Luftfahrtkonzept in der Warteschleife

Die Verzögerung begründete Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt damit, dass im Konzept auch finanzielle Maßnahmen vorgesehen sind, bei denen er nicht der Verabschiedung des Bundeshaushalts für 2017 vorgreifen will. Aktuell laufe die Abstimmung mit den Ländern.

Kategorisierung und Priorisierung

Einer der Eckpunkte ist eine klare Kategorisierung der Flughäfen in einer Positivliste. Als Flughäfen mit Hubfunktion gelten Dobrindt zufolge Frankfurt, München und Berlin. Weitere Kategorien bilden Frachthubs – gemeint sein dürften Köln-Bonn und Leipzig-Halle -, „Ausweichflughäfen“ mit 24-Stunden-Betrieb und schließlich die Zubringerflughäfen, zu denen auch Düsseldorf gehören soll.

Ausbau kein Tabuthema

Erwartungsgemäß erteilte Dobrindt Forderungen nach einem generellen Nachtflugverbot in Deutschland und einer Einschränkung von Betriebszeiten eine deutliche Absage. Stattdessen forderte er, dass Kapazitätserweiterungen der Flughäfen auch künftig möglich sein müssen.

Die von Lärmgegnern geforderte bundeseinheitliche Vorgabe einer bundeseinheitlichen stärkeren Spreizung lärmabhängiger Flughafenentgelte lehnte BDL-Präsident Stefan Schulte ab. Nötig seien „lokale Antworten“ in Abhängigkeit von den jeweils eingesetzten Flotten. „Wir wollen nicht bestrafen, sondern anreizen.“ Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprang ihm bei und sagte, Investitionen in lärm- und emissionsärme Flugzeuge setzten voraus, dass den Airlines genügend Mittel dafür bleiben.

Auf die Konkurrenz der Golf-Airlines ging Dobrindt lediglich indirekt ein, indem er sich zwar für Wettbewerb aussprach, aber nur auf der Basis von Gegenseitigkeit. Ziel aller Maßnahmen des Luftverkehrskonzeptes sei es, dass die Branche die Herausforderungen des Marktes meistern kann.

Neue Finanzspritze für Flugsicherung

Zu den haushaltswirksamen Maßnahmen gehört die Entlastung der Luftverkehrsbranche bei den Flugsicherungsgebühren. Dafür sind im Haushalt 213 Mio. EUR vorgesehen, von denen 112,5 Mio. EUR als Kapitalspritze für die Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) vorgesehen sind. Mit dem restlichen Geld werden nicht von der DFS zu verantwortende Kostenbestandteile der Flugsicherungsgebühren vom Bund übernommen. Die DFS erwartet davon eine Senkung der vom Nutzer zu zahlenden Gesamtgebühren um gut 6 Prozent.

Der Grünen-Verkehrsexperte Stefan Kühn kritisierte die Unterstützung und erklärte, von der behaupteten Nutzerfinanzierung des Luftverkehrs könne keine Rede sein: „Mit Steuergeldern werden sogar die Flugsicherungskosten für die Airlines reduziert.“ (roe)

Länder wollen Zügel für Datenaustausch in der Binnenschifffahrt lockern

Der Verkehrsausschuss des Bundesrates fordert in seiner Stellungnahme zur Novelle des Binnenschifffahrtsaufgabengesetzes (siehe auch hier), „nichtöffentliche Stellen“ – also zum Beispiel private Transportbeteiligte – nur dann von der Datenweitergabe auszuschließen, wenn sie die Daten nachweislich zweckwidrig verwendet haben. Ein Ausschluss nur wegen unterbliebener Datenlöschung nach Abschluss des Transports, wie es der Regierungsentwurf vorsieht, sei unverhältnismäßig und auch in der entsprechenden Vorschrift für die Seeschifffahrt nicht enthalten.

Der Bundesrat wird am Freitag im ersten Durchgang zum Gesetzentwurf Stellung nehmen.

Führerscheintourismus auch in der Binnenschifffahrt

Bei der geplanten zentralen Befähigungsdatei sieht der Verkehrsausschuss eine Regelungslücke: Laut Gesetzentwurf sind nicht mehr bestehende Fahrererlaubnisse aus dem Register zu löschen. In der Praxis sei aber zu beobachten, dass sich Schiffsführer, denen die (deutsche) Fahrerlaubnis mangels Eignung entzogen worden ist, mit einer ausländischen Fahrerlaubnis unterwegs seien. Nötig sei daher, die Daten über die endgültige Entziehung einer deutschen Fahrerlaubnis auch über den Zeitpunkt des Wegfalls dieser Fahrerlaubnis hinaus für einen begrenzten Zeitraum zu speichern.

Wasserstraßenkategorisierung wirkt bis ins BinSchAufgG

Wenig überraschend fordert der Verkehrsausschuss, den laut §8 BinSchAufgG einzurichtenden Länderfachausschuss beim BMVI beizubehalten. Der laut Gesetz „insbesondere der Abstimmung der Interessen vor verkehrspolitischen Maßnahmen“ dienende Aussschuss hat mit Abschaffung der Tarife 1993 rasant an Bedeutung verloren und zuletzt 1996 getagt. Das BMVI will ihn deshalb abschaffen.

Die Ländervertreter führen ins Feld, dass eine Bund-Länder-Abstimmung heute aktueller ist denn je: „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Bestrebungen des Bundes, einzelne Bundeswasserstraßen an die Länder abzugeben beziehungsweise diese verkehrsrechtlich zu „entwidmen“, wird eine gesetzliche Grundlage zur Abstimmung zwischen Bund und Ländern als zwingend erforderlich angesehen.“ (roe)

Externer Link: Beschlussempfehlungen der Ausschüsse zur Novelle des BinSchAufgG

Aufgefischt 22.11.2016

Auch das Saarland zeigt sich jetzt offen für den Lang-Lkw, nachdem Rheinland-Pfalz seine Blockade aufgegeben hat. Das berichtet die Saarbrücker Zeitung.

Das Carsharing-Gesetz (siehe hier) verzögert sich. Nach einem Bericht der Funke-Zeitungen ist es noch in der Ressortabstimmung und soll zum 1. September 2017 in Kraft treten. Im Entwurf für die Verbändeanhörung war noch vom 1. Januar 2017 die Rede.

Der Umweltschutzverband NABU will laut Hamburger Abendblatt gegen die geplante „Hafenquerspange“ (A26) von der A1 zur A7 mobil machen. Statt der Variante südlich am Hafen vorbei sei allenfalls die nördliche Variante durch den Hafen denkbar. Angeblich habe Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann auch Zustimmung in Aussicht gestellt, falls Hamburg einen entsprechenden Antrag stelle. Vorteil sei, dass dann auch die alternde Köhlbrandbrücke mit Bundesmitteln ersetzt werden könne.

Das BMVI dementiert laut NDR Meldungen, wonach die Bahnstrecke Löhne-Hameln zur Güterumgehungsbahn für West-Ost-Verkehre ausgebaut werden soll. Dafür sei der Lärmschutzaufwand viel zu hoch, wird Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann zitiert.

Der Flughafenverband ADV wirbt im Vorfeld des Spitzengesprächs der Luftfahrtbranche mit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt in der Rheinischen Post für Nachtflugmöglichkeiten und die Abschaffung der Luftverkehrssteuer, wie es Österreich bereits beschlossen hat. (roe)

Niedersachsen und der BGL fordern bessere Notbremsassistenten

Das fordert Niedersachsen in einem in der vergangenen Woche in der Länderkammer eingebrachten Entschließungsantrag. Dieselbe Forderung hatte am Freitag schon der Güterkraftverkehrsverband BGL erhoben.

Wie es in der Begründung des Antrags heißt, hätten sich mit optimierten Notbremsassistenten 86 Prozent der Unfälle und vermutlich alle Personenschäden bei den 2015 landesweit 85 Unfällen mit Lkw als Hauptverursacher vermeiden lassen. Auf der Autobahn hatte A2 hatte es in den vergangenen Monaten immer „Horrorunfälle“ mit Lkw gegeben, die ungebremst auf Stauenden aufgefahren waren.

Konkret regt Niedersachsen an, in den EU-Verordnungen 661/2009/EU und 347/2012/EG vorzuschreiben, dass AEBS nicht nur beim Auffahren auf vorausfahrende Fahrzeuge eingreifen, sondern auch bei drohender Kollision mit stehenden Fahrzeugen. Das System dürfe sich nicht auf ein Verlangsamen beschränken, wie es die Vorschrift verlangt, sondern nötigenfalls auch bis zum Stillstand abbremsen.

Zweitens müsse das dauerhafte manuelle Ausschalten von AEBS technisch unmöglich gemacht werden. Drittens müsse ein ausreichend robustes Systemdesign sicherstellen, dass der Fahrer nicht durch bloße „Schreckreaktionen“ das System übersteuern kann – der BGL nennt als Beispiele Blinkerbetätigung oder Lenkbewegungen -, sondern nur durch bewusste Bremsreaktion.

Viertens sei eine vorgelagerte Warnung notwendig, wenn der vorgeschriebene Sicherheitsabstand unterschritten wird. Beim häufig üblichen „Kolonnenfahren“ reiche der Abstand oft nicht für ein sicheres Bremsen.

Schließlich fordert Niedersachsen, nicht nur das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung mit Bußgeld zu bestrafen, sondern auch andere fahrfremde Tätigkeiten „wie beispielsweise Video/TV schauen, Kaffeekochen oder Zeitunglesen“ künftig mit Bußgeld zu belegen.

Externe Links:

Entschließungsantrag Niedersachsen

Forderung des BGL nach optimierten Notbremsassistenten

Fernstraßengesellschaft: Knatsch geht über Privatisierungsfrage hinaus

Primat der Politik in Frage gestellt

„Natürlich soll die Gesellschaft auch entscheiden, welche Autobahnen gebaut werden“, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministerium am Montag in der Bundespressekonferenz in Berlin. Deswegen sei eine Privatbeteiligung an der Gesellschaft auch im Sinne der staugeplagten Autofahrer wünschenswert.

Sowohl das BMVI als auch die vom BMWi eingesetzte Fratzscher-Kommission hatten sich jedoch dafür ausgesprochen, die Entscheidung über Neu- und Ausbau bei der Politik zu belassen.

Maastricht-Kriterien im Spiel

Ein weiteres Motiv für das Beharren des BMF auf der Privatisierungsoption sind offenbar die Maastricht-Kriterien. Die Aufnahme von Schulden solle so geregelt werden, dass sie nicht dem Staatssektor zugerechnet werden, sagte der BMF-Sprecher. Deswegen sollte die Gesellschaft staatsfern aufgestellt werden.

Wie er weiter ausführte, sei die Kapitalverzinsung für private Miteigentümer und Fremdkapitalgeber zwar höher als bei einer reinen Bundesgesellschaft mit Staatsgarantie, dies werde durch Effizenzgewinne und eine andere Unternehmenskultur aber mehr als nur kompensiert. Als erfolgreiche Beispiele nannte er Deutsche Bahn, Deutsche Post und Deutsche Telekom.

BMF sieht sich mit Privatisierungsoption im Recht

Ein Sprecher des BMWi bestätigte einen Bericht der Süddeutschen Zeitung, wonach Ressortchef Sigmar Gabriel zum Entwurf des BMF für eine Grundgesetzänderung (siehe hier) wegen der Privatisierungsoption sogenannten Leitungsvorbehalt eingelegt hat und damit die Ressortabstimmung vorerst gestoppt hat. Zurückhaltender äußerte sich ein Sprecher des BMVI, verwies aber auf den Bericht für den Bundestags-Verkehrsausschuss, in dem ebenfalls eine dauerhaft bundeseigene Gesellschaft vorgeschlagen worden war. Aus Regierungskreisen war zu hören, dass die drei Minister voraussichtlich noch in dieser Woche in einem persönlichen Treffen versuchen wollen, die Differenzen auszuräumen.

Der BMF-Sprecher zeigte Unverständnis gegenüber dem Widerstand gegen die Privatisierungsoption von den anderen Ressorts und den Ländern. Er verwies auf den Bund-Länder-Beschluss vom 14. Oktober, konkret die Protokollerklärung Thüringens (externer Link: offizieller Text). Diese Protokollerklärung, in der Thüringen darauf besteht, sowohl das Bundeseigentum an den Straßen als auch an der Gesellschaft festzuschreiben, wäre ja wohl nicht nötig gewesen, wenn es nicht ein anderes Verständnis in der Runde gegeben hätte.

Der Vertreter des BMWi widersprach prompt: Der Beschlusstext lasse alles offen.

Länder wollen sich gemeinsam positionieren

Unterdessen soll die Staatskanzlei von Mecklenburg-Vorpommern eine gemeinsame Position der Länder verfassen, ist übereinstimmend aus Länderkreisen zu hören. Unbestätigt blieb, dass das Kanzleramt bei Bund-Länder-Runde am vergangenen Donnerstag den Ländern die Möglichkeit eröffnet hat, bei der Änderung von Grundgesetz-Artikel 90 Abs. 2 (Ausgestaltung der Infrastrukturgesellschaft) und Artikel 143e (Übergangsvorschriften) eigene Vorschläge zu machen. Als Termin für einen Abschluss der Verhandlungen ist weiter der 8. Dezember vorgesehen.

Verkehrsforum mahnt zu Einigung

Das Deutsche Verkehrsforum sieht in dem Streit in der Bundesregierung einen Zeichen des sich nähernden Bundestagswahlkampfes – „wie wir befürchtet haben“, sagte DVF-Geschäftsführer Thomas Hailer im Gespräch mit dem Verkehrsbrief. Er hoffe auf eine baldige Einigung. „Die Auseinandersetzung mit den Ländern wird noch schwer genug.“

Hailer sprach sich gegen eine Beteiligung von Investoren auf Gesellschaftsebene aus. Es sei zu befürchten, dass sich nicht nur Banken und Versicherer beteiligen, die für kapitalgedeckte Altersversorgeverträge deutscher Bürger Anlagemöglichkeiten suchen, sondern auch ausländische Finanzinvestoren, die andere Interessen verfolgten. ÖPP sollten weiter nur auf Projektebene möglich sein. (roe)

Aufgefischt 21.11.2016

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Ressortabstimmung über die Grundgesetz-Novelle für die Bundesfernstraßengesellschaft gestoppt, weil er die Privatisierungsoption ablehnt (eigener Bericht über den aktuellen Stand folgt).

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer will die A7-Baustellenkoordination von seinem Land und Hamburg auf Niedersachsen ausweiten, berichtet das Hamburger Abendblatt. Anlass ist der Abgang des bisherigen Koordinator Gerhard Fuchs (73) zum Jahresende.

Das BMVI hat für Dienstagnachmittag zu einer Pressekonferenz nach einem Spitzengespräch mit Vertretern der Luftverkehrswirtschaftswirtschaft eingeladen. Laut Branchenkreisen soll es auch um das schon mehrere Monate verzögerte Luftverkehrskonzept gehen.

Die Bürgerinitiative der Gemeinde Fernwald (Mittelhessen) gegen Verkehrslärm von der A5 hat laut Gießener Allgemeine ihre Auflösung beschlossen, weil sie keine Chance sieht, ihre Forderungen durchzusetzen. (roe)

Grünes Licht für Lang-Lkw und langen Auflieger

Schon in der kommenden Woche soll der Abschlussbericht des Lang-Lkw-Feldversuches veröffentlicht werden. Verlagerungseffekte zu Lasten der Schiene habe es nicht gegeben, auch keine zusätzliche Belastung der Infrastruktur – dafür aber eine Kraftstoffersparnis von 25 Prozent.

Wie das BMVI früher hatte durchblicken lassen, wird für das sogenannte „Modulare Konzept“ mit Lang-Lkw aus Standardkomponenten ein Dauerbetrieb im Rahmen des Positivnetzes ermöglicht. Die Zustimmung des Bundesrates ist nicht erforderlich, allerdings liegt es in der Hand der Länder, ob sie Strecken für das Positivnetz melden. Bisher sperren sich noch NRW, Berlin, das Saarland und Sachsen-Anhalt – im letztgenannten Land ist nur der „Transit“ auf den Autobahnen erlaubt.

Für den verlängerten Sattelauflieger – der aus dem Rahmen der EU-Verordnung zu Maßen und Gewichten fällt – werde es eine befristete Ausnahmegenehmigung für voraussichtlich sieben Jahre geben.

Reicht Einheitsmautsatz aus?

Mit gemischten Gefühlen betrachtet der BGL das aktuelle Geschehen rund um die Lkw-Maut. Verbandspräsident Adalbert Wandt ließ durchblicken, dass der bereits zugesagte einheitliche Mautsatz für Autobahnen und Bundesstraßen möglicherweise nicht ausreiche, um Nachteile für autobahnferne Wirtschaftsstandorte zu verhindern. Dobrindt wollte sich darauf nicht einlassen.

BGL fordert Mautharmonisierungsmittel ein

Noch mehr Sorgen bereitet dem BGL allerdings, dass die Haushaltspolitiker die Mautharmonisierung (jährlich 450 Mio. EUR) „aushöhlen“ wollen, wie es BGL-Hauptgeschäftsführer Prof. Karlheinz Schmidt es ausdrückte. Im Einklang mit dem Bundesrechnungshof fordern die Haushaltspolitiker, dass ohnehin gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen nicht mehr gefördert werden – wie zum Beispiel die Berufskraftfahrerqualifikation – sondern nur „zusätzliche“ Maßnahmen. Das bedeute aber auch zusätzliche Ausgaben der Unternehmen für den Eigenanteil, und widerspreche damit dem Ziel der Mautharmonisierung, nämlich der Entlastung des inländischen Gewerbes.

Dobrindt machte deutlich, dass die Verkehrspolitiker der Koalition zur Mautharmonisierung stehen, „in einem anderen Ausschuss gibt es allerdings eine andere Meinung“. Schmidt kündigte eine breite Kampagne der BGL-Mitglieder bei Bundestagsabgeordneten an, um die Änderung noch zu verhindern.

Thema Sozialdumping versickert zwischen den Ressorts

Deutlich wurde Dobrindt auch beim Thema Sozialdumping: In der konkreten Frage, ob die Wochenruhezeit in der Fahrerkabine verbracht werden darf, bevorzuge er zwar eine europäische Lösung; er sei sich aber nicht ganz sicher, dass der gemeinsame „Brandbrief“ der acht Verkehrsminister in dieser Sache an die EU-Kommission aus dem September als ausreichend dringlich wahrgenommen worden ist. „Ich hoffe, dass EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc versteht, dass unsere Geduld nicht endlos ist“, warnte er und drohte indrekt mit einem nationalen Alleingang.

Wandt und Schmidt forderten darüber hinaus erneut ein wirksames Kontrollsystem für gebietsfremde Lkw, die oft wochen- und monatelang in Deutschland illegal Kabotagefahrten unternähmen. Nötig sei ein Meldesystem, mit dem dauerhaft in Deutschland tätige „ausländische“ Lkw und Fahrer identifiziert werden können; hier gehe es auch um Hinterziehung von Sozialbeiträgen und Steuern. Sinnvoll wäre es auch, den Kontrollbehörden das Auslesen des Massenspeichers im Fahrtenschreiber zu erlauben. Mit den Geodaten in der nächsten Fahrtenschreibergeneration sei es sogar möglich festzustellen, wie lange ein Lkw in einem Land tätig war.

Leider nehme das zuständige Arbeitsministerium dieses Thema in seiner Gesamtheit nicht ernst und blicke nur auf das EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen der Mindestlohnpflicht für Fahrer ausländischer Lkw. (roe)

Rot-Rot-Grün in Berlin will Verkehr aufwerten

Dafür wird die bisherige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt aufgespalten. Das neue Ressort für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz geht an die Grünen. Das sieht der rot-rot-grüne Koalitionsvertrag vor, der formal noch von Basis der drei Parteien gebilligt werden muss.

Vorrang für Umweltverbund

Als heißer Kandidat für das Amt des Senators gilt der Jens-Holger Kirchner, derzeit Baustadtrat im Bezirk Pankow und bekennender Freund einer Zurückdrängung des Kfz-Verkehrs. Das sieht auch Koalitionsvertrag ebenfalls vor: „Vorrang für den Umweltverbund bedeutet auch Umverteilung des Straßenraums zugunsten des ÖPNVs, des Rad- und Fußverkehrs“, heißt es.

Straßenzustand wird systematisch erfasst

Festgeschrieben wird aber auch, dass für ein kontinuierlichen Straßen- und Brückeninstandhaltung ein Erhaltungsmanagementsystem eingerichtet wird. Vor fünf Jahren hatte der zuständige Verkehrsstaatssekretär das mit Hinweis auf absehbare Obstruktion durch die Bezirke noch abgelehnt.

Weniger Baustellenchaos angestrebt

Die Koalition will ebenfalls das desolate Baustellenmanagement der Verkehrslenkung Berlin (VLB) unter die Lupe nehmen und „das beauftragte Organisationsgutachten auswerten und daraus kurzfristig Schlussfolgerungen für die Reorganisation ziehen“. Vorrang bekommen ÖPNV-Beschleunigung und Verbesserung der Radwegeinfrastruktur.

Für den Radwegeausbau will die Koalition auf Landesebene zehn Planungsingenieure und auf Bezirksebene jeweils zwei Stellen ermöglichen. Die Personalmittel an die Bezirke werden daran gebunden, dass auch tatsächlich investiert wird.

A100-Weiterbau wird gebremst

Beim Dauerstreitthema A100 hat sich Koalition vereinbart, den im Bau befindlichen 16. Bauabschnitt so zu beenden, dass eine Weiterführung „nicht präjudiziert“ ist. Der im BVWP 2030 fest disponierte 17. Abschnitt darf nicht beplant werden. Das BMVI läuft laut einem Medienbericht dagegen bereits Sturm (siehe hier).

Ehrgeizige Pläne verfolgt die Koalition hingegen beim Straßenbahnbau: Fünf neue Strecken sollen bis 2021 baureif sein, fünf weitere Strecken in der folgenden Legislaturperiode. Wohl einzigartig in einem deutschen Koalitionsvertrag ist der Einschub „Dem Einsatz von XXL-Bussen („Gigabusse“) steht die Koalition kritisch gegenüber“ – möglicherweise wollte sie damit dem Vorwurf der Inkonsequenz vorbeugen, denn „Gigaliner“ (Lang-Lkw) will sie auch nicht zulassen.

Grünes Licht für Dresdner Bahn, Gelb für BER

Als kleine Sensation darf wohl bewertet werden, dass sich Rot-Rot-Grün zum Ausbau bzw. Wiederaufbau der „Dresdner Bahn“ zwischen Südkreuz und Blankenfelde bekennt, wenn auch nur im Zusammenhang mit dem ÖPNV zum Hauptstadtflughafen BER. Bürgerinitiativen befürchten Bahnlärm und eine Zerschneidung durch Lärmschutzmauern, die SPD hat das Thema daher jahrelang aus Rücksicht auf den in Lichtenrade verankerten Klaus Wowereit verschleppt.

Am BER setzt sich Rot-Rot-Grün für „regelmäßige siebenstündige Lärmpausen“ ein – derzeit sind nur sechs Stunden Nachtruhe sicher – sowie für Nutzung nur einer Start- und Landebahn in den Randzeiten. (roe)

Externer Link: Koalitionsvertrag von SPD, Linken und Grünen in Berlin 2016-21

Aufgefischt 18.11.2016

Laut Rheinischer Post will sich das BMVI die Initiative des Bundesrates zu härteren Strafen für das verbotene Befahren maroder Brücken mit Lkw aufnehmen und einen eigenen Gesetzentwurf ausarbeiten. Künftig soll auch Fahrverbot drohen.

Der Bild-Zeitung liegt offenbar der Entwurf für das ausgeweitete Handy-, Tablet- und Surfverbot am Steuer vor. Auch die Bußgeldsätze sollen von 60 auf mindestens 100 EUR angehoben werden, in schweren Fällen wird auch Fahrverbot ermöglicht.

Die EU-Kommission hat nach eigenen Angaben am Donnerstag den zweiten „blauen Brief“ im Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen unzureichender Umsetzung der Eisenbahnsicherheitsrichtlinie 2004/49/EG. Grund ist, dass die für Fahrzeuginstandhaltung verantwortliche Stelle („ECM“) in Deutschland keine Kontrolle darüber hat, wann die regelmäßigen Inspektionen stattfinden.

Das BMVI besteht darauf, dass Berlin auch den 17. Bauabschnitt der Stadtautobahn A100 plant und baut, berichtet die Berliner Zeitung. Die rot-rot-grüne Koalition hatte sich darauf verständigt, die A100 nach dem aktuell im Bau befindlichen 16. Abschnitt enden zu lassen (mehr zum Koalitionsvertrag hier). (roe)

Wechsel in BGA-Verkehrsabteilung

Sie ist zugleich im Büro des Präsidenten und des Hauptgeschäftsführers tätig, wie der BGA mitteilte. Tilsner übernimmt damit die Aufgaben von Kim Cheng, die seit Mitte Oktober Geschäftsführerin beim Deutschen Verpackungsinstitut ist.

Tilsner hat in Hamburg Rechtswissenschaften studiert und die Wahlstation ihres Referendariats beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie in Brüssel verbracht. Nachdem sie das zweite juristisches Staatsexamen am Oberlandesgericht Celle abgelegt hatte, arbeitete sie zunächst als Rechtsanwältin in einer Hamburger Kanzlei mit Schwerpunkt Arbeitsrecht. Zuletzt arbeitete für die Lufthansa Technik AG im Bereich Betriebsverfassungsrecht. (roe)