Studie zum Für und Wider eines Verbrennungsmotor-Verbots

  • Diesel doch kein Klimaretter?
  • Arbeitsplatzabhängigkeiten und Patentstärke

Ein Verbot von Pkw-Neuzulassungen mit Verbrennungsmotor ab 2030 würde den kumulierten CO2-Ausstoß in den Jahren 2030 bis 2050 im günstigsten Fall um 32 Prozent gegenüber einem Business-as-usual-Szenario senken. Zu diesem Ergebnis kommt das Ifo-Institut in einer Studie für den Autoindustrieverband VDA, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Damit würde das Ziel der Bundesregierung erreicht, die CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs von 1990 bis 2050 um mindestens 80 Prozent zu verringern.

Bei der Untersuchung wurde allerdings der CO2-„Rucksack“ aus der Autoherstellung und Verschrottung ausgeklammert. Er fällt bei Elektroautos deutlich größer aus: Für einen Tesla S werden Werte von 13t kolportiert, für den vergleichbaren Audi A7 7t.

Ifo-Präsident Prof. Clemens Fuest sprach sich allerdings gegen einen derart dirigistischen Eingriff aus und plädierte stattdessen dafür, durch Preissignale wie zum Beispiel einen Zertifikatehandel Anreize für CO2-Einsparung zu setzen. „Jede Tonne CO2 muss überall den gleichen Preis haben“, betonte er. Hauptproblem der Umweltpolitik sei, dass mit zu vielen unkoordinierten Instrumenten gearbeitet werde. Er räumte allerdings auch ein, dass die Politik mit dem Emissionshandel bisher keine guten Erfahrungen gemacht habe.

Auch VDA-Präsident Matthias Wissmann lehnte ein Verbot ab und sprach sich für eine technologieoffene Herangehensweise aus. Er schließe nicht aus, dass ähnliche Ziele wie die 32 Prozent auch ohne Verbote zu erreichen sind.

Diesel doch kein Klimaretter?

In Zweifel gezogen wurde die These, dass der Dieselmotor zwingend notwendig sei, um die Klimaziele zu erreichen. In einem Szenario ohne Verbrennerverbot haben die Forscher versuchsweise die Dieselfahrzeuge durch Benzinmotoren ersetzt. Im Ergebnis stieg der CO2-Ausstoß nur um 2 bis 3 Prozent, sagte Johannes Koenen, einer der Autoren der Studie. Grund ist unter anderem, dass laut einer Studie für das Bundeswirtschaftsministerium das Optimierungspotenzial beim Benziner noch höher ist als beim Diesel.

Arbeitsplatzabhängigkeiten und Patentstärke

Hauptanliegen der Studie ist es jedoch, die Bedeutung des Verbrennungsmotors für die Autoindustrie in Deutschland herauszustellen. Rund die Hälfte der Arbeitsplätze – etwa 560.000 – hängen danach aktuell vom Verbrennungsmotor ab. Fuest betonte wiederholt, dass die Studie nicht behauptet, diese Arbeitsplätze wären alle „gefährdet“ oder würden definitiv wegfallen. Ein Teil werde sicherlich auch für alternative Antriebe benötigt. Schwierig könnte es für Zulieferunternehmen werden, die heute ausschließlich Komponenten für Verbrennungsmotoren herstellen.

Die Studie verteidigt die Industrie auch gegen den Vorwurf, sie hätte den Antriebswandel verschlafen. Rund ein Drittel (34 Prozent) aller „werthaltigen“ Patente für Elektromobilität werden heute von deutschen Unternehmen gehalten. Die Werthaltigkeit macht das Institut daran fest, ob die Patente neben Europa auch in den wichtigsten anderen Patentmärkten – USA und Japan – angemeldet worden sind.

Externer Link: Ifo-Studie zu Auswirkungen eines Verbrennungsmotorenverbots für Pkw