- BMVI-Diesel-Arbeitsgruppen weiter im Nebel
Die auf dem Nationalen Forum Diesel beschlossenen Software-Updates und Umstiegsprämien werden voraussichtlich für 50 Städte nicht ausreichen, um die Stickoxid-Luftbelastung unter den Grenzwert von 40 Mikrogramm/m3 zu drücken. Das hat eine Modellierung des Umweltbundesamtes (UBA) anhand von zwei exemplarischen Straßen in München und Mainz ergeben, die am Mittwoch im Bundesumweltministerium vorgestellt wurde. Nur für rund 20 Städte könnte die Entlastung ausreichen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks betonte, sie habe schon auf dem Dieselgipfel darauf hingewiesen, dass diese beiden Maßnahmen „nur ein erster Schritt“ sein könnten. Eine Hardware-Nachrüstung sei vermutlich unumgänglich.
Laut UBA werden Software-Updates und Umstiegsprämien eine Entlastung an der Landshuter Allee in München (Jahresmittelwert 2016: 80 Mikrogramm/m3) um etwa 5 Mikrogramm bewirken, an der Parcusstraße in Mainz (Jahresmittelwert 53 Mikrogramm) um 2 Mikrogramm – also 3 bis 6 Prozent. Das UBA hat verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Nachrüstquoten und unterschiedlicher Nutzung der Umstiegsprämien durchgerechnet. Die geringe Wirkung der Umstiegsprämie auf die hochbelasteten Städte rührt daher, dass dort schon Umweltzonen existieren und Diesel-Pkw der Schadstoffnormen bis Euro 3 einschließlich schon jetzt nicht mehr einfahren dürfen.
Die größte Wirkung zeigte die Umstiegsprämie, wenn die Halter von älteren Diesel-Pkw auf RDE-getestete Euro-6-Diesel umsteigen (Euro 6d). Diese kommen aber erst ab September/Oktober in den Handel. Umweltministerin Barbara Hendricks sagte, nur mit diesen Fahrzeugen sei der Kunde auf der sicheren Seite. Noch besser sei allerdings der Umstieg auf Elektro-, Erdgas- oder Benzinautos.
Der Autoindustrieverband VDA sieht sich durch das Ergebnis der UBA grundsätzlich bestätigt. Nach seinen Berechnungen sei eine Reduzierung der Luftbelastung durch die Software-Updates von 7 Prozent und weitere 2 Prozent durch Umstiegsprämien möglich.
Das BMVI wollte die Ergebnisse nicht kommentieren. Eine Abschätzung anhand von zwei Straßen sei nicht ausreichend, um die Gesamtwirkung zu beurteilen, sagte ein Ministeriumssprecher. Nötig sei eine detaillierte Modellierung individuell für jede Stadt.
BMVI-Diesel-Arbeitsgruppen weiter im Nebel
Wie der Sprecher weiter sagte, sollen die Auftaktsitzungen der beiden vom BMVI geleiteten Arbeitsgruppen innerhalb der nächsten zwei Wochen stattfinden. Diese Auskunft deckt sich aber nicht mit den Informationen in Verbandskreisen. Für die Arbeitsgruppe 1 (Emissionsreduzierung in der Bestandsflotte) sei noch überhaupt kein Termin in Sicht, für die Arbeitsgruppe 2 (digitale Vernetzung) sei ein Termin in Sicht, aber „eher nicht in den nächsten zwei Wochen“, hieß es gegenüber dem Verkehrsbrief.
Ein VCD-Vertreter plädierte gegenüber dem Verkehrsbrief eindringlich dafür, die Deutsche Umwelthilfe und ihr Emissionskontrollinstitut (EKI) zur Arbeitsgruppe 1 hinzuziehen. Auch wenn es beim BMVI Vorbehalte gegen die DUH gebe, sei das EKI wegen seiner Kompetenz für Abgasmessungen wichtig. (roe)
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