Bei der Förderung von Elektromobilität im Wirtschaftsverkehr sollten die Mittelstädte mehr Aufmerksamkeit finden. Dafür plädierte am Mittwoch Jürgen Valldorf von der Förderberatungsagentur VDI/VDE-IT auf der Jahreskonferenz des Forums Elektromobilität in Berlin. Im Gegensatz zu Großstädten verfügten die Mittelstädte (50.000-250.000 Einwohner) meist über stabile Verwaltungsstrukturen und seien flexibler im Umgang mit Partnern.
Wirtschaftsverkehr für E-Mobilität prädestiniert
Anders als beim Privat-Pkw lässt sich im (regionalen) Wirtschaftsverkehr der Flotteneinsatz so steuern, dass die Reichweiteneinschränkungen von Batteriefahrzeugen nicht ins Gewicht fallen. Dennoch sorgen hohe Fahrleistungen dafür, dass sich die höheren Anschaffungskosten über niedrigere Betriebskosten besser amortisieren. Zusätzliche Vorteile hätten Elektro-Nutzfahrzeuge beim Thema Lärm. Bei Müllwagen mit elektrisch angetriebenem Aufbau habe sich der Lärm zum Beispiel von 80 dB (A) auf 70 db (A) verringert.
Selbst Flottenbetreiber werden oder Rahmen setzen
Die Städte könnten zum einen selbst als Flottenbetreiber auftreten – etwa beim kommunalen Fuhrpark – oder rechtliche Rahmenbedingungen so setzen, dass elektrischer Wirtschaftsverkehr atttraktiver werde. Ansatzpunkte sieht VDI/VDE-IT zum Beispiel bei Umweltzonen oder erweiterte Anlieferzeiten für leise Elektro-Lkw.
Angepasste Einsatzkonzepte sind gefordert
Valldorf betonte allerdings, dass „Elektromobilität“ nicht nur einen Wechsel der Antriebstechnik bedeute, sondern auch geänderte Einsatzkonzepte erfordere oder zumindest nahelege. Er plädierte für anbieteroffene Hub & Spoke-Systeme, wie sie schon in Berlin mit der „Bentobox“ erprobt worden seien: Güter werden mit größeren Lkw angeliefert bei einer Art „Packstation“ angeliefert und hinterlegt, während die Feinverteilung auch von E-Lastenfahrrädern übernommen werden könne. Damit könne die Lkw-Verkehrsleistung insgesamt verringert werden.
Die Nutzfahrzeugindustrie forderte Valldorf an, zügig komplette E-Lkw serienmäßig herzustellen und anzubieten. (roe)