Immer mehr deutsche Schiffe in Europa registriert

  • Portugal gewinnt weiter Anteile
  • Wilms: Regierungskoalition sollte deutsche Flagge attraktiver machen
  • Luxemburg und andere EU-Flaggen verlieren
  • Flotte unter deutscher Flagge schrumpft weiter
  • Verkehrsausschuss berät über höheren Lohnsteuereinbehalt

Ergänzt 12.1. Die portugiesische Flagge wird für deutsche Reeder offenbar immer interessanter. Dank ihres rasanten Zuwaches ist vergangenen Jahr (Stichtag 31.12.) nicht nur der Anteil der Tonnage unter EU-Flaggen von 34,2 auf auf 38,1 Prozent an der Gesamttonnage gestiegen, sondern auch die absolute Tonnage legte um 8,6 Prozent zu. Das ergibt sich aus Daten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Der Anteil der EU-Tonnage ist wichtig für die Frage, ob die EU-Kommission es Deutschland weiterhin erlaubt, allen deutsch bereederten Schiffen unabhängig von der Flagge die Tonnagebesteuerung zu gewähren.

Portugal gewinnt weitere Anteile

Größter Gewinner unter den EU-Flaggenstaaten war wie schon 2014 Portugal. Die Zahl der dort registrierten Schiffe stieg binnen Jahresfrist um mehr als die Hälfte von 118 auf 187 Einheiten. Die Tonnage verdoppelte sich sogar auf 6.835.296 BRZ. Hinter dem Anstieg dürfte vor allem das sogenannte „Madeira-Register“ stehen, hinter dem maßgeblich deutsche Kaufleute stehen und das ausweislich seiner Website de facto von Hamburg aus operiert.

Wilms: Regierungskoalition sollte deutsche Flagge attraktiver machen

Die Grünen-Schifffahrtsexpertin Valerie Wilms erklärte gegenüber dem Verkehrsbrief, sie begrüße den Trend von den Drittstaat-Flaggen hin zu europäischen Schiffsregistern. „Ich glaube nicht, dass die große Stillstandskoalition die deutsche Flagge noch irgendwann attraktiver gestalten wird. Eigentlich wäre die Zeit reif dafür, aber die Koalition verschleppt die nötigen Reformen immer weiter.“

Luxemburg und andere EU-Flaggen verlieren

Der frühere Senkrechtstarter Luxemburg hingegen musste erneut Einbußen hinnehmen. Von den 35 Schiffen Mitte 2014 waren Ende 2015 nur noch 29 übrig, die Tonnage ging sogar um ein Drittel auf auf knapp 1,5 Mio. BRZ zurück.

Verluste mussten auch die traditionellen europäischen Ausflaggungsziele Zypern und Gibralter hinnehmen. Zypern verlor 14 Prozent seiner deutsch bereederten Tonnage und hat jetzt nur noch 106 Einheiten (Ende 2014: 123) Einheiten im Register. Gibralter verlor 5,9 Prozent der Tonnage und hat jetzt noch 90 deutsche Einheiten im Register (2014: 99).

Flotte unter deutscher Flagge schrumpft weiter

Die deutsche Flagge musste im vergangenen Jahr erneut Einbußen hinnehmen. Die Gesamtzahl der Seeschiffe unter deutscher Flagge sank von 368 auf 351 Einheiten, die der Schiffe im Internationalen Schiffsregister (ISR) von 212 auf 192 (minus 9,4 Prozent). Die gesamte deutsche Handelsflotte schrumpfte von 3071 auf 2848 Einheiten (minus 7,3 Prozent).

Verkehrsausschuss berät über höheren Lohnsteuereinbehalt

Der Bundestags-Verkehrsausschuss wird sich an diesem Mittwoch mit einem Gesetzentwurf des Bundesrates befassen, der vorsieht, den Lohnsteuereinbehalt für Seeleute auf Schiffen unter deutscher Flagge von derzeit 50 auf 100 Prozent zu erhöhen. Ziel ist, die deutsche Flagge durch niedrigere Personalkosten attraktiver zu machen.

(roe)

Anmerkung: Die Zahlen des BSH weichen von den Zahlen des Reederverbandes VDR (siehe hier) ab, weil der VDR eine andere Definition des Begriffes „deutsch bereedert“ verwendet.

Schreibe einen Kommentar