Sogenannte „Dunkelflauten“ bei der Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom sind offenbar seltener zu erwarten als bisher gedacht. Zu diesem Ergebnis kommt der Deutsche Wetterdienst (DWD) anhand neuer detaillierter Modellierungen von Wind- und Sonnenverfügbarkeit, die er am Dienstag in Berlin vorgestellt hat. Werden die Ausgleichsmöglichkeiten zwischen dem Potenzial von Windstrom an Land, Offshore-Windstrom und Photovoltaik berücksichtigt, ist aus rein nationaler Sicht zweimal pro Jahr mit zwei Tagen „Dunkelflaute“ zu rechnen – definiert als ein Zeitraum, in dem mangels Sonne und Wind weniger als 10 Prozent der installierten Kapazität genutzt werden können. Werden die Möglichkeiten des Ausgleichs im europäischen Stromnetz berücksichtigt, reduziert sich die Zahl der Vorfälle auf 0,2 pro Jahr – also statistisch einmal alle fünf Jahre. „Durch den kombinierten Einsatz von Windkraft an Land und auf See, Photovoltaik und einen europäischen Stromverbund können die Risiken durch Windflauten und sonnenscheinarme Phasen deutlich reduziert werden“, sagte DWD-Vizepräsident Paul Becker.
Er räumte aber ein, dass für die verbleibenden Dunkelflauten eine Reservestrategie nötig sei. Für deren Ausgestaltung wollte er keine Empfehlung abgeben. Mögliche Beiträge von Wasserkraft, Biomethan oder strombasiertes Erdgas hat der DWD nicht betrachtet. „Wir sind Meteorologen“, betonte er mehrfach.
Kritiker der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hatten in den Vergangenheit wiederholt mit einer Gefahr von zwei Wochen Dunkelflaute argumentiert, um die Beibehaltung eines Grundstocks konventioneller Kraftwerke für die Sicherheit der Stromversorgung zu begründen.
Für die Studie hat der DWD anhand historischer Daten aus dem Zeitraum 1995-2015 erstmals in einem 6km-Raster die Windgeschwindigkeit in 120m Höhe modelliert. Das entspricht der Nabenhöhe heutiger Windkraftanlagen. (roe)
Externer Link: Unterlagen des DWD zur Pressekonferenz