Klimaschutzplan erhitzt weiter die Gemüter

„Wir schaffen 10 Prozent“, sagten einhellig Matthias Magnor vom Logistiker Hellmann und Eckhard Scholz von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Auch in Zukunft werde das Verkehrswachstum den größten Teil der Effizienzgewinne aufzehren, ließen sie durchblicken.

Auch Unions-Fraktionsvize Arnold Vaatz tippte auf 10 Prozent. Er begründete seine Einschätzung aber damit, dass der Klimaschutzpolitik eine Rezession und damit auch einen Rückgang des Verkehrs auslösen werden.

Lediglich die Grünen-Verkehrsexpertin Valerie Wilms erwartet eine Einsparung von 30 bis 40 Prozent. Grund sei, dass sich die Prognosen eines weiteren Verkehrswachstums nicht erfüllten.

Streit über Kosten der Verkehrswende

Vaatz sagte, er vermisse eine Diskussion über die Kosten der Elektrifizierung des Verkehrs, zum Beispiel durch die Rohstoffgewinnung für Batterien, die Verstärkung der Stromverteilnetze und die Volatilität der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen.

Wilms hielt ihm entgegen, dass eine vollständige Umstellung des Straßenverkehrs auf Batteriefahrzeuge den Stromverbrauch in Deutschland nur um 10 Prozent erhöhen würde. Sie plädierte dafür, mit Preisen für Kostenwahrheit zu sorgen und zum Beispiel Kraftstoffe nach ihrer Klimawirkung zu besteuern: Dann werde Diesel teurer, „weil er mehr –C– enthält“, also Kohlenstoff.

Zuvor hatte Magnor erläutert, dass sich der Umstieg von Diesel- auf Erdgas-Lkw wegen des billigen Diesels bei Hellmann derzeit erst nach drei Jahren amortisiere – 2012 sei es ein Jahr gewesen.

Nußbaum: Gesellschaft muss Widersprüche aushalten

Der DVF-Vorstandsvorsitzende Ulrich Nußbaum warnte zwar vor überzogenen Anforderungen an die Verkehrswirtschaft, die die Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnte. Er hält aber auch nichts davon, deswegen auf Ehrgeiz zu verzichten: „Man muss sich weiterreichende Ziele stecken, sonst erreicht man sie nicht.“

Ohne die anwesende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks direkt anzusprechen, erinnerte er daran, dass die Gesellschaft bei der Verkehrswende lernen muss, „Widersprüche auszuhalten“: Wer Verkehr auf die Schiene verlagern wolle, müsse auch Bahnlärm akzeptieren.

Umweltministerin sieht Zukunft für Auto regional differenziert

Hendricks sagte, das Auto werde auch in Zukunft eine Rolle spielen, aber eine dominante Rolle wie bisher werde die Gesellschaft nicht mehr akzeptieren. „In den Städten wird es nicht mehr so sein können, dass jeder ein privates Auto mit Verbrennungsmotor hat.“ Auf dem Land sei die Situation anders, „ich weiß nicht, ob sich dort Carsharing darstellen lässt“. Anders als ihr unterstellt wurde, wolle sie aber 2050 auch nicht fossile Kraftstoffe verbieten. (roe)

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