Natürlicher Diesel-Flottenumbau hilft Städten zu spät

  • BMUB distanziert sich von UBA-Forderung zu Diesel

Die natürliche Diesel-Flottenerneuerung mit Euro-6-Diesel-Pkw wird nicht ausreichen, um selbst bis 2030 die Stickoxid-Grenzwerte an allen innerstädtischen Luftmessstationen einzuhalten. Das geht aus einer Studie im Wissenschaftsmagazin Journal of Earth Sciences and Geotechnical Engineering hervor, auf die der Autoindustrieverband VDA am Wochenende aufmerksam gemacht hat. „In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird die naürliche Flottenerneuerung nicht schnell genug sein, um die Einhaltung der NOx-Luftqualitätsgrenzwerte zu bewirken“, heißt es im Fazit der Studie. „Hier könnten zusätzliche Aktionen erwogen werden, um den NOx-Ausstoß zu verringern.“ Ein Sprecher des VDA verwies gegenüber dem Verkehrsbrief auf die Software-Updates, die auf dem Diesel-Gipfel beschlossen worden sind. Unstrittig ist laut Studie aber auch, dass sich die Luftqualität in der Summe bis 2030 deutlich verbessern wird.

2020 werden – bei Anwendung der Anfang 2016 beschlossenen Abgastoleranzen für Euro-6-Diesel in Realbetrieb („Konformitätsfaktoren“) – noch 39 Stationen betroffen sein, 2025 noch 12 und selbst 2030 noch 2 Stationen. Laut Modellrechnung wird sich NOx-Belastung am notorische Stuttgarter Hotspot Am Neckartor von aktuell rund 90 Mikrogramm NOx je m3 bis 2030 auf 43 Mikrogramm halbieren. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm. In der Düsseldorfer Corneliusstraße, einem anderen Hotspot, sinkt die Belastung voraussichtlich 2025 unter den Grenzwert. Zum Vergleich: 2015 wurden die NOx-Limits an der Hälfte der 144 innerstädtischen Stationen in Deutschland gerissen. Die Studie wurde vom VDA finanziell unterstützt.

BMUB distanziert sich von UBA-Forderung zu Diesel

Unterdessen lehnte das Das Bundesumweltministerium am Montag den neuerlichen Vorstoß des Umweltbundesamtes (UBA) ab, das Dieselprivileg abzuschaffen. Ein Sprecher des BMUB sagte, mit einem Aus für die Steuerbegünstigung würden diejenigen die Zeche zahlen, die im Vertrauen auf die Vorteile ein Dieselauto gekauft haben – nicht die Autoindustrie, die „uns das Problem eingebrockt hat“. Richtig sei aber auch, dass man heute das Dieselprivileg heute nicht mehr einführen würde.

UBA-Präsidentin Maria Krautzberger hatte am Wochenende in der Rheinischen Post gefordert, die steuerlichen Vorteile für Dieselkraftstoff gegenüber Benzin – derzeit 18,4 Cent/l – zu streichen. Das koste den Staat für die Pkw gut 3,5 Mrd. EUR. Auch nach Verrechnen mit der höheren Kfz-Steuer blieben noch rund 1,5 Mrd. EUR/Jahr übrig. (roe)

Externe Links:

Modelling the effect on air quality of Euro 6 emission factor scenarios

UBA-Präsidentin Maria Krautzberger in der Rheinischen Post