- Ohne private Unterstützung geht es nicht
- Kritik an IHK-Potenzialanalyse
Das BMVI stichelt ungewöhnlich auskunftsfreudig gegen den ungeliebten, aber vom Bundestags-Haushaltsausschuss dennoch gewünschten Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals (ELK). Schon in der Vorplanungsphase seien 22 Mitarbeiter für die Planung erforderlich, in der Planungs- und Bauphase seien es 84, und für die Phase der Nacharbeiten immerhin noch 34. Das teilt das BMVI in seiner Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen mit. Aus BMVI-Kreisen ist zu hören, dass der WSV aktuell bundesweit rund 500 Planungsspezialisten fehlen, um die vorhandenen Investitionsmittel zu verbauen.
Ohne private Unterstützung geht es nicht
Der für den ELK genannte Personalbedarf erscheint jedoch fragwürdig. Eine Faustformel besagt, dass jeder Planungsmitarbeiter in der Verwaltung pro Jahr etwa 500.000 EUR Bau-Umsatz erzeugt. Für das aktuell mit 838 Mio. EUR veranschlagte Projekt wären also gut 1600 Mannjahre erforderlich. Selbst bei dauerhaftem Einsatz von 80 Mitarbeitern würde die Umsetzung 20 Jahre dauern. Würde man die für die einzelnen Phasen genannten Personalzahlen mit einer realistischen Dauer (6/12/2 Jahre, also Gesamtdauer 20 Jahre) hinterlegen, kämen gerade 1200 Mannjahre heraus. Ohne tiefergehende Einbindung privaten Planungspersonals wäre das Projekt also praktisch nicht zu bewältigen. Das könnte erklären, warum das BMVI für den ELK-Ausbau ein „PB(U)-Modell“ erwägt (siehe hier und hier). Aus WSV-nahen Kreisen wurde dem Verkehrsbrief unterdessen am Donnerstag bestätigt, dass es zu einem Fehler bei der Personalberechnung gekommen ist. Tatsächlich sei der Personalbedarf in der Bauphase rund 50 Prozent höher.
Wie es weiter heißt, sind von den 20 projektgebundenen Stellen, die der Haushaltsausschuss im November 2016 bewilligt hat (siehe hier), schon 18 Stellen besetzt. Laut BMVI dürfen sie nicht für andere Projekte verwendet werden. Das war insgeheim in Binnenschifffahrtskreisen erhofft worden, wo zum Beispiel der Ertüchtigung der Mosel oder des Rheins wesentlich höhere Dringlichkeit beigemessen wird.
Kritik an Potenzialanalyse
Kritisch sieht das BMVI auch eine von der IHK Lübeck ins Feld geführte Potenzialanalyse, wonach das Güteraufkommen auf dem ELK von aktuell gut 650.000t/Jahr auf mindestens 3 Mio. t steigen könnte. Eine Potenzialanalyse sei keine Verkehrsprognose. Zu berücksichtigen sei, „dass Potenziale, die für bestimmte Verkehrsträger angegeben werden, häufig auf Schätzungen beruhen, denen weder konkrete Verkehrsbeziehungen noch Transportkosten oder Transportalternativen zugrunde liegen.“ Das BMVI hatte in seiner Bewertung des Vorhabens für den Bundesverkehrswegeplan 2030 keine Steigerung des Verkehrsaufkommens und nur 16.000t Verlagerungswirkung pro Jahr erkannt. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis fiel mit 0,5 entsprechend schlecht aus.
Das Ausbauvorhaben umfasst den Ersatzneubau von sechs Schleusen in vergrößerter Form für Großmotorgüterschiffe (110m Länge) statt wie bisher maximal Europaschiffe (85m) und die Vertiefung der Fahrrinne auf 2,8m Abladetiefe statt bisher 2,1m. (roe)
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