Bundesregierung: Prüfen autonomes Fahren noch

Wie Sprecherinnen beider Ministerien einmütig erklärten, handele es sich dabei um ein Ressortpapier des BMVI, das noch in der Regierung geprüft und abgestimmt werden müssen (siehe auch hier). „Wir befinden uns da in der Prüfung dessen, inwieweit es Regelungen zum autonomen Verfahren auch im Haftungsbereich geben soll“, sagte die BMJV-Sprecherin.

Die BMVI-Sprecherin ergänzte, einen Zeithorizont für die angestrebte Änderung von Straßenverkehrsgesetz (StVG) und Straßenverkehrsordnung gebe es noch nicht.

Das Handelsblatt hatte am Montag von einem ernsthaften Konflikt zwischen BMVI und BMJV berichtet (siehe hier). (roe)

Aufgefischt 30.5.2016

Nach einem Bericht des Spiegel, der sich auf ein Schreiben des Bundesfinanzministeriums an den Bundestags-Haushaltsauschuss beruft, soll Toll Collect für die Vorbereitung des Mautsystems für die Bundesstraßenmaut 503 Mio. EUR erhalten.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt stößt mit seinem Anliegen, die „Fahrer“ autonom fahrender Autos von der Haftung freizustellen (siehe hier), auf Widerstand bei Bundesjustizminister Heiko Maas. Das berichtet das Handelsblatt. (Die beiden Ministerien haben die Darstellung am Montag deutlich relativiert, siehe hier)

Nach einem Bericht der Bild-Zeitung soll der scheidende Frankfurter Bürgermeister und Dezernent Olaf Cunitz (Grüne) als Staatssekretär ins hessische Verkehrsministerium kommen. Dem bisherigen Staatssekretär Mathias Samson sagt Bild Wechselambitionen nach Baden-Württemberg nach. (roe)

Bundesstraßenmaut kommt ins Parlament

Das geht aus dem endlich bekannt gewordenen Kabinettsentwurf für die Novelle des Bundesfernstraßenmautgesetzes hervor. Die am Freitag dem Bundesrat zugeleitete Fassung hat gegenüber dem Entwurf vom April (siehe hier) nur marginale redaktionelle Änderungen erfahren. So wird unter anderem klargestellt, dass als Mautschuldner in letzter Instanz nur derjenige ist, dem das Kennzeichen des Motorfahrzeugs zugeteilt worden ist. In der vorherigen Fassung war allgemeiner vom „Fahrzeug“ die Rede. (roe)

Externer Link: Entwurf für das vierte Bundesfernstraßenmautänderungsgesetz

EU-Generalanwalt: Vorwürfe wegen DB teilweise berechtigt

Der Generalanwalt beim Europäischen Gerichtshof unterstützt in seinem am Donnerstag vorgelegten Schlussantrag die Position der Kommission, Deutschland habe nicht sichergestellt, dass durch die Art der Rechnungsführung kontrolliert werden kann, ob verbotenerweise öffentliche Gelder für den Betrieb der Eisenbahninfrastruktur auf Verkehrsleistungen übertragen werden. Damit habe Deutschland gegen seine Verpflichtungen aus dem ersten Eisenbahnpaket verstoßen (damals Richtlinie 91/440).

Nicht belegt sieht der Generalanwalt hingegen den Vorwurf, es seien tatsächlich Gelder und Gewinne aus der DB-Infrastruktur- in die DB-Verkehrssparte geflossen. Das sei allerdings der bereits gerügten mangelhaften Transparenz der Rechnungsführung geschuldet. Der Finanzierungskreislauf Schiene hat diesen Streit aber offenbar gegenstandslos gemacht: „Dem ist noch hinzuzufügen, dass die LuFVII, wie es scheint, seit 2015 Klarheit im Hinblick auf die Verwendung der Nettoergebnisse der Infrastrukturunternehmen geschaffen hat: Sie sind nämlich auf den Bund zu übertragen, um im selben Tätigkeitsbereich reinvestiert zu werden“, erklärt der Generalanwalt.

Schließlich weist der Generalanwalt die Forderung der Kommission zurück, DB Regio müsse jeden SPNV-Auftrag einzeln ausweisen, um eventuelle Überkompensationen gemeinwirtschaftlicher Verpflichtungen durch öffentliche Mittel transparent zu machen. Dies sei zwar möglicherweise wünschenswert, lasse sich aber aus dem EU-Recht nicht ableiten.

In den meisten Fällen folgt der Europäische Gerichtshof bei seiner Entscheidung – die üblicherweise ein halbes Jahr später folgt – den Empfehlungen des Generalanwalts. (roe)

Externer Link: Schlussantrag des Generalanwalts

Aufgefischt 27.5.2016

Die FAZ beleuchtet das Agieren der Deutschen Umwelthilfe im Dieselskandal und bei anderen Themen, und rückt sie in die Nähe eines Abmahnvereins.

Die Sächsische Zeitung berichtet unter Berufung auf Angaben der DB, dass sich der Ausbau der Strecke (Berlin-) Blankenfelde-Dresden für 200km/h wegen Schwierigkeiten bei der Einführung des Zugsicherungssystems ETCS erneut um zwei Jahre bis 2020 verzögert.

Die Welt beschäftigt sich mit der Frage, welche Faktoren den Bürgerprotest gegen Verkehrslärm bestimmen. Als Beispiele zieht sie den Fluglärm über Südbaden und eine Berliner Hauptverkehrsstraße heran. (roe)

Automatisiertes Fahren soll zügig in den Regelbetrieb

Dazu will das Ministerium das „innovationsfreundlichste Straßenverkehrsrecht der Welt“ schaffen, heißt im „Strategiepapier Digitales Souveränität – Automatisiertes Fahren“, das in dieser Woche auf der Kabinettsklausur vorgestellt wurde. In einer Novelle des Straßenverkehrsgesetzes (StVG), will das BMVI festschreiben, dass automatisierte Systeme mit voller Kontrolle über ein Fahrzeug dem Fahrer rechtlich gleichgestellt sind. Eine Anfrage des Verkehrsbriefs beim BMVI, ob es für die Gesetzesänderung schon einen Zeithorizont gibt und ob dafür eine vorherige Änderung der Wiener Abkommens über den Straßenverkehr notwendig ist, blieb bis Donnerstagnachmittag unbeantwortet.

In der Straßenverkehrsordnung (StVO) soll ferner festgeschrieben werden, „dass die ordnungsgemäße Nutzung automatisierter und vernetzter Fahrzeuge keine Sorgfaltspflichtverletzung des Fahrers darstellt“. Damit sollen zusätzliche Haftungsrisiken für die „Fahrer“ ausgeräumt werden.

Ethische Fragen noch offen

Um die ethischen Fragen zu klären, will das BMVI eine Kommission unter Beteiligung von Wissenschaft, Automobilindustrie und Digitalwirtschaft gründen. Sie soll klare Leitlinien für die Algorithmen entwickeln, die die Fahrzeugreaktionen in Risikosituationen bestimmen. Ein Grundsatz sei, dass ein Sachschaden einem Personenschaden immer vorzuziehen ist. Bei unvermeidlichem Personenschaden sei eine Abwägung nach den Qualitäten der Menschen unzulässig.

Städtisches digitales Testfeld geplant

Noch in diesem Jahr soll das digitale Testfeld Autobahn (A9 München-Nürnberg) um eine Stadtkomponente erweitert werden. Gerüchten zufolge soll es sich um den an der A9 gelegenen Audi-Hauptsitz Ingolstadt handeln. Eines der zentralen Themen sei dabei die Kommunikation automatisierter Fahrsysteme mit Fußgängern und Radfahrern. (roe)

Externer Link: Strategiepapier Digitale Souveränität – Automatisiertes Fahren

Aufgefischt 26.5.2016

Der nach wie vor umgeleitete Lkw-Verkehr von der Fechinger Talbrücke löst an der Umleitungsstrecke Bürgerprotest aus, berichtet der Saarländische Rundfunk. Die zur Durchsetzung des Gewichtslimits eingerichtete automatische Höhen- und Gewichtskontrolle habe seit Pfingsten 290 Mal ausgelöst, heißt es in einem weiteren Bericht des SR.

Das größte der vier Pilotprojekte des BMVI für digitales Planen und Bauen (Building Information Modeling/BIM), der 4,2km lange Bahntunnel Rastatt, ist am Mittwoch mit dem Tunnelanstich in die heiße Phase gegangen. Das meldet das BMVI. Mit BIM sollen die Bauphasen besser aufeinander abgestimmt und Schnittstellenprobleme zwischen den Gewerken vermieden werden.

Zuguterletzt: In China wird ein Riesenbus geplant, der wie ein Katamaran über die Pkw hinwegfahren soll. Das berichtet die Luxemburger Zeitung L–essentiel Deutsch. Das Luxemburger Verkehrsministerium vertraut aber lieber auf die geplante Straßenbahn. (roe)

Kosten für Fehmarnbelt- Anbindung weiter offen

Während im BVWP 1,517 Mrd. EUR veranschlagt werden, hatte die DB Netz AG 1,7 Mrd. EUR veranschlagt. „Die Differenz ergibt sich, da die im Rahmen der umwelt- und naturschutzfachlichen Beurteilung im BVWP durch einen unabhängigen Gutachter durchgeführte Kostenberechnung von pauschalen Risiken und Planungskosten bezogen auf die Baukosten ausgeht, während bei den Kostenangaben der DB Netz AG dem Planungsstand entsprechende Werte (Bau- und Planungskosten, Risiken mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit) zu einem bestimmten Preisstand geschätzt werden“, heißt es in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken.

In der BVWP-Kostenschätzung wird unter anderem eine neue zweigleisige Fehmarnsundbrücke pauschal mit 120 Mio. EUR angesetzt. Belastbare Zahlen lägen erst Ende 2017 vor, wenn die Vorplanung abgeschlossen sei. Derzeit lässt das BMVI verschiedene Brücken- und Tunnelvarianten prüfen. Laut der ostholsteinischen SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn hat die DB schon 2014 für die Fehmarnsundbrücke Kosten zwischen 271,7 und 405,6 Mio. EUR kalkuliert.

Was ist „wesentliche Kostensteigerung“?

Wie schon in früheren Fällen weicht das BMVI der Frage aus, wann eine „wesentliche Kostensteigerung“ vorliegt, die gemäß Staatsvertrag zu neuen Verhandlungen mit Dänemark berechtigen würde. Es verweist auf eine Antwort von Anfang März, wonach beide Seiten sind nach wie vor entschlossen sind, … alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um das Projekt gemäß den Annahmen zu verwirklichen“. (roe)

Rechnungshof und Verkehrsminister in Kiel sehen Straßenbau in Gefahr

Fremdvergabe keine Lösung

Der Rechnungshof hatte in seinen „Bemerkungen 2015“ angemahnt, dem Sanierungsstau bei Brücken im Zuge von Landesstraßen mehr Gewicht beizumessen. Der LBV-SH werde „mehr Personal für die Planung der Ersatzmaßnahmen, die Ausschreibung und Bauüberwachung einstellen müssen.“ Ein vermehrter Einsatz externer Ingenieurbüros sei nicht ausreichend, da auch die Büros Kapazitäten abgebaut hätten.

Das Landesverkehrsministerium stimmt dem zu: Es habe sich vergangenen Jahren gezeigt, „dass auch die Ingenieurbüros oftmals an ihren Kapazitätsgrenzen angekommen sind und selbst kleinere Aufträge oftmals nicht fachgerecht und terminlich zufriedenstellend erledigen konnten“, heißt es in einem Bericht an den Landtag. „Auch ist der Aufwand, der durch die unerlässliche intensive Betreuung der beauftragten externen Ingenieurbüros seitens des LBV-SH entsteht, erheblich und nicht zu unterschätzen.“

Schuldenbremse und Energiewende schlagen zu

Wie aus dem Bericht des Ministeriums hervorgeht, sollen unter anderem wegen der Schuldenbremse im Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV-SH) von 2014 bis 2020 98 Planstellen über alle Hierarchieebenen wegfallen. Im gleichen Zeitraum erreichten 216 Mitarbeiter das Rentenalter.

Ergänzend ist aus dem Ministerium zu hören, das aus Altersgründen freiwerdende Stellen in den besonders prekären Planungsbereich umgeschichtet werden. Dort komme allerdings erschwerend hinzu, dass der LBV-SH im Zuge der Energiewende nach 2011 rund ein Dutzend qualifizierte Planer an das Umweltressort abgeben musste, damit sie dort den Bau von Energieleitungen vorbereiten können. Diese Lücke sei erst jetzt wieder gefüllt worden.

Ministerium bleibt Zahlen schuldig

Nötig sei aber auch eine langfristige Strategie für Sanierung, Ertüchtigung und Ersatz, mahnt der Rechnungshof. „Von der Ersatzstrategie hängt konkret die Zahl der notwendigen Ingenieure ab.“ Ebenfalls sei dem LBV-SH bewusst, dass der Ersatz der Rader Hochbrücke und der Neubau der Fehmarnbeltquerung zusätzliches Personal erfordern wird.

Das Ministerium erinnert seinerseits daran, dass der Bund die Mittel für die Erhaltung aufstocken will. „Dadurch werden voraussichtlich auch zusätzliche personelle Ressourcen benötigt.“ Die auch vom Landtags-Finanzausschuss geforderte konkrete Bezifferung des Personalbedarfs bleibt das Ministerium in seinem Bericht jedoch schuldig.

Verkehrsstaatssekretär Frank Nägele erklärte gegenüber den Lübecker Nachrichten vom Mittwoch, bis zur Landtagswahl im Mai 2017 habe man alle Aufgaben im Griff. Dann aber müsse eine neue Regierung neu darüber debattieren, ob die Stellen beim LBV tatsächlich weiter gekürzt werden sollen. Wenn ja, müsse man über Aufgabenreduzierung sprechen, zum Beispiel über Einsparungen beim Winterdienst.

„Mittelfristige Erhaltungsstrategie ausreichend“

Explizit abgelehnt wird die vom Finanzausschuss geforderte Zehnjahresstrategie für die Brückenerhaltung: „Aufgrund der kontinuierlich laufenden Brückenprüfung und der sich dadurch ständig verändernden Bauwerksdatenbank und der damit verbundenen Änderung der Prioritätenreihung ist es nicht zielführend, eine starre Erhaltungsstrategie für die nächsten 10 Jahre aufzustellen“, schreibt das Ministerium. Es sei nicht absehbar, welche neuen Schäden bis zur nächsten Bauwerksprüfung bei einer Brücke eintreten und wie sich diese auf die Zustandsnote auswirken werden.

Der LBV-SH plane daher auf Grundlage eines kontinuierlich fortgeschriebenen fünfjährigen (mittelfristigen) Erhaltungsprogrammes für alle Brücken von Bund, Land und Kreisen. „Maßnahmen über dieses Zeitfenster hinaus werden als zukünftiger Bedarf mit ins Erhaltungsprogramm aufgenommen.“ (roe)