Schienenlobby hadert immer noch mit dem Fernbus

  • Meinfernbus offen für Busmaut, wenn Pkw-Maut kommt
  • Bahn folgt dem Bus zurück in die Fläche
  • Verwaltungs-Wasserkopf verteuert Schiene
  • Gesetzliche Fahrgastrechte begünstigen Bus
  • UBA macht Studie zu Bus-Bahn-Kannibalisierungseffekten

Trotz einiger Gemeinsamkeiten liegt eine Annäherung zwischen Eisenbahnen und Fernbusbranche noch in weiter Ferne. Vertreter der Bahnbranche beklagten am Donnerstag bei einer Dialogveranstaltung der Allianz pro Schiene mit Meinfernbus-Geschäftsführer Torben Greve vor allem eine ungleiche Kostenbelastung und Regulierung.

Meinfernbus offen für Busmaut, wenn Pkw-Maut kommt

Greve erkannte in einem Zahlenscharmützel mit Christian Schreyer, Chef der Privatbahn Transdev, zwar die höheren Kosten des Zugbetriebs an; er wies aber darauf hin, dass die Fahrgeldeinnahmen nur einen ganz geringen Teil des Kosten des Gesamtsystems Schiene deckten und den Rest der Steuerzahler trage. Die Fernbusse führen ohne jegliche Zuschüsse. Er zeigte sich offen für eine kilometerabhängige Busmaut, sobald auch der Pkw-Verkehr bemautet werde. „Autofahren ist im Moment viel zu billig“, sagte er. Schreyer räumte ein, dass der Fernbus auch mit Maut immer noch deutlich günstiger sein werde als die Schiene.

Bahn folgt dem Bus zurück in die Fläche

Greve begrüßte die DB-Fernverkehrsoffensive, die es – wie ihm VCD-Chef Michael Ziesak bestätigte – ohne den Fernbus nicht gegeben hätte. Er kritisierte aber, dass die DB dafür jetzt schon wieder die Hand für SPNV-Bestellerentgelte aufhalte. Greve sagte, dass der Wunsch nach umsteigefreien Verbindungen einer der großen Treiber des Fernbusgeschäfts sei.

Verwaltungs-Wasserkopf verteuert Schiene

Darauf angesprochen, wie die Schiene ihre Kostensituation verbessern könne, nannte Greve vor allem den Verwaltungsapparat der Deutschen Bahn. „Dieser Overhead-Block killt die DB“, sagte er. Darüber hinaus gebe es Verkrustungen. „Es ging immer nur um das Bewahren“, sagte Greve mit Blick auf seine eigene Zeit im DB-Konzern; es sei kaum um die Entwicklung von Neugeschäft gegangen.

Gesetzliche Fahrgastrechte begünstigen Bus

Karl-Peter Naumann, Ehrenvorsitzender des Bahnkundenverbandes Pro Bahn, kritisierte die Ungleichbehandlung von Fernbus und Schiene bei den Fahrgastrechten. Besonders gravierend sei, dass die Eisenbahnen sogar verschuldensunabhängig hafteten. „Wenn ein Baum auf die Autobahn fällt, ist es Pech für den Kunden. Wenn ein Baum auf eine Bahnstrecke fällt, ist es Pech für das Unternehmen“, fasste er zusammen.

Greve entgegnete, er habe die Gesetze seinerzeit nicht gemacht. Meinfernbus sei aus Eigeninteresse aber sehr kulant. „Wir wollen, dass der Kunde wiederkommt.“ Erleichtert werde die Situation für die Fernbusbetreiber aber auch dadurch, dass der Fahrgast jederzeit selbst sehe, warum es zu einer Verzögerung kommt. Auch sei die Beschwerdebereitschaft bei niedrigen Preisen geringer.

UBA macht Studie zu Bus-Bahn-Kannibalisierungseffekten

Aus dem Publikum wurde kritisiert, dass der Fernbus die Ökobilanz des Verkehrs verschlechtere, weil dann sowohl im Bus als auch in der Bahn jeweils Plätze frei blieben. Greve wies diesen Vorwurf zurück. Mit jeder Fernbusfahrt würden 15-20 Autofahrten unterbleiben, damit sei die Ökobilanz auf jeden Fall positiv. Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt teilte mit, dass eine Studie zu dieser Frage in Arbeit sei. (roe)

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