Eigentum an Daten wird zunehmend als Wert erkannt

  • Sind „Open Data“ eine Steilvorlage für Google?

Die im Kontext des automatisierten und vernetzten Fahrens geführte öffentliche Debatte über das Eigentum an Daten strahlt anscheinend auch in andere Bereiche der Mobilitätswirtschaft aus. Am Rande an einer Veranstaltung des Deutschen Verkehrsforums zu Datenverfügbarkeit und Datensouveränität am Montagabend sagte ein Vertreter aus der IT-Wirtschaft gegenüber dem Verkehrsbrief, dass zum Beispiel Kommunen seit einiger Zeit mit deutlich mehr Selbstbewusstsein gegenüber der Wirtschaft aufträten.

Zu spüren bekommen hätten das zum Beispiel die Betreiber adaptiver Ampelschaltungen, die aufgefordert worden seien, ihre Logfiles über die Anforderung von „Grün“ durch die verschiedenen Verkehrsteilnehmer offenzulegen. Die Kommunen hätten sich dabei auf den Grundsatz berufen, dass derjenige, der eine Leistung bezahlt, auch Eigentümer der Daten wird.

Sind „Open Data“ eine Steilvorlage für Google?

Skepsis wurde auf der Veranstaltung gegenüber der weit verbreiteten Forderung laut, möglichst viele vorhandene Daten der öffentlich zugänglich zu machen („Open Data“). Speziell Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt hatte sich in der letzten Legislaturperiode dafür stark gemacht, staatliche Daten und Daten von Bundesunternehmen soweit wie möglich offen ins Netz zu stellen, zum Beispiel in der „M-Cloud“ des BMVI.

„Wenn wir alle Daten freigeben, profitiert Google, nicht ein Berliner Startup“, warnte Henrik Haenicke, Digitalvorstand der Berliner Verkehrsbetriebe BVG. Diese Gefahr sieht auch der Digitalexperte Thomas Jarzombek von der Unionsfraktion. Google sei mit seinen riesigen Entwicklungskapazitäten und seiner absoluten Fokussierung auf digitale Geschäftsmodelle im Vorteil gegenüber deutschen Unternehmen, die ihr Digitalgeschäft neben allem anderen betreiben.

Marion Jungbluth vom Verbraucherschutzverband VZBV zeigte sich amüsiert, „wie die Unternehmen hier auf ihren Daten hocken“. Sie plädierte für mehr Offenheit für den Wettbewerb. Wenn es Probleme mit Monopolen gebe, sei die Politik gefordert.

Haenicke räumte zwar ein, dass Wettbewerb gut wäre, fügte aber sarkastisch unter indirektem Hinweis auf Quasimonopolisten wie Ebay, Amazon, Facebook und Booking.com hinzu: „Mir fehlt aber gerade ein Beispiel, wo das mit Plattformen geklappt hat.“ (roe)