Berufspendler orientieren sich an SPNV-Achsen

Das landesplanerische Konzept des auf S-Bahn und SPNV orientierten Berliner „Siedlungssterns“ scheint für die Berufspendler aufzugehen. Das legen die Ergebnisse einer neuen Pendlerstudie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nahe, der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Danach konzentrieren sich die Wohnorte von Menschen, die längere Distanzen zur Arbeit zurücklegen, entlang der Schienenwege. Einzige Ausnahme ist die „Anhalter Bahn“ Richtung Luckenwalde; dort existiert allerdings auch erst seit der Eröffnung des Nord-Süd-Tunnels 2006 ein attraktives SPNV-Angebot nach Berlin. Das IAB hat nur Daten bis 2014 ausgewertet.

Auch in München und Bremen  ist die Tendenz zu beobachten, dass Menschen mit größeren Pendeldistanzen entlang der Schienenachsen wohnen, allerdings nicht so ausgeprägt wie in Berlin. Dagegen scheinen im Großraum Hamburg nur die Achsen Richtung Elmshorn und Geesthacht eine gewisse Bedeutung zu haben.

Das IAB hat die Pendeldistanzen anhand einer umfangreichen datenbasierten Stichprobe unter sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ermittelt. Dafür wurden Wohn- und Arbeitsorte adressscharf erfasst und die Straßendistanz per Navigationssoftware errechnet. Die tatsächliche Verkehrsmittelwahl wurde nicht ermittelt und berücksichtigt.

Im Bundesdurchschnitt ist die Pendeldistanz im Zeitraum 2000 bis 2014 von 8,7km auf 10,5km gestiegen. Lediglich in den Jahren 2011 bis 2013 hat sie stagniert. Der Zuwachs wird vor allem durch mehr Pendler mit Entfernungen über 20km verursacht. Ihr Anteil stieg von 24 auf 30 Prozent. Die „Kurzpendler“ mit Entfernungen von 0 bis 5km nahmen hingegen von 35 auf 30 Prozent ab.

Auffällig ist, dass die durchschnittliche Pendeldistanz bei neuen Arbeitsverhältnissen, die nach dem Inkrafttreten der Hartz-Reformen eingegangen wurden, sprunghaft von 11,5km auf 12,2km angestiegen ist. Erst seit 2012 liegt Durchschnittsdistanz wieder bei 11,8km. (roe)

Externer Link: IAB-Kurzbericht zum beruflichen Pendeln zwischen Wohn- und Arbeitsort