• Irreführende Reisendenzahlen

Die Eisenbahn-Grenzübergänge zu den Nachbarländern liegen in ihrer technischen Ausstattung und Kapazität unter dem Durchschnitt des Netzes im Inland. So sind im Inland rund 60 Prozent des Netzes elektrifiziert, von den Grenzübergängen sind es aber nur 49. Gerade einmal 37 Prozent der Grenzübergänge sind zweigleisig ausgeführt, wie sich aus der Antwort des BMVI auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion ergibt. In Inland waren es nach Angaben der Allianz pro Schiene im Jahr 2015 48 Prozent.

„Es ist erschreckend, dass im Jahr 2018 noch nicht einmal die Hälfte der grenzübergreifenden Eisenbahnstrecken auf deutscher Seite elektrifiziert sind“, erklärte der FDP-Verkehrsexperte Torsten Herbst. „Die Vernachlässigung der Schieneninfrastruktur in Deutschland erschwert den Austausch von Personen und Gütern mit unseren Nachbarstaaten.“ Aus der Fraktion hieß es ergänzend, bei der Rastatt-Havarie seien die fatalen Folgen einer Politik sichtbar geworden, die auf wenige hochleistungsfähige Grenzübergänge setzt, aber darüber die Ausweichrouten vergisst.

Mit dem europäischen Zugsicherungssystem ETCS ist laut BMVI übrigens bisher nur ein einziger Grenzübergang ausgestattet (Emmerich).

Irreführende Reisendenzahlen

Fragen wirft eine Statistik zu den Reisendenzahlen auf. Die FDP hatte die Reisendenzahlen im Fern- und Nahverkehr erfragt. Für den SPNV nennt das BMVI aber nur die Zahlen der DB-Tochterunternehmen. Deswegen werden zum Beispiel für die ostsächsischen Grenzübergänge (Görlitz, Zittau) und einige ostbayerische Grenzübergänge daher null Reisende ausgewiesen, weil dort seit Jahren nur noch nichtbundeseigene Eisenbahnen tätig sind. Für den Fernverkehr nennt das BMVI keine absoluten Zahlen, sondern bildet nur eine indexierte Statistik ab.

Auch beim Güterverkehr wird nur das DB-Aufkommen abgebildet. Bemerkenswert ist, dass die DB von 2007 bis 2017 38 Prozent Tonnage im grenzüberschreitenden Verkehr verloren hat – und zwar selbst im Wachstumssegment Kombinierter Verkehr. (roe)

Externer Link: Antwort auf Kleine Anfrage zu Eisenbahn-Grenzübergängen