InfrastrukTOUR: Berliner Baustellen-Panorama

Der Berliner Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner am Dreieck Funkturm

 

  • Lkw-Ausleitung am Dreieck Funkturm wird noch geklärt
  • Lebenszeitverlängerung für Rudolf-Wissell-Brücke
  • Betonkrebs schon nach vier Jahren

Auch Berlin hat jetzt seine (kleine) „Leverkusener Brücke“: Die Verbindung von der Stadtautobahn A100 aus Norden zur A115 („Avus“) wird bis zu einem Ersatzneubau dauerhaft für Lkw gesperrt. Der Pkw-Verkehr (bis 2,8t) wird auf die linke Fahrspur konzentriert, die rechte Fahrspur darf nicht mehr befahren werden. Das teilte Landes-Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner am Mittwoch bei einer Baustellentour mit Journalisten mit. Grund ist, dass entscheidende Teile der Bewehrung der Spannbetonbrücke stark verrostet sind. Das wurde allerdings erst jetzt bei einer Fahrbahnsanierung zufällig entdeckt. Vermutlich sei entweder schon beim Bau 1960-62 oder bei einer Sanierung in den achtziger Jahren die Abdichtung nicht richtig ausgeführt worden, so dass Wasser und Streusalz in den Beton eindringen konnten, erläuterte Straßenbau-Chef Lutz Adam.

Freigelegte korrodierte Bewehrung (Foto: roe)
Lkw-Separierung wird noch geklärt

Die Verbindung wurde werktäglich bisher von 25.000 Fahrzeugen genutzt, darunter rund 2000 Lkw. In den Spitzenstunden wurden 120 Lkw gezählt. Die A115 ist die wichtigste Ausfallmagistrale in Richtung A2 und A9. Einzig gute Nachricht ist, dass es eine ortsnahe Umleitungsmöglichkeit ist, die rechnerisch die Fahrzeit nur um eine Minute verlängert. Offen ist noch, wie die Lkw von den Pkw getrennt werden sollen. Das werde derzeit von Polizei und Verkehrslenkung geplant. Adam wollte sich nicht äußern, ob auch eine Lkw-Ausleiteinrichtung wie an der Leverkusener Brücke in Frage kommt.

Ein Ersatzneubau für die marode Brücke ist nicht geplant. Sie soll im Zuge eines Neubaus des gesamten Autobahndreiecks Funkturm in einigen Jahre verschwinden.

Lebenszeitverlängerung für Rudolf-Wissell-Brücke

Größtes Sorgenkind der Straßenbauverwaltung ist die knapp 1km lange Rudolf-Wissell-Brücke im Zuge der A100 über die Spree. Das von 180.000 Kfz befahrene Bauwerk wurde 1961 in Betrieb genommen und ist nicht mehr sanierungsfähig. Aktuell läuft ein Ideenwettbewerb, wie das einteilige (!) sechsspurige Bauwerk ohne Vollsperrung ersetzt werden kann. Die Jury werde im Oktober entscheiden, sagte Kirchner.

Rechts die bereits fertig asphaltierte Fahrbahnhälfte, links die abgefräste Fahrbahnhälfte.

Um die Brücke bis zur Fertigstellung des Ersatzes – voraussichtlich Mitte der 2020er-Jahre – verkehrssicher zu erhalten, wird in den Sommerferien 2017 und 2018 die Fahrbahn saniert. Damit das Wetter den Zeitplan nicht durcheinander bringen kann, hat die öffentliche Planungsgesellschaft Deges hier für die jeweils äußere Fahrbahnhälfte darauf verzichtet, eine separate Dichtungsschicht auf den freigelegten Beton aufbringen zu lassen. Stattdessen wird hier das HANV-Verfahren angewendet – „Hohlraumreiches Asphalttraggerüst mit nachträglicher Verfüllung“. Dabei wird eine vergleichsweise dünne Asphaltschicht aufgebracht, die anschließend mit einem schnellhärtenden Expoxidharz getränkt wird. Anschließend wird der eigentliche Fahrbahnasphalt aufgebracht. Bei den jeweils inneren Fahrbahnhälften genüge es wegen der geringeren Schädigung durch Lkw, die oberste Asphaltschicht abzufräsen und zu ersetzen, erläuterte Deges-Projektleiter Wolfgang Pilz.

Dank der alles in allem guten Wetterbedingungen für das Bauen kann die Strecke schon am 21. August statt erst am 3. September wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Adam stellte heraus, dass bei allen drei vorgestellten Baustellen mindestens in zwei Schichten gearbeitet wird, teilweise sogar rund um die Uhr. Ziel sei es, die Autobahnbaustellen so weit wie möglich in den Sommerferien durchzuziehen.

Betonkrebs schon nach vier Jahren

Ärgerlichstes Kapitel für die Berliner Straßenbauverwaltung ist die AKR- („Betonkrebs“) Sanierung auf rund 4,8km Streckenlänge der erst 2005 dem Verkehr übergebenen A113. Dabei wird der eingebaute Beton in mehreren Bauabschnitten komplett durch Asphalt ersetzt. Die Kosten bezifferte Adam auf insgesamt rund 10 Mio. EUR.

Zum Glück sei der AKR-Verdacht in diesem Fall schon 2009 und damit noch vor Ablauf der Gewährleistungsfrist entdeckt worden, erläuterte Adam. Derzeit läuft eine Klage gegen die damals verantwortliche Baufirma – „eines der letzten größeren deutschen Bauunternehmen“, wie ein Mitarbeiter von Adam sarkastisch anmerkte. (roe)

Externe Links:

Verbindungsbrücke A100-A115 bei Bing Maps

Rudolf-Wissell-Brücke

A113