- Pflicht-Schiffsmechaniker verteuert Fahren unter deutscher Flagge
- Mehr Förderung für LNG angemahnt
- VDR für schnelle Einführung von Englisch als Reviersprache
- Deutsche Flotte weiter geschrumpft
Die deutschen Reeder fordern von der Politik Kostenentlastung beim Personal und mehr Unterstützung bei der Einführung von LNG als Schiffstreibstoff. Der angekündigte 100-prozentige Lohnsteuereinbehalt und die volle Erstattung der Sozialversicherungsbeträge müssten zügig umgesetzt werden, forderte Alfred Hartmann, Präsident des Reederverbands VDR, am Donnerstag vor Journalisten in Hamburg. VDR-Geschäftsführer Ralf Nagel betonte, damit würden die Bedingungen in Deutschland nur denen in europäischen Nachbarländern wie den Niederlanden oder Dänemark angeglichen. Hartmann zeigte sich zuversichtlich, dass mit den beiden Maßnahmen nicht nur das Ausflaggen gestoppt werden kann, sondern es sogar zu Rückflaggungen kommt.
Pflicht-Schiffsmechaniker verteuert Fahren unter deutscher Flagge
Als gravierende Erschwernis für die deutsche Flagge nannte Hartmann die starre Schiffsbesetzungsverordnung und konkret die Anforderung, einen Schiffsmechaniker an Bord einzusetzen. Der Beruf des Schiffsmechanikers sei eine deutsche Besonderheit. Die Beschäftigung koste rund 76.000 EUR pro Jahr, während der internationale Wettbewerb einen „able seaman“ für rund 16.000 EUR einsetzen könne. „Der Schiffsmechaniker hat in der Schiffsbesetzungsordnung nicht zu suchen“, sagte Hartmann, wollte das aber auf keinen Fall als „Schiffsmechaniker-Bashing“ verstanden sehen: Der Beruf habe seine volle Berechtigung, vor allem weil rund 85 Prozent der Schiffsmechaniker im Anschluss ein maritimes Studium anstrebten.
Nagel erläuterte, auf Fähren, Schleppern und in der Offshore-Industrie gebe es genügend Einsatzmöglichkeiten, wo der Schiffsmechaniker keine Probleme für die Wettbewerbsfähigkeit verursache. Von den rund 540 Schiffsmechanikern sei die Mehrheit auch dort beschäftigt, nur 130 führen in der internationalen Handelsschifffahrt unter deutscher Flagge. Dort gefährdeten sie aber mittelbar Arbeitsplätze deutscher Offiziere, weil sie den Kostendruck zugunsten eines Ausflaggens erhöhten.
Hartmann bedauerte, dass es mit der Gewerkschaft Verdi keine Einvernehmen über eine geänderte Schiffsbesetzungsordnung gefunden werden konnte. Nun liege die Entscheidung beim BMVI. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wurde für den Abend zum traditionellen VDR-Reederessen erwartet.
Mehr Förderung für LNG angemahnt
Der VDR-Präsident mahnte bei der Bundesregierung ein breites Förderprogramm für LNG (Flüssigerdgas) als Schiffstreibstoff an. „Bisher ist in ganz Europa kein einziges LNG-Schiff ohne staatliche Zuschüsse in Fahrt gekommen“, betonte er. Noch seien LNG-angetriebene Schiffe rund 25 Prozent teurer als konventionelle Schiffe, weil sie als Dual-Fuel-Schiffe ausgelegt werden müssten.
Dringend gesenkt werden müssten die Hürden für LNG-Schiffe in den Häfen, konkret für das Betanken – „da müss auch Hamburg noch etwas tun“. Dabei gehörten LNG-Schiffe „zu den sichersten der Welt“. Für seine eigene Reederei seien drei LNG-Tanker mit LNG-Antrieb in Bau, die „notfalls auch die Ladung verfahren können“.
VDR für schnelle Einführung von Englisch als Reviersprache
Im Gespräch mit dem Verkehrsbrief sprach sich Nagel dafür aus, Englisch möglichst schnell als Reviersprache einzuführen. Es wäre ein deutlicher Beitrag für mehr Sicherheit. Im ähnlich internationalen Luftverkehr diskutiere niemand mehr über die Sinnhaftig von Englisch als Kommunikationsgrundlage. Vermutungen aus der Politik, dass die Beibehaltung von Deutsch der deutschen Flotte einen Vorteil verschaffen könne, hält er für nicht stichhaltig. „Die deutschen Seeleute können alle Englisch“, sagte er.
Deutsche Flotte weiter geschrumpft
Die deutsche Handelsflotte ist in den ersten drei Quartalen weiter um netto 117 Schiffe auf jetzt 3127 Einheiten geschrumpft. 182 Verkäufen ins Ausland und 13 Verschrottungen standen 52 Ankäufe und 26 Neubau-Ablieferungen gegenüber. Unter deutscher Flagge fuhren laut Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Ende November noch 350 Einheiten, davon 192 im internationalen Verkehr. (roe)