Einstieg in strombasierte Kraftstoffe über CO2-Sünder?

  • Verbraucherakzeptanz spricht für E-Fuels

Die Politik sollte die Erzeugung klimaneutral erzeugter strombasierter Flüssigkraftstoffe (E-Fuels ) am besten über den Pkw-Sektor anschieben. Dort sei die Zahlungsbereitschaft am höchsten, erläuterte Christian Küchen vom Mineralölwirtschaftsverband MWV bei der Vorstellung einer Studie zur Zukunft flüssiger Energieträger am Donnerstag in Berlin. Eine rein marktbasierte Einführung scheitert daran, dass sie – je nach Erzeugungsbedingungen – auch im Jahr 2030 zwischen knapp einem und 1,75 EUR/l kosten werden. Hinzu kommen noch Steuern.

Konkret schlug er vor, den Autoherstellern die Möglichkeit einzuräumen, die CO2-Einsparung durch selbst erzeugte oder eingekaufte E-Fuels auf die CO2-Flottengrenzwerte anzurechnen. Sie könnten damit Strafzahlungen vermeiden. Zugleich wären damit Absatzmengen gesichert, die es der Mineralölwirtschaft ermöglichen würden, den Aufbau von Produktionskapazitäten im industriellen Maßstab in Angriff zu nehmen. Auch für das Klima wäre damit etwas gewonnen, im Gegensatz zu Strafzahlungen.

Elmar Kühn vom mittelständischen Mineralölverband Uniti hob hervor, dass der Wunsch nach einem Anschieben der E-Fuel-Produktion nicht darauf zielt, die Elektrifizierung auszubremsen. Aber mindestens der Luft- und voraussichtlich auch der Seeverkehr werden mangels Alternativen mit ähnlicher Energiedichte E-Fuels benötigen. Die Investitionen in E-Fuels seien also sowieso notwendig, nur seien Luft- und Seeverkehr derzeit nicht bereit, Zusatzkosten zu schultern.

Im übrigen sei es leichtsinnig, sich auf einen Technologiepfad zu verlassen. Er erinnerte daran, dass die Welt in den sechziger und siebziger Jahren die Stromerzeugung aus Kohle durch Kernkraft ablösen wollte. Heute sei Deutschland wieder bei der Kohle angelangt.

Verbraucherakzeptanz spricht für E-Fuels

Laut Jens Hobohm von der Prognos AG, die die Studie federführend erstellt hat, ist die Schwäche vieler anderer Gutachten zur Energiewende, dass sie für die Zukunft sehr ehrgeizige Minderungen des spezifischen Energieverbrauchs unterstellen und das Verhalten der Verbraucher ausblendeten. Prognos hingegen habe die Veränderungsraten der Vergangenheit fortgeschrieben und auch die Akzeptanz der Verbraucher berücksichtigt. Unter diesen Bedingungen seien E-Fuels die zentrale Lösungsstrategie.

Er räumte ein, dass es ohne Importe nicht gehen werden. Als potenzielle Standorte für Stromerzeugung und die Herstellung synthetischen Rohöls habe man Nordafrika und den Nahen Osten sowie Kasachstan in den Blick genommen. Diese Länder böten den Vorteil, dass es dort schon eine Ölpipelines gebe. „Uns ist klar, dass das geopolitisch nicht die stabilsten Regionen sind“, räumte er ein.

Synthetisches Erdgas liegt nach Einschätzung der Gutachter bei den Erzeugungskosten gleichauf mit E-Fuels. Rechne man aber die Transportkosten hinzu, wo es keine Gaspipelines gibt, sei es sogar teurer. Bei Flüssigkraftstoffen könnten hingegen die bestehenden Versorgungswege und Tankinfrastrukturen weiter genutzt werden.

Kühn bezweifelt darüber hinaus, dass die Autofahrer auf breiter Basis die hohen Tankdrücke akzeptieren, die mit gasbasierten Antrieben verbunden sind. Beim Auto verstehe der Deutsche keinen Spaß, ließ er durchblicken, und verwies auf die geringe Akzeptanz von E10-Benzin. (roe)

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