Umwelthilfe fordert mindestens eine unabhängige Kfz-Prüfstelle

  • DUH-Chef Resch befürchtet eine Amnestie für Abgassünder
  • Umwelthilfe beobachtet bei einem Renault Espace Muster beim Abgasverhalten
  • Axel Friedrich: Für kleine Pkw wird sich Diesel langfristig nicht mehr rechnen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert mindestens eine finanziell von der Automobilbranche unabhängige Kfz-Prüfstelle in Deutschland. Denkbar sei zum Beispiel, eine universitäre Prüfstelle herauszulösen und so mit staatlichen Aufträgen auszulasten, dass sie nicht auf Aufträge aus der Industrie angewiesen ist. Das sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch am Dienstag bei der Vorstellung von Abgas-Untersuchungsergebnissen eines Renault Espace.

Resch vermutet Vorbereitungen für eine Amnestie für Abgassünder

Resch zeigte sich verwundert, dass in den USA ein Verkaufsverbot wegen der Abschalteinrichtungen verhängt worden sei, ähnliche Modelle in Deutschland aber weiter verkauft werden dürften. Sichtlich erbost war er darüber, dass BMVI und KBA die Abgasmessungen der nachgeprüften Modelle nicht offenlegten, sondern nach eigenen Angaben erst einen Dialog mit den Herstellern führten. Er befürchte, dass auf EU-Ebene schon eine Amnestie vorbereitet werde.

DUH beobachtet bei einem Renault Espace Muster beim Abgasverhalten

Bei dem Test eines Renault Espace mit 1,6-Liter-Dieselmotor auf einem Prüfstand in der Schweiz im Auftrag der DUH haben die Gutachter laut Resch „bestimmte Muster“ beim NOx-Austoß festgestellt. Beim Kaltstart habe das Fahrzeug hingegen – wenn es „am Abend vorher vorher“ wie vorgeschrieben drei Mal den Außerorts-Anteil des NEFZ absolviert hatte – die Grenzwerte eingehalten. Sei statt der drei Außerorts-Zyklen ein kompletter NEFZ gefahren worden, sei der Grenzwert um rund das Dreifache überschritten worden. Bei warmem Motor seien die zulässigen Grenzwerte im Fahrzyklus NEFZ sogar um das 15- bis 25-fache überschritten worden. Mit Blick auf mögliche Klagen von Herstellern wollte Resch das Wort „Abschalteinrichtung““ nicht in den Mund nehmen.

Axel Friedrich: Für kleine Pkw wird sich Diesel langfristig nicht mehr rechnen

Der ehemalige Leiter der Abteilung Verkehr im Umweltbundesamt, Axel Friedrich, prophezeite ein mittel- bis langfristige Aus für den Dieselantrieb in Pkw bis zu einem Gewicht von 1600-1700kg. Um die geforderten Abgaswerte sicher zu erreichen, sei SCR-Abgasreinigung (Adblue-Einspritzung) notwendig, was aber kleinere Fahrzeuge deutlich verteuern werde. Damit rechne sich der Diesel nicht mehr. (roe)

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