Scheuer macht bei Bahnforschung Dampf

  • Innovative Güterwagen mit schnellerer Bremsprobe
  • Höhere Wagenlaufleistung gefordert

Ein inniger Wunsch der Bahnbranche aus dem Masterplan Schienengüterverkehr geht in Erfüllung: Noch im vierten Quartal dieses Jahres will Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer das Konzept für ein Deutsches Zentrum für Schienenverkehrsforschung vorlegen. Das kündigte er am Dienstag auf einem Pressetermin aus Anlass der Halbzeitbilanz der Testfahrten im gemeinsamen Forschungsprogramm „Innovativer Güterwagen“ von DB Cargo und dem Waggonvermieter VTG an. Wie aus Ministeriumskreisen weiter zu hören war, soll in diesem Jahr auch noch der Organisationserlass folgen, so dass die Einrichtung zum Jahresende ihre Arbeit aufnehmen kann. Sie solle zunächst beim Eisenbahn-Bundesamt (EBA) „angeflanscht“ werden.

Scheuer kündigte weiter an, sich in den anstehenden Haushaltsberatungen dafür einzusetzen, auf die im Regierungsentwurf vorgesehenen Eisenbahn-Forschungsmittel von 4 Mio. EUR „noch eine Schippe draufzulegen“.

Innovative Güterwagen mit schnellerer Bremsprobe

Mit dem Stand des Forschungsprogramms „Innovativer Güterwagen“ zeigten sich DB Cargo, VTG und das BMVI als Fördermittelgeber nach den ersten 75.000km sehr zufrieden. Die Neuerungen seien zwar oft unscheinbar, aber wirksame Hebel für eine deutlich höhere Produktivität. VTG führte ein elektronisches Bremsprobe-Modul vor, das nach einfacher Hebelbewegung alle relevanten Daten anzeigt. In einer nächsten Stufe sollen die Daten direkt in den Lok-Führerstand gesendet werden. Dann müssen die Wagenmeister die bis zu 740m langen Züge nicht mehr ablaufen. Dadurch wird deutlich Zeit gewonnen.

Aus dem Lkw-Ersatzteilregal haben sich die Eisenbahner bei der elektropneumatischen Bremse bedient: Die Stecker für die elektrische Steuerleitung werden normalerweise für die Verbindung zwischen Zugmaschine und Sattelauflieger benutzt. Während bei der bisher rein pneumatischen Bremse der letzte Wagen eines Zuges das Signal erst 30 Sekunden nach Beginn des Bremsvorgangs erreicht, werden bei der elektropneumatischen Bremse alle Wagen gleichzeitig angesteuert.

Höhere Wagenlaufleistung gefordert

Ob mit derart hochgerüsteten Wagen auch noch ein rentabler Einzelwagen- und Wagengruppenverkehr möglich ist, ist allerdings noch offen. Schlüssel sei es, die Laufleistung der Wagen zu steigern, erläuterten VTG-Vertreter gegenüber dem Verkehrsbrief. So bedeuten Scheibenbremsen zunächst sehr viel höhere Investitionen als die bisherigen Klotzbremsen. Anders als früher angenommen amortisieren sie sich aber durch geringen Verschleiß und Wartungsaufwand schon bei 50.000 bis 60.000 km jährlicher Laufleistung, nicht erst bei 100.000 km. Für Containertragwagen, die in langlaufenden Ganzzügen eingesetzt werden, sei das ohne weiteres zu erreichen. Für Kesselwagen, die überwiegend im Wagengruppenverkehr unterwegs sind und oft auch als Lager genutzt werden, seien hingegen Laufleistungen von 30.000 bis 50.000km üblich. Daran gelte es zu arbeiten. (roe)