Condor-Chef Ralf Teckentrup, zugleich Präsident der Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), der Grünen-Verkehrsexperte Stephan Kühn und Unionsfraktionsvize Arnold Vaatz plädierten am Dienstag auf einer Veranstaltung des Deutschen Verkehrsforums (DVF) dafür, den Wildwuchs von Regionalflughäfen einzudämmen und auf Bundesebene ein Kernnetz zu definieren.
Nach Teckentrups Auffassung kannibalisieren die vielen kleinen Flughäfen den Rest. Er verwies darauf, dass von den knapp 20 deutschen Verkehrsflughäfen mehr als die Hälfte Verluste schreibt und nur eine kleine Minderheit wirklich Gewinn macht. „Deutschland sollte die Luftverkehrspolitik als Bundesangelegenheit definieren“, forderte er.
Auch Vaatz sprach davon, dass Föderalismus und leistungsfähiger Luftverkehr inkompatibel seien. „Wir können die Flughäfen nicht mehr dem Selbstlauf überlassen“, betonte er.
Kühn bedauerte, dass das Luftverkehrskonzept des Bundes immer noch nicht vorliegt. Ich hätte mir gewünscht, dass wir schon im Bundesverkehrswegeplan 2030 die multimodale Anbindung des Flughafen-Kernnetzes bestimmen.“
Luftverkehrskonzept doch noch vor der Wahl?
Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle quittierte überraschenderweise die Aufforderung von Vaatz, das Luftverkehrskonzept „unverzüglich“ vorzulegen, mit einem Kopfnicken. Zuletzt war in Branchenkreisen zu hören, dass die anderen involvierten Ministerien ein umfassend abgestimmtes Regierungskonzept wünschen und ein reines BMVI-Konzept ablehnen, weswegen sich das Verfahren auf unbestimmte Zeit verzögere.
Hinter vorgehaltener Hand war am Dienstag aus der Branche allerdings auch zu hören, dass es für ein Wirkung entfaltendes Konzept jetzt ohnehin zu spät sei. Es komme viel mehr darauf an, die bekannten Inhalte im nächsten Koalitionsvertrag zu verankern. (roe)