- Blaue Plakette nur bei Nachrüstung
- PTB Bremsfaktor für wirksame Abgasmessung?
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert, umgehend alle neuen Benzin-Direkteinspritzer mit Partikelfiltern auszustatten und die Bestandsflotte nachzurüsten. Die immer häufiger eingesetzten Benzin-Direkteinspritzermotoren seien zwar kraftstoffeffizient, aber auch dafür verantwortlich, dass die Feinstaubbelastung in den deutschen Städten seit geraumer Zeit nicht mehr sinkt, erläuterte DUH-Berater Axel Friedrich am Dienstag vor Journalisten.
Er bezifferte die Mehrkosten beim serienmäßigen Einbau eines Partikelfilters auf 20 bis 40 EUR je Fahrzeug. Eine Nachrüstung sei für 250 bis 300 EUR (Teile und ca. 25 Minuten Arbeit) möglich. Die DUH stellte eine Pilotnachrüstung an einem Ford Focus vor, wo der Partikelausstoß durch den Filter auf weniger als ein Hundertstel reduziert worden ist.
Blaue Plakette nur bei Nachrüstung
Hintergrund ist, dass die EU-Abgasvorschriften erst für die ab 1. September 2017 typgenehmigten Fahrzeuge vorschreiben, die gleichen Partikelgrenzwerte wie Euro-6-Diesel-Pkw einzuhalten. Für Neuzulassungen gelten die strengeren Grenzwerte ein Jahr später. Für die Zeit vorher sind die Partikelgrenzwerte für Direkteinspritzer um den Faktor 10 höher. DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch sprach von einem „Verschmutzungsprivileg“ und nannte unter Berufung auf Angaben aus dem VDA als Grund die Einflussnahme von Fiat. Resch und Friedrich kritisierten allerdings heftig, dass auch deutsche Hersteller zahlreiche Typgenehmigungen in den August vorgezogen haben, um ihre Fahrzeuge noch ein Jahr ohne Partikelfilter verkaufen zu können.
Friedrich räumte im Gespräch mit dem Verkehrsbrief ein, dass eine Änderung der EU-Abgasvorschriften unrealistisch sei. Der Bund könne aber für die Hersteller und Halter einen Anreiz zur Aus- und Nachrüstung dadurch schaffen, dass sie nur dann eine blaue Plakette erhalten. Das wäre dasselbe Verfahren, mit dem die Partikelfilternachrüstung für Diesel-Pkw bei der Einführung der Umweltzonen vorangetrieben worden ist.
PTB Bremsfaktor für wirksame Abgasmessung?
Friedrich bedauerte, dass das BMVI die wirksamere Partikelmessung bei der Abgasuntersuchung (AU) bis Anfang 2021 hinausschiebt (siehe hier). Nadelöhr ist nach seiner Einschätzung die Zertifizierung von in der Schweiz bereits zugelassenen Messgeräten durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Er ließ durchblicken, dass man dort ein nach seiner Ansicht sehr entspanntes Arbeitstempo pflege. Auch das niedersächsische Innenministerium wartet schon seit über einem Jahr auf die Zertifizierung der Technik für die Abschnitts-Tempokontrolle (siehe hier).
Widerstand gegen eine wirksamere Partikelmessung sei aber auch vom ADAC und vom Kraftfahrzeuggewerbeverband ZDK gekommen. Der ADAC befürchtet laut Friedrich eine höheren Zeitaufwand und damit höhere AU-Gebühren, der ZDK scheue die Ausgaben für neue Messtechnik. (roe)