- 5,3 Mrd. EUR für Euro-5-Nachrüstung?
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Mittwoch zum Abschluss der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg deutliche Skepsis gegenüber einer Hardware-Nachrüstung älterer Diesel-Pkw durchblicken lassen. „Nutzen und Kosten müssen in einem vernünftigen Verhältnis stehen“, sagte sie. „Die Hardwarenachrüstung ist ja relativ kostenintensiv.“
Nichtsdestotrotz betonte sie, dass eine „klare Erwartungen“ an die Automobilindustrie gebe, in der „gravierende Fehler“ gemacht worden seien. „Dafür kann weder der Kunde gerade stehen noch der Steuerzahler, vielmehr muss das, soweit wie möglich, von der Automobilindustrie wieder in Ordnung gebracht werden.“ Ebenso werde die Bundesregierung nicht auf Fahrverbote oder eine blaue Plakette setzen, sondern auf „individuelle Maßnahmen, die die Bürgerinnen und Bürger soweit wie möglich von Auswirkungen verschont lassen“.
Wie Merkel weiter sagte, werden derzeit die Gutachten zur Hardware-Nachrüstung ausgewertet (Expertengruppe I des Nationalen Forums Diesel). Dann werde es eine Abschlusssitzung geben. Einen weiteren großen Diesel-Gipfel werde es nicht geben.
5,3 Mrd. EUR für Euro-5-Nachrüstung?
Unterdessen hat das Büro von Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer überschlägig die Kosten einer Nachrüstung von Euro-5-Diesel-Pkw mit SCR-Katalysatoren für die einzelnen Hersteller kalkuliert. Sie gehen davon aus, dass 80 Prozent der Flotte umgerüstet werden, und zwar zu 1800 EUR je Fahrzeug (Teile und Arbeit). Da in ihrem Modell die Kosten als „Nachleistung“ komplett von den Herstellern getragen werden, gibt es keine Rechnung und somit auch keine Umsatzsteuer. Die Hersteller können die Nachrüstkosten wiederum als Betriebsausgaben geltend machen.
Für die 14 bedeutendsten Herstellerfamilien auf dem deutschen Markt ergeben sich auf dieser Basis überschlägig gut 5,3 Mrd. EUR. Der mit Abstand größte einzelne Anteil entfällt mit knapp 2,6 Mrd. EUR auf den VW-Konzern. Angesichts der Gewinne sei das verkraftbar. „Verteilt auf zwei bis drei Bilanzjahre sind die Nachrüstungskosten damit keine ernsthafte Belastung für die Konzerne.“
| Herstellerfamilien | Nachrüstkosten | Gewinn 2017 (EBT) |
| (Mio. EUR) | (Mrd. EUR) | |
| Volkswagen | 2569 | 13,9 |
| BMW | 663 | 10,7 |
| Mercedes | 527 | 14,7 |
| Ford | 397 | 8,4 |
| Opel | 310 | – |
| Renault | 207 | 6,1 |
| Fiat | 148 | 7 |
| Hyundai | 113 | * |
| Peugeot | 102 | * |
| Volvo | 99 | * |
| Nissan | 94 | * |
| Toyota | 67 | * |
| Mazda | 27 | * |
| Honda | 22 | * |
| Summe | 5345 | |
| *) Wert unbekannt/nicht ermittelt | ||
| Quelle: Grünen-Bundestagsfraktion/Büro Oliver Krischer |
Auch die von der Kanzlerin genannten drei bis fünf Jahre Dauer für den Nachrüstprozess ziehen die Grünen in Zweifel. Für viele Volumenmodelle gebe es von den Herstellern bereits Nachrüstsysteme im Ersatzteilregal. Nur für die Nachrüstsysteme von Drittherstellern sei noch eine Zertifizierung durch die Hersteller notwendig. Nach ihrer Einschätzung dürfte die Nachrüstung eher in sechs Monaten zu erledigen sein. (roe)