Der Speditionsverband DSLV stellte sich am Donnerstag hinter die Forderung Baden-Württembergs nach einer Blauen Plakette. „Ein Plakettensystem ist grundsätzlich das richtige Instrument zur Senkung verkehrsbedingter Schadstoffemissionen und muss Fahrzeuge mit den geringsten Emissionswerten privilegieren“, erklärte Verbandspräsident Mathias Krage. „Eine Weiterentwicklung des Systems durch eine blaue Plakete für Euro-6 Fahrzeuge liegt in der Logik der voranschreitenden, technischen Entwicklung.“
Güterkraftverkehr treibt Frage nach Flottenerneuerung um
Er forderte aber zugleich, die Ausnahmeregelungen für den Lieferverkehr und die City-Logistik so zu bemessen, dass Euro-6/VI-Fahrzeuge oder andere emissionsarme Fahrzeugen im normalen Investitionszyklus der Unternehmen beschafft werden können.
Das Thema „wirtschaftliche Flottenerneuerung“ treibt auch die eigentlichen Lkw-Transportunternehmen um. Es wird darauf verwiesen, dass Lkw im städtischen Verteilerverkehr mit acht und mehr Jahren eine deutlich längere Nutzungsdauer aufweisen als Fernverkehrs-Lkw, die nach drei bis fünf Jahren ersetzt werden.
VDA sieht Alternativen
Der Automobilindustrie-Verband VDA sieht Verbesserung des Verkehrsflusses und Stauvermeidung als geeignetere Maßnahmen für eine bessere Luftqualität an. „Grüne Welle und ein gleichmäßiger Verkehrsfluss bringen eine Reduktion der Stickoxidemissionen um fast ein Drittel“, teilte der Verband am Mittwoch mit. Zudem sollten Busse und Taxis im städtischen Verkehr durch modernste Fahrzeuge ersetzt werden.
Zum Feinstaubproblem wirft der VDA ein, dass die aus dem Motor stammenden Feinstaubemissionen des Verkehrs in Stuttgart nur 4 Prozent des Gesamtaufkommens darstellen. Er warnte davor, den Diesel grundsätzlich in Frage zu stellen, weil er notwendig sei, um die Klimaschutzziele zu erreichen. „Eine Verkehrsbeschränkung für bestimmte Dieselfahrzeuge würde das Gewerbe und viele Mittelständler treffen ebenso wie viele Autofahrer, die sich erst vor kurzem ein Dieselmodell angeschafft haben, das damals der modernsten Euronorm entsprach.“
Ähnlich äußert sich der ADAC: „Einseitige Fahrverbote können nicht per se die Lösung der Feinstaubprobleme in deutschen Großstädten sein“, ließ sich ADAC-Vizepräsident Ulrich Klaus Becker zitieren. „Sie gehen vor allem zu Lasten der vielen Autobesitzer, die in den vergangenen Jahren ein Diesel-Fahrzeug gekauft haben.“
VCD für Klarheit gegenüber dem Verbraucher
Der ökologische Verkehrsclub VCD forderte, im Sinne der Verbraucher die blaue Plakette rechtzeitig anzukündigen und in nachvollziehbaren Schritten einzuführen. „Dann herrscht endlich Klarheit und alle wissen, woran sie sind.“ Kurzfristige, pauschal verhängte Fahrverbote dagegen seien nicht nachhaltig, hieß es unter offenkundiger Anspielung auf das noch nicht rechtskräftige Urteil aus Düsseldorf, in dem ein allgemeines Dieselfahrverbot gefordert wurde. (roe)