Verkehr auf der „letzten Meile“ wird weiter wachsen

Das sagte Prof. Uwe Clausen vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik bei der Vorstellung der ZF-Zukunftsstudie 2016 am Montag in Berlin. Alle Fahrzeuge würden voll beladen am Depot losfahren, dafür sorge schon der wirtschaftliche Druck. Daher bringe eine Diskussion über das Zusammenlegen und Bündeln nichts. Zudem hätten die Paketfahrzeuge am gesamten Kfz-Verkehr nur einen Anteil von 1 Prozent.

Flächenbedarf als Hebel nutzen

Clausen erwartet, dass die Logistikdienstleister dem Wunsch nach immer kürzeren Lieferzeiten in den Großstädten nur mit mehr innerstädtischen, aber dafür kleineren Logistikdrehscheiben nachkommen können. Indirekt ermunterte er die Kommunen, die Bereitstellung der dafür nötigen Flächen an eine emissionsarme und leise Logistik zu koppeln.

Paketrobotor statt Flugdrohnen

Die Euphorie in Teilen der Branche für Zustellung per Drohne vermag Clausen nicht zu teilen. Es werde ein „Ausnahmetransportmittel“ bleiben. Gegen Drohnen sprechen hoher Energiebedarf, beschränkte Nutzlast, das Absturzrisiko und Einschränkungen des nutzbaren Luftraums.

Für wesentlich realistischer hält er Paketrobotor, die sich autonom auf dem Bürgersteig bewegen und es ermöglichen würden, die Zustellung vom Push- auf das Pull-Prinzip umzustellen: Der Zustellzeitpunkt werde dann nicht mehr vom Tourenverlauf des Paketzustellers bestimmt, sondern vom Kunden, der seine Sendung erst dann abruft, wenn er zur Annahme bereit ist.

Primat der Politik zugrundegelegt

In der Studie, die sich mit dem Zukunftsbild der Güter- und Warenzustellung auf der „letzten Meile“ im Jahr 2030 befasst, werden als bestimmende Faktoren identfiziert:

  • Demografischer Wandel, von der Alterung über Landflucht bis hin zum Fachkräftemangel
  • Der Wunsch der Kunden nach mehr Zustellung am Tag der Bestellung („Sameday“-Zustellung), sowohl im Paket- als auch im Lebensmittel-Frischwaren-Bereich
  • Steigende Erwartungen der Kunden an „grüne Logistik“ und strengere Umweltvorschriften

Clausens Mitarbeiter Sebastian Stütz betonte, dass für die Studie politische Maßnahmen wie Einfahrtverbote in die Innenstädte, Umweltauflagen (blaue Plakette) und Lärmlimits als gegeben angesehen wurden. Zumindest der Kurier-, Express- und Paketbranche (KEP) sei bewusst, dass die EU ab 2030 de facto emissionsfreien Verkehr in den Innenstädten verlangt. (roe)

Externer Link: ZF-Zukunftsstudie 2016

Schreibe einen Kommentar