Laut Transport & Environment (T&E), dem europäischen Dachverband ökologisch ausgerichteter Verkehrsverbände, liegt Mercedes mit einer Abweichung von durchschnittlich 54 Prozent und sogar 56 Prozent bei A- und E-Klasse weit vor allen anderen Herstellern. Nach Einschätzung von T&E sind bestenfalls 50 Prozent durch legale Ausnutzung der Lücken im NEFZ-Messzyklus erklärbar. Audi und Smart liegen ganz knapp unter dieser Schwelle. Als Datengrundlage für den Realverbrauch wurde das Portal Spritmonitor herangezogen.
Der Verband fordert daher die EU-Kommission und die nationalen Zulassungsbehörden auf, Mercedes-Modelle sowie die das Volkswagen-Konzerns auf Manipulationen für den Kraftstoffverbrauch zu untersuchen. Ein zukünftige Regulierung der Verbrauchsangaben müsse ferner vorschreiben, dass die Abweichung nach oben maximal 10 Prozent betragen dürfe.
Streit über Aussagekräftigkeit von Prozentzahlen
Laut T&E ist die Abweichung zwischen Norm- und Realverbrauch von durchschnittlich 9 Prozent im Jahr 2001 auf 42 Prozent im Jahr 2015 gestiegen. Vertreter der Automobilindustrie machen allerdings darauf aufmerksam, dass Prozentzahlen alleine nicht aussagekräftig genug sind: Bei den früher deutlich höheren Normverbräuchen sei ein Liter Mehrverbrauch im Realbetrieb weniger ins Gewicht gefallen als bei den deutlich sparsameren Fahrzeugen heute.
Ferner könne auch der Anteil der Firmenwagen mit potenziell verbrauchsunsensiblen Fahrern unterschiedliche Abweichungen zwischen Norm- und Realverbrauch zur Folge haben. Beispielsweise liegt der 5er-BMW, der zu 90 Prozent an Firmenkunden verkauft wird, über der 50-Prozent-Schwelle, während Fiat mit hohem Privatkundenanteil bei 35 Prozent Abweichung liegt. (roe)
Externer Link: T&E-Report Mind the Gap 2016 (englisch)