BMVI nimmt Unfallursache Ablenkung ins Visier

  • Scheuer probiert Handy am Steuer aus
  • Bleibt das Bußgeld unverändert?
  • Harte Linie bei Abiegeassistenten

BMVI und Verkehrssicherheitsorgansationen wollen das Unfallrisiko durch Handy am Steuer stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen.

Bei einer Pressefahrt des BMVI stellte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zusammen mit Ute Hammer, Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), die neue Verkehrssicherheitskampagne „Tipp tipp tot“ zum Thema Ablenkung durch Smartphone-Nutzung vor. Sie soll in den kommenden Wochen mit verschiedenen Plakaten in ganz Deutschland ausgerollt werden.

Scheuer selbst führte auf dem Fahrtraininggelände des ADAC südlich von Potsdam die Effekte von Ablenkung vor und knallte trotzdem Ausweichversuch in letzter Sekunde voll in das Wasserhindernis.

Scheuer kurz vor dem Einschlag in das Hindernis (Foto: roe)
Bleibt das Bußgeld unverändert?

Der Minister sprach sich dagegen aus, das Bußgeld für unerlaubte Handybenutzung noch weiter zu erhöhen (100 EUR und 1 Punkt). „Da kommt die Wirkmächtigkeit an Grenzen“, sagte er.

Hammer sieht auch die Beifahrer in der Pflicht. Umfrageergebnisse deuteten darauf hin, dass riskante Handybenutzung deutlich abnimmt, wenn Beifahrer oder Kinder an Bord sind. Ablenkung sei inzwischen der vierte „Killer“, nach Fahren ohne Gurt, unter Alkohol und mit überhöhter Geschwindigkeit.

Belastbare Zahlen zur Unfallursache Handy/Ablenkung gibt es für Deutschland nicht. Schätzungen zufolge ist Ablenkung für 10 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden verantwortlich. Es sei jedoch anzunehmen, dass die Zahl der Fälle, wo Handynutzung mittelbar zum Unfall beigetragen hat, deutlich höher ist, sagte Hammer, zum Beispiel wenn unabsichtlich beschleunigt wird. Laut Zahlen aus einer US-Langzeitstudie mit 3000 Versuchsteilnehmern versechsfacht sich das das Risiko eines Auffahrunfalls, wenn SMS gelesen oder getippt werden (siehe unten externer Link).

Harte Linie bei Abiegeassistenten

In der Debatte um den obligatorischen Einbau von Abiegeassistenten in neue Lkw will Scheuer eine harte Linie fahren. Er deutete an, dass ihm die von der EU-Kommission vorgesehenen Übergangsfristen zu lang sind (siehe hier).

Im Rahmen des runden Tischs zum Abbiegeassistenten (siehe hier) will Scheuer auch untersuchen lassen, wie der freiwillige Einbau besser gefördert werden kann. Derzeit können solche Systeme aus dem De-Minimis-Förderprogramm für mautpflichtige Lkw (ab 7,5t) gefördert werden. Scheuer zeigte sich jedoch mit der Nachfrage unzufrieden.

Er bekräftigte im übrigen seine Absicht, noch vor der Sommerpause eine StVO-Novelle vorzulegen, die das Abschalten von Notbremsassistenten verbietet. (roe)

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