Studie: Bund sollte bei Schifffahrtsförderung nachbessern

In der von der Wirtschaftsberatung Ernst & Young zusammen mit dem Fraunhofer CML verfassten Studie „Schifffahrtstandort Hamburg“ wird als Hauptproblem die schwierige Finanzierungslage für Schiffseigentümer, Reedereien und zugehörige Dienstleister seit der Finanzkrise 2008 ausgemacht. Hier könne auch die Politik für Entlastung sorgen.

Handlungsoptionen für den Bund sehen die Autoren bei diesen Themen:

  • Steuerliche Rechtssicherheit für Schiffsmanager, die Managementleistungen für ausländische Schiffsgesellschaften erbringen – e sei nicht eindeutig geklärt, ob die ausländischen Schiffsgesellschaften dadurch der deutschen Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer auf den vollen Gewinn unterliegen; das ausländische Unternehmen könne aber nicht als Ausgleich von der deutschen Tonnagesteuer profitieren, weil dafür die Voraussetzungen fehlten. Darüber hinaus bestehe auch ein Risiko für deutsche Schiffsmanager, da diese unter Umständen für Steuerschulden der ausländischen Schiffsgesellschaft in Haftung genommen werden können. Nötig seien klare Abgrenzungskriterien.
  • Laut Studie wird die Gebührenhöhe für die Eintragungen ins Schiffsregister als Hindernis wahrgenommen, Schiffe in Deutschland zu registrieren. Heute bestehe aber in der Praxis über ausländische Tochtergesellschaften ein Wahlrecht für die Flagge. Werden Schiffe vor diesem Hintergrund nicht in Deutschland registriert, so würden sie im Regelfall auch nicht aus Deutschland heraus betrieben, da sie nicht zur Tonnagesteuer optieren können. Auf diese Weise entgehe Reedereien und Dienstleistern im Inland Geschäft. Die Berater schlagen vor, die Gebühren für Eintragungen ins Schiffsregister zu senken oder zu deckeln. Singapur zum Beispiel verlange deutlich niedrigere Gebühren. Durch eine Deckelung wäre es für in- und ausländische Reedereien weniger kostenintensiv, von den Regelungen der deutschen Tonnagesteuer Gebrauch zu machen.

Das Land Hamburg ist bei folgenden Vorschlägen gefordert:

  • Fonds mit öffentlichen Investoren zur Beteiligung an Reedereien: Der Fonds würde sich an zukunftsfähigen Reedereien oder Teilen davon in Form eines Joint Venture beteiligen.
  • Vernetzte Forschungsförderung – innerhalb der Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) sollte ein Ansprechpartner für die Organisation des „Fördertopf-Managements“ mit branchenspezifischer Expertise benannt bzw. eingestellt werden. Er würde dann Informationen zu passenden Fördergeldern/-programmen auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene bündeln und gezielt für Unternehmen der Seeschifffahrt aufbereite,
  • Die zahlreichen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen mit Hochschulcharakter sollten sich gemeinsam unter der Dachmarke „Hamburg Maritime Schools“ bekannter machen und miteinander vernetzen
  • Für die Standortvermarktung im Bereich Seeschifffahrt schlagen die Autoren die Gründung einer Marketingorganisation wie z.B. der „Seeschifffahrt Hamburg Marketing e.V.“ oder die Angliederung einer seeschifffahrtsspezifischen Marketingorganisation an die Hafen Hamburg Marketing e.V. vor.
VDR sieht Vorschläge positiv

Ralf Nagel, Hauptgeschäftsführer des Reederverbandes VDR, begrüßte die Vorschläge und forderte die Bundesregierung auf, sie in der geplanten Maritime Strategie aufzugreifen. Er mahnte, wer mehr Schiffe unter deutscher Flagge wolle, müsse auch die Verwaltung vereinfachen. „Der eingeschlagene Kurs zu einer dienstleistungs- und serviceorientierten Flaggenstaatsverwaltung muss konsequent fortgeführt werden.“ (roe)

Externer Link: Studie „Schifffahrtsstandort Hamburg“

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