„Das Thema ist nicht allein ein technisches Projekt“, sagte Gerhard Praetorius vom VW-Konzern. Die Gesellschaft müsse mitgenommen werden. Das betreffe einerseits Ethik-Algorithmen und Versicherungsfragen von autonomen Fahrzeugen, andererseits die Bereitschaft zum Teilen. „Wir erleben heute die Kollektivierung des Individualverkehrs und die Individualisierung des Kollektivverkehrs“, sagte er unter Anspielung auf Carsharing und neue Mitfahrdienste.
Christoph Müller vom Nachwuchskreis des Progressiven Zentrums erweiterte den Aspekt des Teilens: Wenn vernetzte verkehrsträgerübergreifende Mobilität wirklich den Nutzervorlieben entsprechend funktionieren soll, müssen die Nutzer Daten preisgeben. „Menschen geben ihre Daten nur dann dem Anbieter, wenn sie auf den Schutz der Daten vertrauen können.“
An der Bereitschaft des deutschen Durchschnittsbürger dafür zweifelte Achim Himmelreich vom Digitalverband BVDW und zog das Beispiel Google Street View heran, dass nur in Deutschlnd (und Österreich) auf ernstzunehmenden Widerstand gestoßen sei. Die Bereitschaft zur Preisgabe eigener Daten sei etwa im Vergleich zu Skandinavien sehr gering, die Erfahrungen mit Datenplattformen enttäuschend.
Schlechte Aussichten für Verkehrsvermeidung
Unter dem Aspekt nachhaltigerer Mobilität gestreift wurde das Thema Verkehrsvermeidung. Den Anstoß gab der SPD-Verkehrsexperte Arno Klare, der zum einen an die Forderung der Städteplaner erinnerte, Wohnen, Arbeiten und Einkaufen wieder näher zusammenzurücken, um die Wege zu verringern; zum anderen neue Entwicklungen wie den 3D-Druck, die Transporte überflüssig machen könnten. Prätorius zeigte sich skeptisch. „Natürlich werden wir über Verkehrsvermeidung sprechen müssen“, sagte er. Es werde aber keinen signifikanten Beitrag leisten. „Es gibt nun einmal das große Verlangen der Menschen nach Mobilität.“ Ein Zuschauer hielt Klare entgegen, dass auch für den 3D-Druck Rohstoffe transportiert werden müssen. Die Hoffnung auf Verkehrsvermeidung sei trügerisch. Er erinnerte daran, dass in den Frühzeiten des E-Commerce prophezeit worden sei, der Lieferverkehr werde sich dadurch um 40 Prozent verringern. „Wo wir heute stehen, wissen Sie ja.“ (roe)