„Denkbare Bewerbergruppen reichen vom Schulabgänger bis zum Bewerber mit bisheriger Eingangsqualifikation“, heißt es in der Antwort des Verkehrsministeriums auf eine Anfrage der Grünen. Bisher ist mindestens ein Kapitänspatent nötig, idealerweise ergänzt um zweijährige Berufserfahrung. Das Ministerium erwägt nun, „einen möglichen Mangel an der individuellen Eingangsqualifikation durch Dauer und Inhalt des Ausbildungsbedarfs zu kompensieren“, und hat die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) beauftragt, in einer Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Bundeslotsenkammer neue Konzepte auszuarbeiten. Diese sollen gegebenenfalls in eine Gesetzesnovelle münden.
Hintergrund ist, dass angesichts der schrumpfenden Abschlussjahrgänge der Seefahrtsschulen auch der Bewerberpool für den bisherigen Ausbildungsweg schrumpft und ein Mangel droht. Aktuell gibt es laut BMVI noch 1474 Kapitäne, die formal als Lotsen in Frage kommen. Der jährliche Ersatzbedarf für die 820 deutschen Seelotsen in Nord- und Ostsee beläuft sich auf mindestens 40.
Die Grünen-Schifffahrtsexpertin Valerie Wilms begrüßte im Gespräch mit dem Verkehrsbriefdie Überlegungen. Es sei absehbar, dass das heutige Modell langfristig nicht trägt. Sie favorisiere ein duales Studium, bei dem die Ausbildung zum Nautischen Offiziersassistenten (NOA) erweitert und vertieft wird. Zu Finanzierung dieses Modells sollten Bund, Reeder und möglichst auch die Lotsenschaft selbst beitragen. (roe)