Hinweise auf eindeutig illegale Abschalteinrichtungen wie bei VW habe es aber bei den Fahrzeugen nicht gegeben.
Wie aus dem 134 Seiten starken Dokument hervorgeht, erfüllten nur beim Labortest alle 56 vom Kraftfahrt-Bundesamt nachgeprüften Modelle die Stickoxid-Grenzwerte oder lagen innerhalb der zulässigen Toleranzen. Schon geringe Variationen des Testzyklus – zum Beispiel mit warmen Motor, niedrigerer Außentemperatur oder 10 Prozent höheren Geschwindigkeiten – hatten zum Teil deutliche Grenzwertüberschreitungen zur Folge. Insgesamt wurden 650 Tests gefahren, sowohl im Labor als auch auf der Straße.
Heutige Fahrzeuge dem RDE-Test nicht gewachsen
Die von der EU im Herbst 2015 verabredete Prüfung im Realbetrieb (RDE) mit 2,1fachem Konformitätsfaktor hätte nur ein Viertel der 32 getesteten Euro-6-Fahrzeuge bestanden – darunter übrigens mehrere Modelle des VW-Konzerns. Zahlreiche Euro-6-Fahrzeuge stießen im RDE-Betrieb mehr Stickoxide aus als bei schweren Lkw der Euro-VI-Norm zulässig ist, wo die Werte im Betrieb ständig überprüft werden.
Hersteller legen EU-Vorschriften großzügig aus
Dobrindt ließ deutliches Unverständnis darüber durchblicken, dass die Hersteller teilweise schon bei Temperaturen unter 17 Grad die Abgasreinigung herunterregeln („Thermofenster“), und dafür die laut EU-Verordnung zulässige Begründung „Schutz des Motor vor Beschädigung“ anführen. Er sprach sich dafür aus, die EU-Verordnung so zu präzisieren, dass diese Begründung nur dann zieht, wenn ansonsten der Stand der Technik zieht. Außerdem seien derartige Praktiken vor der Typgenehmigung anzuzeigen. Das werde das KBA schon jetzt bei Typgenehmigungen in Deutschland verlangen. Nötig sei auch eine Präzisierung, was der „normale Gebrauch“ sei, bei dem die Abgasreinigung nicht ausgeschaltet werden darf.
Rückrufe vereinbart
Das BMVI hat mit den Herstellern der in Deutschland typgenehmigten Modelle mit deutlichen Grenzwertüberschreitungen einen „freiwilligen“ Rückruf vereinbart. Betroffen sind davon Audi, Daimler, Opel, Porsche und VW mit zusammen 630.000 Fahrzeugen in ganz Europa. Renault hat sich freiwillig angeschlossen. Wieviele Fahrzeuge deutscher Halter betroffen sind, ist noch unklar. Über problematische Fahrzeuge, die in anderen Ländern typgenehmigt worden sind – wie zum Beispiel Ford – seien die dortigen Zulassungsbehörden informiert worden. (roe)
Externer Link: Bericht der Untersuchungskommission