- Kostensenkung in der Betriebsphase mehr beachten
- Werden KMU durch BIM benachteiligt?
- Dobrindt kündigt BIM-Gipfel an
„Building Information Modeling“ (BIM) verkürzt nach ersten Erfahrungen die Projektlaufzeiten um 10 Prozent, den Zeitbedarf für die Kostenkalkulation um 50 bis 80 Prozent und ermöglicht auf 5 Prozent genaue Kostenberechnungen. Das sagte Bernd Wagenbach von der Planungsgesellschaft Schüßler-Plan am Donnerstag auf dem „Tag der Bauindustrie“ in Berlin. In BIM werden in einem unternehmensübergreifenden digitalen 3-D-Bauwerksmodell Planung, Bau und Nutzung dargestellt. Als vierte und fünfte Dimension fließen Ablaufplanung und Kostenplanung ein. Ziel von BIM ist es, speziell bei Großprojekten Konflikte in der Planung und der Ausführung rechtzeitig zu erkennen, die Zeitpläne der verschiedenen Partner zu vernetzen und die Kosten besser zu kontrollieren. BIM zwinge die Projektpartner dazu, vor Projektbeginn detailliert und konkret miteinander zu reden, erläuterte Wagenbach. Das führe zu weniger Nachträgen und Schnittstellenproblemen. Der Bauherr wiederum könne nicht beliebig Änderungswünsche einbringen, ohne dass die Konsequenzen für das Gesamtprojekt geprüft werden.
Kostensenkung in der Betriebsphase mehr beachten
Ein enormes, aber noch nicht bezifferbares Kostensenkungspotenzial sehen Heinz Ehrbar von der DB Netz AG und Thomas Wolf von RIB Software in der Betriebsphase, wenn BIM konsequent zu Ende gedacht wird: Wie Wolf sagte, fallen 80 Prozent der Kosten eines Projektes während seiner Lebenszeit in der Betriebsphase an. Würde man das im BIM berücksichtigen, fiele es leichter, am Anfang möglicherweise etwas mehr zu investieren, um später geringere Kosten zu haben. Das sei für ein Unternehmen wie die DB Netz „ergebnisrelevant“, ergänzte Ehrbar. In der Pflicht seien aber auch die Bauherren, betonte Prof. Rasso Steinmann von der Hochschule München: Solange das Planungs- und Baubudget vom Betriebsbudget getrennt betrachtet werde, „werden wir die Potenziale von BIM in der Betriebsphase nicht ausschöpfen“.
Einer schnellen Durchsetzung von BIM stehen derzeit ältere Vorschriften im Wege. So entsteht laut Wagenbach durch BIM in der Vorplanungsphase ein 30 Prozent höherer Aufwand, der sich in der Honorarordnung (HOAI) noch nicht widerspiegele. Matthias Jacob vom Bauunternehmen Wolff & Müller mahnte daher an, in der HOAI ein neues Paket für BIM zu definieren.
Werden KMU durch BIM benachteiligt?
Kontrovers diskutiert wurde, ob kleine und mittlere Unternehmen durch die hohen IT- und Know-how-Ansprüche von BIM ausgegrenzt wurden. Jacob verneinte das – sobald diese erkannt hätten, dass sie effektiver würden und weniger Fehler passierten, werde BIM akzeptiert. Sein Unternehmen nehme kleinere Partner aber auch an die Hand, um sie an BIM heranzuführen. Im Publikum war aber auch zu hören, dass Kleinstunternehmen mit „Küchentischbuchhaltung“ wohl kaum mithalten könnten.
Steinmann mahnte eine schnelle Standardisierung zumindest der BIM-Schnittstellen an. Skandinavien und Nordamerika seien da weiter – unter anderem deshalb, weil dort das Erstellen kommerziell vergeben worden sei und durch nicht mehr oder weniger ehrenamtlich tagende Normierungsarbeitskreise getragen worden sei.
Dobrindt kündigt BIM-Gipfel an
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte noch für dieses Jahr einen BIM-Gipfel an. Dort solle ein langfristiger Pfad für die Einführung von BIM als Standard im Bundesverkehrswegebau festgelegt werden. Dobrindt hatte im Oktober 2014 im Rahmen der Reformkommission Großprojekte vier BIM-Pilotprojekte gestartet.