- Tankkartennutzer verbrauchen mehr
- Kaum reale Verbrauchsminderung seit 2001
- Verbrauchsmessinstitut lässt auf sich warten
Die Kluft zwischen Normverbrauch und Realverbrauch bei neu auf den Markt gebrachten Pkw hat sich 2016 weiter geöffnet und beträgt jetzt im Mittel 42 Prozent. Das geht aus einer am Sonntag veröffentlichten neuen Untersuchung des International Council on Clean Transportation (ICCT) hervor. 2001 betrug die Abweichung nur 9 Prozent. Es zeichne sich aber ab, dass die Kluft nicht mehr so schnell wachse wie bisher: Gegenüber 2015 wuchs sie nur um einen Prozentpunkt. In den Vorjahren betrug der Anstieg vier bis fünf Prozentpunkte pro Jahr. Das ICCT wertet für seine regelmäßige Untersuchung „From Laboratory to Road“ die Daten von Spritverbrauchsportalen und Flottenbetreibern aus. Insgesamt werden so in Europa die Verbräuche von 1,1 Mio. Pkw erfasst.
Tankkartennutzer verbrauchen mehr
Bemerkenswert ist laut ICCT, dass die Abweichung bei Geschäftswagen mit 45 Prozent höher ausfällt als bei Privatkunden (39 Prozent). Besonders hohe Abweichungen werden im Premiumsegment beobachtet, wo der reale Kraftstoffverbrauch einiger Fahrzeugmodelle — im Durchschnitt —mehr als 50 Prozent höher liegt als vom Hersteller angegeben.
Extrem hoch seien die Abweichungen für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Ein niederländischer Flottenbetreiber beobachtet auf Basis von 1300 Fahrzeugen Abweichungen von 242 Prozent gegenüber dem bekanntermaßen problematischen Normzyklus für diese Fahrzeugart (siehe auch hier). Höhere Abweichungen als für reine Verbrenner gibt es auch bei „normalen“ Hybridfahrzeugen. Bei Toyota beträgt die Kluft für reine Benziner und Diesel 33 Prozent, für Hybride aber mehr als 50 Prozent.
Kaum reale Verbrauchsminderung seit 2001
Als Konsequenz stellt das ICCT fest, dass die Effizienzgewinne der Pkw in den vergangen Jahren weitgehend auf dem Papier stattgefunden haben. In einer Beispielrechnung für Spritmonitor.de – der am längsten vorhandenen umfangreichen Datenreihe – ist der Normverbrauch von 2001 bis 2016 um 30 Prozent gesunken, der Realverbrauch aber nur um 9 Prozent.
Verbrauchsmessinstitut lässt auf sich warten
Unterdessen tritt die Vorbereitung des deutschen Instituts, das den Verbrauchern mehr Transparenz zum realen Spritkonsum neuer Pkw bringen soll, offenbar auf der Stelle (siehe auch hier). Weder das BMVI noch der Autoindustrieverband VDA waren am Montag in der Lage oder willens, gegenüber dem Verkehrsbrief Aussagen zum Stand des Vorhabens zu machen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hatte Ende Juni angekündigt, dass von der Institut finanzierte Institut bis zum Jahresende gegründet werden soll. Das BMVI ließ auch offen, wann der zweite Teil des Berichts zu den CO2-Nachmessungen veröffentlicht wird. Die Arbeiten seien noch nicht abgeschlossen, hieß es ausweichend. (roe)
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