Digitale Plattformen überholen städtische Verkehrslenkung

  • FCD machen schon Parkplatzverfügbarkeit sichtbar

Die Städte verlieren die Hoheit über die Verkehrssteuerung. Diese These vertrat Florian Hilti, der am Aufbau der verkehrsträgerübergreifende Mobilitätsplattform MoveBW in der Region Stuttgart beteiligt ist, auf einer Veranstaltung des Telematik-Verbandes Telematics Pro in Berlin. Nach seiner Ansicht geben schon jetzt Navigationsanbieter wie Google oder Tomtom den Ton an. Die Städte könnten mit herkömmlichen Wechselverkehrszeitung nur noch beschränkt Einfluss auf die Routenwahl der Autofahrer nehmen.

Als möglichen Ausweg sieht Hilti die intensivere Zuarbeit für den anbieteroffenen Mobilitäts-Datenmarktplatz (MDM) unter dem Dach der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) an. Dort würden sich auch die kommerziellen Navigationsdienstleister bedienen. Er führte eine App vor, mit der die Behörden binnen einer Minute an MoveBW Straßensperrungen oder andere verkehrsrelevante Ereignisse melden können. Von MoveBW werden sie an den MDM weitergeleitet.

FCD machen schon Parkplatzverfügbarkeit sichtbar

Welche Möglichkeiten die zunehmende Vernetzung der Autos bietet, führte Holger Hochgürtel vom Verkehrsdatendienstleister Inrix vor. Anhand von anonymisierten Daten aus fahrenden Autos (Floating Car Data/FCD) sei es möglich, jederzeit ein genaues Bild der Verkehrslage zu erstellen – genauer und kostengünstiger, als es jede Stadt mit fest verbauten Sensoren kann.

In Großstädten mit nicht stationsgebundenen Carsharing-Autos ist es laut Hochgürtel sogar möglich, anhand der übermittelten Ein- und Ausparkvorgänge ein zuverlässiges Lagebild der Parkplatzverfügbarkeit zu erstellen. Sensoren an Straßenlaternen seien nicht mehr nötig, sagte er unter deutlicher Anspielung auf derartiges Projekt von Siemens. (roe)