Dafür plädierten Biokraftstoffbranche und Landwirtschaft am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Vertreter des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) und die Union zur Förderung der Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) wiesen darauf hin, dass mit Biodiesel und Bioethanol inzwischen 65-70 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes (THG) gegenüber vergleichbaren fossilen Kraftstoffen eingespart werden können.
Laut einer am Dienstag vorgestellten Studie des emeritierten Landwirtschaftsprofessors Jürgen Zeddies von der Universität Hohenheim liegen die Treibhausgas-Emissionen von fossil angetriebenen Verbrennern und Elektroautos beim gegenwärtigen deutschen Strommix annähernd gleichauf. Mit Biokraftstoffen ließe sich schnell eine spürbare THG-Minderung erzielen.
B30 ins Spiel gebracht
Elmar Baumann vom VDB betonte, Biokraftstoffe seien derzeit diejenige erneuerbare Energie für den Verkehr mit dem geringsten Mehrpreis gegenüber fossilen Kraftstoffen. Er räumte ein, dass die gegenwärtigen Weltmarktpreise einen Umstieg nicht begünstigen. Aktuell kostet Biodiesel auf dem Weltmarkt rund 950 USD/t, fossiler Diesel 480 USD/t. 2015 waren die Preise aber auch schon einmal gleichauf.
Baumann plädierte dafür, die THG-Minderungsauflagen für die Mineralölwirtschaft zu verschärfen, damit mehr Biokraftstoffe zum Einsatz kommen. Zeddies wies darauf hin, dass es bereits eine Norm für B30 (Diesel mit 30 Prozent Biodieselbeimischung) gibt; allerdings stünden teilweise noch die Freigaben der Motorenhersteller aus. Auf die geringe Akzeptanz des bereits eingeführten E10-Benzins bei den Verbrauchern ging er allerdings nicht ein.
Positive Sektorkopplungseffekte
Gerhard Brankatschk vom OVID und Stephan Arens vom UFOP wiesen auf die Sektorkopplungseffekte des Rapsanbaus für die Biodieselerzeugung hin. Raps erfülle nicht nur eine wichtige Rolle in der Fruchtfolge. Der bei der Ölgewinnung anfallende Rapsschrot sei auch ein wertvolles Eiweißfutter für die Nutztierhaltung und ersetze möglicher genveränderten Sojaschrot aus Übersee. Derzeit würden 35 Prozent des deutschen Bedarfs an Eiweißfutter durch einheimischen Rapsschrot gedeckt. Die gegen Biokraftstoffe ins Feld geführte Argumente der Zweckentfremdung von Nahrungsmitteln sei also widerlegt, deuteten sie an. Auf keinen Fall genüge es, nur Abfallstoffe wie Stroh zu Biokraftstoffen zu verarbeiten. Dafür seien die Mengen zu gering. (roe)