Straßenbau steht vor einem großen Umbruch

  • Intelligente Straße steht und fällt mit Mobilnetz

Der baden-württembergische Landesverkehrsminister Winfried Hermann mahnt, bei heutigen Entscheidungen über Infrastruktur weit in die Zukunft zu denken. „Wie sieht der Straßenverkehr im Jahr 2050 oder 2080 aus?“, fragte er am Mittwochabend auf einer Veranstaltung des straßennahen Infrastrukturverbandes Pro Mobilität. Für diese Zeit werde nämlich heute schon gebaut. Deshalb sollte berücksichtigt werden, was heute schon an Veränderungen erkennbar ist, und verwies unter anderem auf den Klimaschutzplan 2050. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 bilde das zwar im vorderen Teil ab, aber im hinteren (Projektlisten-) Teil bleibe er den alten Mustern verhaftet, monierte Hermann.

Intelligente Straße steht und fällt mit Mobilnetz

Schwerpunkt der Diskussion war die Frage nach intelligenter Straßeninfrastruktur. Der Straßenbauexperte Prof. Markus Oeser von der RWTH Aachen hält sie ab Stufe 3 des automatisierten Fahrens – zum Beispiel „Autobahnpilot“ – für unabdingbar. Erst die Kommunikation zwischen Autos untereinander sowie mit der Straße schaffe ein neues Sicherheitsniveau. Hermann hielt dagegen, dass das Mobilfunknetz dafür noch viel zu löchrig sei. Die Frage, ob die Intelligenz in die Infrastruktur oder ins Auto gehört, sei aktuell eines der großen Themen. Nach Oesers Einschätzung wollen die Autohersteller derzeit soviel Daten wie möglich bei sich behalten.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer stellte in Aussicht, bei der anstehenden Versteigerung von Lizenzen für den 5G-Mobilfunkstandard die Versorgung der Verkehrsachsen als Auflage in die Ausschreibung aufzunehmen. Das werde möglicherweise zur Folge haben, dass der Bund weniger Geld einnehme, und ließ damit indirekt Vorbehalte der Finanzpolitiker durchblicken; die Erfahrung zeige aber, dass Selbstverpflichtungen nicht funktionierten und der Staat die Mehreinnahmen dann in die Hand nehmen muss, um die nötigen Reparaturen vorzunehmen. (roe)