Bisher kaum saubere Diesel-Pkw auf dem Markt

  • Nachträgliche Höherstufung?

Bisher sind kaum nach der neuen Abgasnorm Euro 6d-Temp genehmigte Diesel-Pkw auf dem deutschen Markt erhältlich. Ende Januar waren laut einer Aufstellung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) erst zehn Modelle in 14 Motorisierungsvarianten für den Verkauf in Deutschland zugelassen. Die Aufstellung hatte der Grünen-Verkehrsexperte Stephan Kühn beim BMVI angefordert. Vertreten sind die Marken Mercedes, Opel/Peugeot/Citroen, Volvo und Kia. „Nur eine Handvoll Dieselmodelle erfüllt bereits die neuen Abgasvorschriften, darunter fast ausschließlich spritfressende SUV“, kritisierte Kühn. „Dass bislang nur ein einziges deutsches Dieselmodell die strengeren Vorschriften einhält, zeigt, dass bei der deutschen Autoindustrie immer noch Welten zwischen Ankündigung und Umsetzung liegen.“ Laut ADAC sind weitere Modelle im Laufe des März auf dem Markt zu erwarten.

Bei der Euro-6d-Temp-Norm, die für alle seit Anfang September 2017 neu typgenehmigten Modelle gilt, müssen die Euro-6-Schadstoff-Grenzwerte erstmals nicht nur im Laborzyklus erfüllt werden, sondern auch im Realbetrieb (Real Driving Emissions/RDE). Das „Temp“ steht dafür, dass bis Ende 2019 eine erweiterte Toleranz von 110 Prozent („Konformitätsfaktor“) gilt. Viele Hersteller hatten wegen der RDE-Anforderungen ihre Typgenehmigungen im vergangenen Sommer vorgezogen.

Wie aus der Aufstellung weiter hervorgeht, wurden lediglich die Mercedes-Modelle vom KBA typgenehmigt. Die PSA-Modelle wurden in Frankreich zugelassen, die Volvos in den Niederlanden und der Kia in Großbritannien.

Nachträgliche Höherstufung?

Wie das KBA auf Nachfrage des Verkehrsbriefs mitteilte, ist eine nachträgliche Abgasnorm-Höherstufung bereits in den Verkehr gebrachter Fahrzeuge im Recht nicht vorgesehen. Diese Frage hatte das Taxigewerbe aufgeworfen. Die Mercedes-E-Klasse mit dem neuen Motor erfüllt nach allen bisher von firmenunabhängiger Seite vorgenommenen Tests die RDE-Vorschriften, ist aber noch nach Euro-6b-Norm zugelassen. Der Taxiverband BZP hatte Daimler daher aufgefordert, die Bestandsfahrzeuge nach Euro-6d-Temp hochzustufen, um so im Falle von Diesel-Fahrverboten auf der sicheren Seite zu sein. Daimler hatte das jedoch dem Vernehmen nach abgelehnt.

Die Frage, wie eine Hardware-Nachrüstung von Diesel-Pkw sauber dokumentiert werden kann, so dass sie dem Halter bei Fahrverboten Vorteile bringt, ist auch in der Expertengruppe I des Diesel-Forums noch umstritten. (roe)

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