ansicht des Verbandes exemplarisch für die Nähe zwischen Automobilwirtschaft und Politik stehen. (roe)

VDA: Damasky folgt auf Eichhorn

Wie der Verband mitteilte, wird Damasky beim VDA unter anderem für die Themen Technik, Sicherheit, Umweltschutz, Forschung, Qualitätsmanagement, Elektromobilität sowie das Vernetzte und Automatisierte Fahren zuständig sein. Zudem wird er die VDA-Interessen in verschiedenen Gremien, beispielsweise DIN, ISO und TÜV, übernehmen.

Der aus Gießen stammende Damasky hat 1981-1988 an der TU Darmstadt Elektrotechnik studiert und war dort anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1995 wurde er promoviert.

Von 1994 bis 2008 war er in verschiedenen Funktionen beim Autozulieferer Hella tätig, von 2008 bis 2015 beim Autozulieferer Webasto, zuletzt als Vorstandsmitglied. Daneben war er vier Jahre in VDA-Gremien tätig.

Zur VDA-Geschäftsführung gehören weiterhin unverändert Klaus Bräunig und Dr. Kay Lindemann. (roe)

VMK stellt Beschluss zur AKR-Sanierung an Flughäfen zurück

Wie am Freitag am Rande der Verkehrsministerkonferenz in Heringsdorf zu hören war, gibt es zum einen Zweifel an dem vom Arbeitskreis Luftverkehr errechneten Sanierungsbedarf von 1,2 Mrd. EUR (siehe hier). Bis zur nächsten VMK sollen daher erneut Zahlen erhoben werden.

Zum anderen halten es die Verkehrsminister für fraglich, ob die EU-Kommission einen derartigen Zuschuss – der ja eine Beihilfe darstellt – genehmigen würde. Die VMK habe deswegen entschieden, vorerst keinen Beschluss zu dem Thema zu fassen. (roe)

Potenzieller Bedarf Schiene verpasst die Ausbaugesetze

Das ergibt sich aus der Antwort von Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle auf eine Anfrage des Grünen-Verkehrsexperten Stephan Kühn. „Ein Abschluss der Untersuchungen sämtlicher Projekte des Potenziellen Bedarfs ist angesichts der Vielzahl sowie der Komplexität dieser Projekte frühestens im Laufe des Jahres 2017 möglich.“ Unbeantwortet ließ Barthle die Frage, ob und wie die Öffentlichkeitsbeteiligung zu diesen Projekten nachgeholt werden soll. (roe)

Länder gegen Deal mit GVFG und Fernstraßengesellschaft

Wie am Freitag am Rande der Verkehrsministerkonferenz zu erfahren war, beziehen die Länderverkehrsminister die Zusage des Bundes zur Weiterführung des GVFG aus dem September 2015 auf das Länder-GVFG (1,3 Mrd. EUR). Die Zusage zur Weiterführung des GVFG-Bundesprogramms (333 Mio. EUR) hingegen sei schon Bestandteil des Koalitionsvertrages gewesen und bedürfe daher gar keiner Bestätigung, sondern nur der gesetzlichen Umsetzung.

Länder-Ministerpräsidenten und Kanzleramt hatten im September folgende Formulierung gewählt: „Bund und Länder vereinbaren, die Mittel des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) im Rahmen der Neuregelung der Bund-Länder Finanzbeziehungen ungekürzt über 2019 hinaus fortzuführen.“ Der Bund bezieht diese Vereinbarung nur auf das GVFG-Bundesprogramm.

Im Beschluss der VMK wird der Konflikt nur stark verklausuliert abgebildet. Gefordert wird, das Gesetzgebungsverfahren für das GVFG-Bundesprogramm bis Ende 2016 zu starten und dabei die seit 1997 unveränderten Mittel auf 500 Mio. EUR zu erhöhen. „Die Verkehrsministerkonferenz betont, dass darüber hinaus ab 1. Januar 2020 eine verbindliche, zweckgebundene Mittelbereitstellung in angemessener Weise zur Förderung der Verkehrsinfrastruktur in den Gemeinden erforderlich ist, um Planungs- und Investitionssicherheit zu gewährleisten.“ (roe)